Wo würden Sie lieber sitzen ?

Wo würden Sie lieber sitzen ?

Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf dem Marktplatz, die Sonne sticht, Sie haben Durst – und die Wahl: Zur Linken ein lauschiges Plätzchen, hübsch dekoriert, von Grünpflanzen umrahmt. Zur Rechten ein Ambiente zwischen Staubgrau und Beige.

Wo würden Sie Platz nehmen?

Alles nach Schema F wie „Farblos“ oder bunt und lebendig? Die Diskussion um die Gestaltungssatzung geht in die nächste Runde. Denn die Bezirksvertretung Süd hat getagt. Und: Viel ändern wird sich nicht, vor allem nicht auf dem Rheydter Marktplatz. Einfach Blumenkübel aufstellen? Keine Chance. Vor allem auf dem Marktplatz herrscht strikte Ordnung.

„Schade, dass alles so beige ist“, findet Heidrun Möller. Mit Freunden, alle gebürtige Rheydter, sitzt sie auf dem Marktplatz und trinkt Kaffee. Helmut Ling pflichtet ihr bei. „Man weiß nie, wo man gerade sitzt, weil ein Lokal wie das andere aussieht“, klagt er. „Rheydt ist langweilig!“

An den Betreibern des Lokals „Rossini“ liegt es nicht. Inhaber Fazli Bekiroglu erklärt: „Uns gefällt das auch nicht. Wir würden gern Grünpflanzen aufstellen, eine Beleuchtung anbringen – aber wir dürfen null!“

Was sie „durften“, so der Inhaber: „Vor zwei Jahren mussten wir die komplette Bestuhlung, Tische, Schirme austauschen.“ Und das heißt: Beige. Mediterranes Flair? Palmen? Lichterketten? Oder wenigstens farbige Sitzkissen? „Hatten wir“, sagt Tolga Bekiroglu, der Sohn des Inhabers. „Aber die mussten wir wegnehmen.“ Nicht nur die Atmosphäre leidet unter den Restriktionen. Wie Heidrun Möller richtig vermutet: „Das geht doch an die Existenz!“ Tatsächlich musste Fazli Bekiroglu seine Fläche bereits um sechs Tische reduzieren und einen Umsatzverlust hinnehmen. Und: „Einen Servierwagen dürfen wir auch nicht aufstellen“, so sein Sohn. „So müssen wir für jedes Besteck reinlaufen. Das erschwert den Service.“

Die Frage, die sich stellt, ist: Setzt die Stadt ihre Prioritäten richtig? Helmut Ling ist der Meinung: „Die sollen doch froh sein über jedes Lokal, das hier funktioniert.“

(StadtSpiegel)