1. Mönchengladbach

Experten informierten zu Cannabis , Konsum und Folgen

Große Resonanz bei der Telefonaktion : BZgA: Fragen und Antworten zum Thema Cannabis

Am 1. April ist das neue Gesetz über die teilweise Legalisierung von Cannabis in Kraft getreten. Entsprechend groß war die Nachfrage bei unserer Telefonaktion: Was tun, wenn Sohn oder Tochter kifft? Wie gefährlich ist das für sie? Wie kann man intervenieren? Viele Leserinnen und Leser wandten sich mit ihren Fragen an das Expertenteam der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Einerseits legalisiert man Cannabis, andererseits will man Jugendliche vor der Droge schützen. Wie geht das zusammen?

Cannabis bleibt mit dem neuen Gesetz für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren verboten. Die Weitergabe von Cannabis an Jugendliche wird stärker bestraft als zuvor. Durch das neue Gesetz wird Cannabis aus der Tabuzone geholt, dadurch können Kinder und Jugendliche glaubwürdig über die Gefahren von Cannabis aufgeklärt werden. Gleichzeitig gilt für Cannabis ein allgemeines Werbe- und Sponsoringverbot.

Warum ist kiffen für Jugendliche gefährlicher als für Erwachsene?

Das junge Gehirn befindet sich noch in der Entwicklung. Ein ständiges „Fluten“ mit dem Cannabis-Wirkstoff THC stört seinen Reifeprozess. Je höher der THC-Gehalt, desto gefährlicher. Wenn Jugendliche regelmäßig kiffen, riskieren sie, dass sich ihre geistige Leistungsfähigkeit verringert und dass sie sich in ihrer Persönlichkeit nicht weiterentwickeln. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass Kiffen in jungen Jahren mit Gehirnveränderungen in Zusammenhang steht, die das Risiko für Schizophrenie erhöhen können. Ob das Gehirn durch das Kiffen dauerhaft verändert wird und ob es einen Zusammenhang zu niedriger Intelligenz gibt, wird gerade erforscht.

Wozu das neue Cannabis-Gesetz? Man hätte es doch bei dem generellen Verbot lassen können.

Der Konsum von Cannabis hat trotz des Verbots von Erwerb und Besitz in den letzten Jahren zugenommen. Häufig ist Cannabis vom Schwarzmarkt mit erhöhten Gesundheitsrisiken verbunden. Der THC-Gehalt ist unbekannt, giftige Beimengungen und Verunreinigungen sind möglich. Außerdem können synthetische Cannabinoide enthalten sein, deren Wirkstärke nicht abgeschätzt werden kann. Mit dem neuen Gesetz soll die Qualität von Cannabis kontrolliert und die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert werden. Festgelegt wurde außerdem, dass die Präventionsangebote durch die BZgA und verschiedene Frühinterventionsmaßnahmen ausgebaut werden. Durch die Legalisierung des Eigenanbaus von Cannabis soll die organisierte Drogenkriminalität eingedämmt werden.

Ich befürchte, dass Cannabis weiter an Jugendliche verkauft oder verschenkt wird. Was tut man dagegen?

Für die vorsätzliche gewerbliche Abgabe oder die Überlassung von Cannabis und anderen Betäubungsmitteln an Kinder und Jugendliche gelten mit dem neuen Gesetz höhere Strafen, mindestens zwei Jahre Freiheitsentzug.

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Wird irgendwann geprüft, ob das neue Cannabis-Gesetz so wirkt, wie man sich das vorgestellt hat?

Ja, es ist geplant, dass nach 18 Monaten die Auswirkungen des Konsumverbots auf den Kinder- und Jugendschutz im ersten Jahr fachlich beurteilt werden. Zwei Jahre nach Inkrafttreten wird ein Zwischenbericht, einschließlich der Auswirkungen auf die cannabisbezogene organisierte Kriminalität unter Einbeziehung der Expertise des Bundeskriminalamtes, vorgelegt. Vier Jahre nach Inkrafttreten soll eine abschließende Evaluation des Gesetzes erfolgen.

