Von Höcksken auf Stöcksken: Wir haben keine Argumente gefunden

Von Höcksken auf Stöcksken : Wir haben keine Argumente gefunden

Als wir uns früher unterhielten, waren wir sorglos. In der heutigen Zeit, so war der Tenor in unserer Runde, könnte ein bedeutender Nationalsozialismus nicht mehr entstehen. Viel zu viele würden sich mit aller Entschlossenheit dagegenstellen und würden die unbelehrbaren Rechten zurückdrängen.

Ohne Gewalt natürlich, nur mit Argumenten. Dabei helfen würden Texte und Bilder in Presse, Fernsehen und Internet. So hatten wir gedacht. Und jetzt? Falsch gedacht.

Denn die Übergriffe der Rechten nehmen zu. Die Gewaltbereitschaft ist erschreckend hoch. Und es scheint, als ob es nicht ausschließlich ein Problem in unserem Land wäre. Meldungen aus den USA, aus Frankreich, den Niederlanden oder Großbritannien (und und und) zwingen Sorgenfalten in die Stirn.

Wenn jetzt unsere Runde zusammenkommt, fragen wir uns immer wieder, was denn Argument für den Nationalsozialismus sein könnte. Wir grübeln und grübeln. Emotionale und soziale Inkompetenz, fehlende Allgemeinbildung, das eigene, aber nur selbst empfundene Elend und ein verblendeter, weil völlig unangemessener Machtanspruch? Wer die Kommentare zum Kommentar von Anja Reschke in der Sendung "panorama" gelesen hat, war erstens tagelang beschäftigt, aber dem wurde zweitens auch Angst und Bange. Die mutige Frau hatte zu einem Aufstand der Anständigen aufgerufen, sich gegen rechtes Gedankengut zu wehren und erntete allerdings auch Antworten aus der rechten Ecke. Gottlob blieben diese Anmerkungen in der Minderzahl. Denn die Zahl der Menschen, die helfen wollen und können, ist groß. Diese Menschen hängen ihr Engagement nicht an die große Glocke.

Unser Hirn wird aber geflutet von Nachrichten über Anschläge auf Flüchtlingsheime, von rechter Bürgerwehr in Dortmund, von Hassparolen und von Aufforderungen zur Gewalt gegen Menschen, die eine andere Herkunft haben.

Was tun, wenn wir den Anfängen wehren wollen? Unsere Runde hat mit Sicherheit noch genügend Gesprächsstoff. Denn wir wollen nicht ignorieren, nicht totschweigen, nicht mit Gewalt antworten, nicht verharmlosen. Wir wollen aber auch nicht eingeschüchtert und nicht unterdrückt werden, wenn wir uns so verhalten, wie wir uns verhalten wollen. Also: Was tun? Möglicherweise haben Sie eine Antwort parat. Schreiben Sie uns an u.rentzsch@report-anzeigenblatt.de.