1. Willich

Paul Steentjes untersucht den Absturz einer Halifax.

Flugzeugabsturz : ...am nächsten Tag regnete es Öl

Was war passiert im Nachthimmel zwischen Anrath und Vorst am 1. Augut 1942, als die deutsche Flak britische Bomber beschoss. Ein Flugzeug stürzte zwischen Anrath und Vorst ab.

Anrath/Vorst. 1. August 1942. Luftalarm in Deutschland. Britische Bomber-Geschwader nehmen Kurs auf Deutschland, um hier strategisch wichtige Punkte des deutschen Militärs zu treffen. Der Nachthimmel hell erleuchtet von Leuchtspurmunition und Explosionen. Die Menschen verschanzen sich in den Kellern. Gefährliche Zeiten. „Es herrschte Angst“, sagt der Anrather Paul Steentjes, der den Absturz eines britischen Bombers zu jener Zeit untersucht. Bei seinen Recherchen konnte er auch noch mit einigen Zeitzeugen aus Vorst sprechen, die ihm aus erster Hand von der Nacht im August berichteten. „In einem Buch des Willicher Heimatvereins ‚Und stürzte brennend ab...’ von Lokalhistoriker Ludwig Hügen wird der Abschuss und Absturz einer Lancaster 1 NR R 5867 LM-T über Anrath beschrieben, der mich sehr interessiert hat. Bei meinen Recherchen bin ich jedoch auf ein ganz anderes Ergebnis gekommen“, berichtet Paul Steentjes. Tatsächlich ist die Lancaster mit Pilot Leo ­Lasalle und gesamter Crew nicht in Anrath, sondern wie auch von Briten und Kanadiern zuerst vermutet in Baerl - zwischen Moers und Walsum - abgeschossen worden. „Diese kamen, wie ich jetzt mit Sicherheit weiß, bei Baerl am Wolterhofen ums Leben. Also fast direkt am Rhein. Die Lancaster R 5867 mit Leo La Salle stürzte in der Nacht zum 24. Juli 1942 ab.“

Steentjes kam im Laufe seiner Recherchearbeiten auf ganz andere, überraschende Ergebnisse. „Ich kam mit der Familie Capell in Kontakt, welche noch die Original-Aufnahmen aus dem Buch des Heimatvereins hatte, und konnte mir die Fotos daher auch genauer anschauen“, erzählt Steentjes.

Hier fiel ihm zunächst das Datum auf: 1. August 1942, 2.30 Uhr morgens. „Im Buch stand aber, dass die Lancaster R 5867 mit Pilot Leo La Salle in der Nacht zum 24. Juli 1942 abgestürzt sei.“ Bei der ASN, der „Aviation Safety Network Wiki Database“, in Großbritannien ging man seit 1942 davon aus, die Lancaster sei in Baerl abgestürtzt. „Zunächst schien sich das zu widerlegen“, erzählt Steentjes. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass die Lancaster bei Anrath abgeschossen wurde.

Wie sich aber jetzt rausstellen sollte, war die vermeintliche Lancaster eine Halifax. „Laut Royal Airforce Archiven gab es in der Nacht zum 1. August einen Großangriff auf Düsseldorf und Neuss, wobei ein Bomber vom Typ Halifax in der Nähe von Anrath runterkam.

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Das große Flugzeug mit der Kennung W1109 LQ-S war vom Flughafen Pocklington gestartet. Beim Abschuss kam die siebenköpfige Besatzung ums Leben“, berichtet der Anrather Geschichtsforscher. Das es sich bei dem Flugzeug um einen Typ Halifax 2 handelt, wurde vom Lincolnshire Aviation Heritage Centre in England bestätigt. „Dort restauriert man gerade eine alte Lancaster“, sagt Steentjes.

Laut Zeitzeugen und Bomber Command in England wurde die Halifax aus Richtung Düsseldorf kommend bei Anrath getroffen und kam, eine Kurve drehend zurück Richtung Westen, über Vorst runter wobei sie viel Öl verlor. „Damals - so erzählte man mir - hätte man gesagt, es hätte einen Tag später noch Öl geregnet.“

Über die Weiden der jetzigen Gärtnerei von Danwitz in Vorst brach das Heck ab und die hintere Geschützkanzel kam runter. Der Rest des schweren Geschützflugzeuges flog über die Anrather Straße, überall Teile verlierend, und krachte dann auf das Weizenfeld vom Ingmannshof direkt an der Straße zwischen Anrath und Vorst. „Augenzeugen berichten, dass am nächsten Tag im weiten Umfeld Teile und Überreste verstreut lagen“, weiß Steentjes.

Über den Vorster Heimatverein kam der Anrather mit Landwirt Peter Joppen und Jakob van Heesch in Kontakt. „Beide haben noch ein Rotorblatt des Propellers der Halifax. Es ist ein Rotorblatt aus Holz, knapp zwei Meter lang, typisch für die Propeller der Halifax-2-Modelle mit Rolls Royce Merlin Motoren, wie sie auch bei den Spitfire Jagdmaschinen verbaut wurden“, erklärt Steentjes.

Beim Heimatverein Vorst ist das Interesse groß und auch der Anrather Paul Steentjes will noch weitere Nachforschungen anstellen. „Wir planen jetzt auch eine Sondierung an gewisse Stellen, die noch nicht erforscht wurden“, sagt er weiter.

Außerdem sei er mit dem kanadischen Squadron in Kontakt, und man überlegt, an der Absturzstelle eine Plakette für die gefallenen Piloten und Crew-Mitglieder zu installieren.