Ab 1. Juli soll es ja Cannabis-Genossenschaften geben. Kann man dann dort auch Space Cookies kaufen?

Nein, die Weitergabe von Cannabis ist in den Anbauvereinigungen nur in Reinform, das heißt in Form von Marihuana - getrocknete Blüten und blütennahe Blätter der Cannabispflanze - sowie in Form von Haschisch - abgesondertes Harz der Pflanze - an erwachsene Mitglieder für den Eigenkonsum erlaubt.

Trotz Verbot kifft unser Sohn (16) täglich. Ich habe so oft versucht, ihn zu überzeugen, es zu lassen. Aber vergebens. Was können wir noch tun?

Suchen Sie mit ihm immer wieder das Gespräch. Veränderungen brauchen Zeit und Geduld. Bleiben Sie ruhig und positiv. Nur so schaffen Sie eine Gesprächsatmosphäre, in der Ihr Sohn über seine Probleme sprechen kann. Versichern Sie ihm, dass Sie sich für seine Sorgen und Probleme interessieren. Sprechen Sie auch über sich selbst. Beschreiben Sie Ihre persönliche Meinung und Ihre Sorgen. Halten Sie keine Moralpredigten und urteilen Sie nicht pauschal. Das würde nur den Widerstand Ihres Sohnes wecken. Sie können ihm empfehlen, das anonyme Ausstiegsprogramm „Quit the shit“ auszuprobieren. Vielleicht schafft es ihr Sohn, damit den Konsum zu verringern und langfristig komplett aufzugeben.

Seitdem unser Sohn (14) in einer neuen Schule ist, werden seine Leistungen schlechter und er kifft jetzt extrem oft. Gesprächen darüber weicht er aus. Wir wissen uns keinen Rat mehr.

Vielleicht versucht er mit dem Kiffen seine Probleme auszublenden. Sie können ihn zum Beispiel fragen: „Was brauchst du, damit es in der Schule wieder besser läuft?“, „Was willst Du dafür tun?“ So binden Sie ihn gleichzeitig in die Verantwortung ein. Bleiben Sie miteinander im Gespräch. Sollten Sie das Gefühl haben, die Situation nicht mehr allein meistern zu können, finden Sie unter www.cannabispraevention.de Informationen über Anlaufstellen vor Ort und Beratungsangebote der BZgA.

Ich fand bei meiner Tochter eine Tüte mit Marihuana und bin sehr enttäuscht. Was soll nun werden?

Bewahren Sie die Ruhe. Nehmen Sie eine klare Haltung ein. Suchen Sie das offene Gespräch mit Ihrer Tochter. Unter www.cannabispraevention.de/eltern/tipps-und-hilfe/ finden Sie dazu Hinweise.

Meine Freunde in der Berufsschule kiffen oft und bieten mir auch Joints an. Eigentlich will ich das nicht. Aber wie komme ich aus der Nummer raus, ohne als uncool abgestempelt zu werden?

Vielen Menschen fällt es hin und wieder schwer, „Nein“ zu sagen. Man will nicht unhöflich sein, nicht unangenehm auffallen oder befürchtet, dass die anderen einen deshalb ablehnen. In der Regel stimmt diese Vermutung aber gar nicht, denn die meisten Menschen schätzen eine ehrliche Meinung. Der Konsum von Cannabis ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden und kann – solange die Gehirnreife noch nicht abgeschlossen ist – zu langfristigen Beeinträchtigungen führen. Daher ist es absolut empfehlenswert, unter 25 Jahren nicht zu konsumieren und entsprechen „Nein“ zu sagen.

Online-Portale: www.cannabispraevention.de (Jugendliche), www.drugcom.de (Erwachsene)

Programm für Ausstieg und Reduktion: www.quit-the-shit.net

Kostenloses Info-Material: per Mail: bestellung@bzga.de, per Post: BZgA, 50819 Köln, Online: https://shop.bzga.de