„Wir machen Meerbusch !“

„Wir machen Meerbusch !“

„Wir machen Meerbusch – Jugend mit Stimme“, schreiben die Jugendlichen auf ihre Plakate und gebastelten Papiermodelle. Es ist ihr Slogan. Sie sind alle Teile des Projektes „Meerbusch als Modellkommune für Partizipation“, das bundesweit das erste seiner Art ist.

Bei einem Neujahresempfang stellten Schülerinnen und Schüler ihre neun Projektideen im Jugendcafé vor.

Ulla Bundrock-Muhs (r.) mit den Meerbuscher Jugendlichen.
Ulla Bundrock-Muhs (r.) mit den Meerbuscher Jugendlichen. Foto: Vuhl

Eine Bushaltestelle, Kekse, ein Baum und Acht-Euro-Scheine. Dies alles brachten die Jugendlichen zu ihrer Projektvorstellung am Neujahresempfang mit ins JuCa. Am Weltkindertag hatten sie in Gruppen überlegt, wie sie die Stadt nach ihren Wünschen positiv umgestalten könnten. Nun stellten sie die Ergebnisse Vertretern lokaler Organisationen, Schulen, Unternehmen und Politik vor. „All diese Ideen sind realisierbar, auch wenn den Kindern oft etwas anderes gesagt wird“, betonte Ulla Bundrock-Muhs, die Leiterin des Gesamtprojekts, das in Kooperation mit der Stadt Meerbusch läuft. Gefördert wird das Konzept durch das Landesjugendamt Köln/LVR, durchgeführt von der „querkopf-akademie“.

In Gruppen kamen die Jugendlichen auf die Bühne, um ihre Projekte zu erläutern. Finn Ketelsen (Maria-Montessori-Gesamtschule), der mit seiner Gruppe an dem am weitesten entwickelten Projekt, einer Osterather Skaterbahn arbeitet, schlug beispielsweise einen Spendenlauf vor, um das Geld dafür zusammenzubekommen. Alle Projekte sollen nämlich ohne Geld aus dem Haushalt der Kommune auskommen. Zu diesem Zweck wurde den Zuschauern Falschgeld überreicht. Die Acht-Euro-Scheine sollten aufzeigen, dass die Summe von 400.000 Euro leicht zu erreichen sei, wenn jeder Bürger Meerbuschs acht Euro beisteuern würde. Andere Ziele der Jugendlichen waren ein Ort, an dem Graffitisprayen erlaubt ist, freies WLAN, ein Outdoorspielplatz und eine Shoppingmeile in Osterath.

Morice-Constantin Ippers(18), geht zwar nicht in Meerbusch zur Schule, hat aber gerade deshalb genug Gründe, den „Meerbusch-Express“ vorzustellen. Er wurde als jüngstes Mitglied der Grünen angefragt, bei diesem Projekt mitzuwirken. „Ortsteile, die noch nicht direkt miteinander verbunden sind, könnten so besser erreicht werden.“ In jeder Ortschaft soll es dabei eine zentral gelegene Bushaltestelle geben. Gespräche mit der Rheinbahn gibt es schon.

  • Christian Bommers und sein Amtskollege Mykhailo
    Kooperationsverträge unterzeichnet : Fastiv ist dritte Partnerstadt
  • Platz 1 Biologie: Julius Clauss (17)
    Jugend forscht: Regionalsieger der Bischöflichen Marienschule : Mit Rinderklauen auf Platz eins
  • Bei Jugend forscht im Bereich Technik
    Regionalsieger bei Jugend forscht : Sieg und zwei Sonderpreise

Ein Apfelbäumchen soll am 1. April möglichst am Stellplatz der Skaterbahn gepflanzt werden, um zu symbolisieren, dass eine „Stadt-SV“ gegründet wurde. Über diese sollen mehrere Projekte, auch mit Flüchtlingen, laufen, um auch die Schulen dazu zu bringen, näher zusammenzuarbeiten.

Der offizielle Start der Kampagne „Wir machen Meerbusch – Jugend mit Stimme“ ist der 13. September. Ein Logo gibt es auch schon. Noch mehr Jugendliche sollen animiert werden mitzumachen.

„Es ist nicht ganz so üblich, dass sich Jugendliche aktiv in die Politik einbringen wollen“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Jürgen Eimer. Jugendliche seien die Zukunft ihrer Stadt. „Sie sollen lernen, dass sich Engagement lohnt“, sagte Ulla Bundrock-Muhs. „So kann man jeglichem Extremismus entgegenwirken.“

Alles begann damit, dass die Geschwister Nele (12) und Florian(11) Kohtes 2014 im Campingurlaub waren. So eine Skaterbahn wie dort wollten sie auch in Osterath haben. Also bastelten sie ein Modell und sammelten über 80 Unterschriften, um die Bürgermeisterin überzeugen zu können. „Die war sofort Feuer und Flamme“, berichtet Nele. „Sie schlug uns vor, einen Termin mit Ulla Bundrock-Muhs, unserer alten Lehrerin, zu machen“, sagt Florian. Anderthalb Jahre lang treffen sie sich jetzt schon, jeden Dienstag im JuCa. Die anderen Projekte waren erst am Weltkindertag entstanden, zu dem 60 Jugendliche aller Meerbuscher weiterführender Schulen geladen waren. „Aber im Moment bekommen wir nur Absagen.“ Dies bestätigt Ulla Bundrock-Muhs. „Wir treten auf der Stelle. Ohne festen Stellplatz können wir auch keine Spenden einsammeln.“ Die Sparkasse wäre momentan noch ein Einzelfall dadurch, dass sie das Skaterbahn-Projekt mit einer Großspende und Logistik stützen würde. Doch der Neujahrsempfang ist auch zum „Netzwerken“ gedacht. „Das ist das Spannende an diesem Projekt“, sagt Ulla Bundrock-Muhs, als sie von der einen Seite darauf gebracht wird, eine Sponsoren-Fahrrad-Tournee zu organisieren und ihr von der anderen Seite Hilfe aus dem Stadtrat angeboten wird. Ralph Jörgens von der FDP macht bereitwillig einen Termin mit der Arbeitsgruppe aus. Vieles ist noch nicht in trockenen Tüchern, doch wenn alle etwas zu dem Projekt beitragen, und das Konzept ein Erfolg wird, ist Meerbusch ein Paradebeispiel für andere Städte Deutschlands.

(StadtSpiegel)