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Interview mit Maria Marx vom Sozialdienst im Maria Hilf

Schnittstelle zwischen Krankenhaus und dem „Leben danach“ : Was macht ein Sozialdienst?

Über Fachkliniken und Chefärzte wird viel geschrieben – aber es gibt Bereiche im Krankenhausbetrieb, die sind genauso wichtig. Maria Marx hat 38 Jahre im Sozialdienst der Kliniken Maria Hilf gearbeitet. Ihr inzwischen 16 Frau starkes Team ist eine wichtige Schnittstelle zwischen Krankenhaus und dem „Leben danach“. Allein im letzten Jahr hat ihr Team rund 5 500 Patienten beraten und betreut. Bevor sie im Oktober in den Ruhestand geht, hat der Extra-Tipp noch einmal mit ihr gesprochen.

Frau Marx, wenn man aus dem Krankenhaus entlassen wird, geht man im besten Fall gesund nach Hause und das Leben geht weiter. Wann kommt der Sozialdienst zum Einsatz?

Eine Erkrankung und ein Aufenthalt im Krankenhaus bringen oft unvorhergesehene Probleme, Belastungen und Veränderungen mit sich. Der Sozialdienst ist Teil des Entlassmanagements und unterstützt bei der Nachsorge. Er ergänzt damit die ärztliche und pflegerische Versorgung im Krankenhaus.

In welchen Fällen sollte man sich an Sie wenden? Und wer muss auf Sie zukommen – die Patienten selbst, ihre Angehörigen...?

Es ist heute tatsächlich so, dass bereits zu Beginn des Krankenhausaufenthaltes von der Pflege oder den Ärzten ermittelt wird, ob der Patient nach der Entlassung einen Anspruch auf eine Rehabilitationsmaßnahme hat, wie etwa bei einem Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, oder ob die weitere pflegerische Versorgung organisiert werden muss. Der Sozialdienst wird in diesen Fällen elektronisch eingeschaltet und wir nehmen Kontakt zu den Patienten und Angehörigen auf. Aber selbstverständlich können sich Patienten und Angehörige auch jederzeit an uns wenden.

Um was kümmern Sie sich als Sozialdienst alles?

Wir haben ein breites Aufgabenspektrum. Aber die Hauptaufgaben liegen in der Einleitung von Rehabilitationsmaßnahmen und der Organisation der pflegerischen Versorgung nach der Entlassung. So können wir unter bestimmten Voraussetzungen einen Pflegegrad beantragen. In Absprache mit Patient und Angehörigen organisieren wir dann ambulante Hilfen wie Pflegedienste, Hausnotruf, Essen auf Rädern usw. Wenn eine häusliche Versorgung nicht mehr möglich ist, unterstützen wir bei der Suche nach einem Pflegeheimplatz oder Hospiz. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Hilfestellung bei sozialrechtlichen Fragen wie Schwerbehindertenrecht, Krankenversicherung oder Pflegeversicherung. Generell sind wir aber auch Ansprechpartner in belastenden Lebenssituationen und vermitteln an Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen. Wir sind gut vernetzt mit den sozialen Einrichtungen in der Stadt Mönchengladbach.

Wo stößt der Sozialdienst an seine Grenzen?

Krankenhäuser sind Wirtschaftsunternehmen. Die größte Herausforderung ist, innerhalb kürzester Zeit eine Anschlussversorgung zu organisieren. Dabei fehlt es oft an Kapazitäten in den Rehakliniken, Pflegeheimen und bei den Pflegediensten. Es herrscht ein absoluter Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen. Es wird auch immer schwieriger, pflegeintensive Patienten zu vermitteln, da sich Pflegeheime und Pflegedienste ihre Patienten aussuchen können. Wir sprechen hier von den Langliegern im Krankenhaus, Menschen, die wegen fehlender Kapazitäten nicht entlassen werden können. Hier müsste meines Erachtens die Politik handeln.

Sie haben 38 Jahre im Sozialdienst der Kliniken Maria-Hilf gearbeitet, lange in leitender Position- welche bewegenden Geschichten nehmen Sie mit in den Ruhestand?

Ich habe großen Respekt vor Menschen, die eine schwere Erkrankung annehmen und ihren Lebensmut nicht verlieren. Außerdem ist es berührend zu sehen, wie Menschen zu Hause liebevoll von ihren Angehörigen versorgt werden, das wird meines Erachtens zu wenig gewürdigt.