„Zeitgeschehen“ in der Apsis

„Zeitgeschehen“ in der Apsis

Meerbuscherin Sibylle Gröne stellt ihre Werke ab Sonntag, 2. November, in Osterath aus

Osterath. Keine beliebte Zeit, jetzt: Der Herbst bekommt winterliche Prägung, die Farben schwinden, Dunkelheit breitet sich aus. Und die Feiertage mahnen an die Vergänglichkeit: Allerseelen, Volkstrauertag, Totensonntag. Das Kirchenjahr geht zu Ende und wartet gleichsam auf seinen Neuanfang. Die evangelische Kirche in Osterath steuert der Tristesse nun mit der Ausstellung „Zeitgeschehen“ von Sibylle Gröne entgegen.

Sibylle Grönes Arbeiten nehmen vieles von dieser Atmosphäre auf. Oft ist die Kreuzform zu sehen, ein Zusammentreffen von Vertikalen und Horizontalen. Und die Bilder bestehen in der Hauptsache aus Rostspuren.

Es ist aber auch ein Spiel mit lebhaften Flächen, die sich rhythmisch aneinander fügen – entstanden durch diesen Prozess des Rostens, der seinen „Duktus“ auf dem Bildgrund hinterlässt: Die Künstlerin betont immer wieder, dass sie mit der Natur zusammen arbeitet, und ja, sie gibt ihr ihre Bilder in gewisser Weise sogar anheim. Hier beschreibt sie es selbst: „Die Eigendynamik des Materials ist am Werk. Unter freiem Himmel, im Garten, dirigiert sie das Geschehen. Was passiert bei dem Zerfallsprozess des Eisens? Da bildet sich, rein chemisch, eine Verbindung mit Sauerstoff, das Fe2O3.“ Es entstehen, so erzählt sie weiter, geheimnisvolle Strukturen und Zeichen, man könnte sogar von „Inschriften“ sprechen. Gröne verbindet diese mit Tuschemalerei und wäscht und schwemmt durch Bewässerung einige Teile wieder aus.

Der Prozess, das Geschehen haftet den Bildern also deutlich an, und das ist tröstlich. Die Bilder führen den Betrachter aus dem Stillstand, hinein ins „Zeitliche“ – und auch die Künstlerin selbst muss, bei aller Wartezeit, handeln: „Die Zeit verwandelt die Dinge, die Materie, bis ich sie zur richtigen Zeit der Natur entreiße.“ Zur richtigen Zeit, zum richtigen Zeitpunkt – oder, ganz biblisch: Alles hat seine Zeit.

Sibylle Gröne ist 1958 in Meerbusch geboren. Zwischen 1979 und 1986 besuchte sie die Fachhochschule Köln (Freie Kunst) und die Fachhochschule Krefeld (Grafik-Design/Diplom). Seit 1989 zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Vernissage: Sonntag, 2. November um 11.15 Uhr (mit einer Einführung von Judith Albaum). Ausstellungsdauer: bis 23. November. Ort: Evangelische Kirche Osterath, Alte Poststraße 15, Osterath.

(StadtSpiegel)