Flüchtling Hassan musste um sein Leben fürchten: Zuflucht Fußball

Flüchtling Hassan musste um sein Leben fürchten : Zuflucht Fußball

Weil er von einer Gang bedroht wurde, musste Hassan Musah aus seiner Heimat in Ghana nach Libyen fliehen. Hier konnte er wegen des Bürgerkriegs nicht bleiben. Jetzt lebt er im Flüchtlingsheim an der Schmiedestraße in Süchteln - und spielt für die zweite Mannschaft des Dülkener FC.

Was Hassan Musah in seinen jungen Jahren schon alles erlebt hat, das kann man sich in westlichen Gefilden nicht einmal vorstellen. Aufgewachsen in Ashanti, einer Region in Ghana, hatte er als Kind nur eins im Kopf: Fußball spielen. Und Hassan hatte Talent, schaffte es in die zweite ghanaische Liga, war kurz davor, vom Fußball leben zu können. Doch eines Tages sollte das Schicksal sein Leben verändern.

"Einmal attackierten Sie mich sogar mit einem Messer"

"Ich kam vom Training nach Hause und sah, wie eine Gang einen Supermarkt überfiel. Ich kannte einen der Täter und machte eine Aussage bei der Polizei. Leider hat die Gang das aber mitbekommen", erinnert sich Hassan an den Vorfall im Frühjahr 2014. Es folgte ein Spießrutenlauf: "Die Gang überfiel mich, schlug mich zusammen. Einmal attackierten sie mich sogar mit einem Messer." Die Narbe von dem Überfall ist noch heute an seinem Kopf deutlich zu erkennen.

Doch das war noch nicht alles. "Ich saß mit meiner Mutter bei uns im Haus, als plötzlich von draußen jemand meinen Namen rief. Als ich antwortete, wurde die Fensterscheibe eingeschlagen und zweimal in unserer Wohnzimmer geschossen. Ich habe laut geschrien und dann so getan, als sei ich getroffen worden. Dann hörte ich nur noch, wie ein Motorrad wegfuhr."

"Ich wollte so schnell wie möglich das Land verlassen"

Nach diesem Schock gab es für Hassan nur einen Ausweg: "Ich wollte so schnell wie möglich das Land verlassen. Ich war nicht mehr sicher. Meine Mutter und mein Bruder Ibrahim waren natürlich tief traurig und sie haben viel geweint, denn seit diesem Tag habe ich sie nicht mehr gesehen."

Und so packte Hassan seine Sachen und floh zunächst über die Elfenbeinküste nach Libyen, wo er sich als Fußballspieler über Wasser hielt. "Als es mit dem Krieg dort immer schlimmer wurde gab es für mich nur zwei Optionen: Entweder ich bleibe und sterbe, oder ich verlasse das Land. Aber wohin?" Erstmals dachte Hassan darüber nach, Afrika ganz zu verlassen. Und als er jemanden kennenlernte, der ein Schiff hatte, stand für ihn fest: "Ich versuche mein Glück in Europa."

So kam Hassan auf eines der Boote, über die in unseren Nachrichten immer wieder berichtet wird: "Vier Tage lang dauerte die Reise über das Mittelmeer. Es waren 360 Passagiere an Bord, auf zwei Ebenen verteilt. Viel Platz gab es nicht, aber ich glaube, es haben alle überlebt." Ganz sicher aber weiß er das nicht. An der italienischen Küste angekommen, ging die Odyssee für Hassan weiter. "Ich war zwei Monate in Italien, ehe man mich nach Deutschland schickte. Zuerst war ich in München, dann in Dortmund und Neuss. Nun lebe ich seit elf Monaten im Flüchtlingsheim an der Friedensstraße."

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Ein Aushang am Flüchtlingsheim führte ihn zum Dülkener FC

Hier sah Hassan dann vor einigen Wochen einen Aushang: "Zwei Sportvereine hatten uns Flüchtlingen angeboten, bei einem Probetraining mitzumachen. Ein Taekwondo-Club und eben der Dülkener FC. Also bin ich in den Bus gestiegen und zum Training gefahren", sagt Hassan, der aber ein Problem hatte: "Ich hatte keine Fußballschuhe, keine Sportsachen." Also sammelte der Dülkener FC, besorgte die knallgelben Fußballschuhe und organisierte ein Trikot. Und dann konnte es losgehen.

"Hassan ist ein sehr wendiger, schneller Spieler, der bei uns im Training im offensiven Mittelfeld eingesetzt wird", sagt Trainer Joe Knochen. Ein Ligaspiel hat Hassan noch nicht bestritten, aber die Anmeldung beim Verband ist bereits durch. Ebenso wie bei Franklin aus Nigeria, der ebenfalls in dem Flüchtlingsheim an der Schmiedestraße lebt. Für beide ist der Fußball beim Dülkener FC eine willkommene Abwechslung von der Tristesse im Asylhaus. "Viel können wir da nicht machen. Wir lernen deutsch und kümmern uns um unseren Aufenthaltsstatus. In der vergangenen Woche war es besonders schlimm. Als es so heiß war, konnte man es in den Containern nicht aushalten. Da habe ich dann bei einem Freund in Rheydt übernachtet", sagt Hassan, der noch nicht so genau weiß, wie es für ihn weiter geht.

"Meine Familie fehlt mir"

"Mein Anwalt sagt, ich brauche mir keine Sorgen machen. Die nächsten Monate ist mein Aufenthalt in Deutschland sicher. Was dann kommt, kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich kann nicht zurück nach Ashanti, auch wenn meine Mutter dort lebt. Mein Bruder ist mittlerweile in der Elfenbeinküste in Sicherheit, das ist schonmal gut. Über das Internet haben wir Kontakt. Aber ich möchte die beiden auch einfach wieder mal sehen und in die Arme schließen. Sie fehlen mir."