Zuflucht im Verborgenen

Zuflucht im Verborgenen

Das Rheydter Frauenhaus ist im 40. Jahr seit seiner Gründung. Hier helfen fünf Frauen völlig autonom Frauen, denen Gewalt angetan wurde. Extra-Tipp hat sich mit ihnen über den Alltag in der Zuflucht unterhalten und darüber, dass ein neues Haus gesucht wird.

Im Prinzip ist hier immer voll - leider. Jede vierte Frau macht irgendwann Gewalterfahrungen. Acht davon können mit ihren Kindern eine vorübergehende Bleibe im Rheydter Frauenhaus finden - Zuflucht vor Männern, die zuschlagen, Zuflucht aus Psychoterror oder auch aus ökonomischer Gewalt. Die Betroffenen kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten und Kulturen. Fünf engagierte Frauen helfen ihnen, zur Ruhe zu kommen, sich neu zu orientieren, ihrem alten Leben, in dem sie Opfer waren, die Stirn zu bieten. Das alles unter einer Adresse, die nicht öffentlich zugänglich ist, damit stalkende Männer kein leichtes Spiel haben.
"Manche Männer geben auf, wenn ihre Frau ins Frauenhaus geht, wissen, dass jetzt eine Grenze überschritten ist", sagt Anna Stapel vom Frauenhaus-Team, "die meisten nicht". Um die abzuschütteln, reicht zumeist eine anonyme Adresse nicht aus. Oft muss auch eine große Distanz zwischen sie und ihre Opfer gelegt werden. Deshalb ist der größere Teil der Frauen aus einem anderen Teil Deutschlands und nur wenige aus Mönchengladbach.
Seit 1977 gibt es das Frauenhaus Rheydt. Es basiert auf einem Verein, dessen Mitglieder hauptsächlich die Mitarbeiterinnen und Ehemalige sind. Das Team setzt sich aus Sozialarbeiterinnen, Therapeutinnen Erzieherinnen, Heilpädagoginnen zusammen . "Wir haben eine Leistungsvereinbarung mit der Stadt, die uns sehr wohlgesonnen ist", sagt Sibel Basikoglu, die seit sieben Jahren zum Team gehört. Stadt und Landschaftsverband Rheinland (LVR) sind die Hauptgeldgeber. Die Mitgliedsbeiträge sind aufgrund der niedrigen Mitgliederzahl so gering, dass man sie kaum mitzählen kann. Wenn die laufenden Kosten wie Miete und Gehälter abgezogen sind, bleibt immer noch eine Differenz, die irgendwie aufgebracht werden muss. "Für einen Verein, dessen Wirken durch die Anonymität nicht von außen einsehbar ist, möchten die meisten nicht so gerne spenden", sagt Anna Stapel. Größere Spendenbeträge sind da eher die Ausnahme.
Nach 40 Jahren sei es außerdem an der Zeit, das Haus zu wechseln, sagen Anna Stapel und Sibel Basikoglu. So richtig geheim sei die Adresse nach den vielen Jahren nämlich nicht mehr und auch die Enge, mit der die gestressten Frauen dort klarkommen müssten, sei nicht mehr zeitgemäß. Acht Frauen, zum Teil mit Kindern, das sei ganz schön viel Trubel in einem zu kleinen Wohnzimmer und einer Küche mit maximal 15 Quadratmetern. Wenig Rückzugsmöglichkeiten für die Frauen.
Gesucht wird ein Haus im Bereich Rheydt (auch Odenkirchen und Giesenkirchen etc.), in dem acht Frauen ein eigenes Zimmer haben können, das einen Außenbereich in Form von Hof, Garten oder Balkon hat, und genug Platz in Bädern, Küche und Wohnzimmer. Ganz toll wären auch ein Bewegungsraum und ein Atelier für Kunsttherapie.

(Report Anzeigenblatt)