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: Über die rheinische Seele

: Über die rheinische Seele

Kabarettist Konrad Beikircher begeisterte 150 Minuten lang das Meerbuscher Publikum im Wasserturm.

Der kleine Stehtisch mit dem Lämpchen verliert sich auf der großen Bühne des Forum Wasserturms in Lank-Latum. Zum einen dient er zum Ablegen des Manuskriptes, zum anderen kann sich Konrad Beikircher mit Unterarmen oder Ellbogen so herrlich darauf abstützen. Schließlich ist er mit 73 Jahren auch nicht mehr der Jüngste.

Mehr Requisiten braucht es nicht für einen 150-minütigen Abend mit dem Wahl-Bonner, der ursprünglich aus Südtirol stammt. „400 Jahre Beikircher“ lautet die Überschrift dieses unterhaltsamen Donnerstagabends. Als Pate für die gefühlten 400 Jahre muss das Brüssler „Männeken Piss“ herhalten. Aus Sicht Beikirchers das Symbol für Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Und für Kleinkunst! – wie er mit Blick auf das Mini-Gemächt des Männekens anmerkt. Und wo er schon mal dabei ist, schwadroniert er einfach drauf los: Bonaparte, Chopin, Beethoven – jeder kriegt sein Fett weg. Fußnoten der Kulturgeschichte werden an diesem Abend gestreift, die zumindest im Kern wahr sein sollen.

Doch dann geht es darum, worum es immer bei Beikircher geht: um die rheinische Seele, die in der Sprache ihren ganz speziellen Widerklang findet. Sie leuchtet der Kabarettist, ebenso wie es früher Hanns Dieter Hüsch getan hat, bis in den hintersten Winkel aus. Eine Überfülle an Erkenntnis tritt dabei zutage, aus der der 73-Jährige, der in jungen Jahren Psychologie in Bonn studiert hat, sein aktuelles Programm zusammengestellt hat. Da geht es um Feinheiten wie den Gleichklang von sächsisch und sechzig (nur eine Mini-Pause hinter der ersten Silbe macht den Unterschied) oder um die rheinische Relativverschränkung (Dat wo wir eben da von dran waren). Und dann lässt der rheinische Sprachvirtuose noch das Ei durch die deutschen Dialekt-Landschaften kullern und zeigt die kaum glaubbaren Unterschiede auf. Kurz lässt Beikircher die legendäre, keifende Bäckersfrau Walterscheidt aufleben, mit der sein Kabarettisten-Leben 1984 im Radio begann. Und er hebt Arno Steffen, das „S“ der ebenso legendären Band LSE, in den rheinischen Olymp.

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Am besten kommt aber immer an, wenn er seinem Publikum den Spiegel vorhält, indem er rheinische Weisheiten zitiert, die er in seinen gefühlten 400 Jahren Kabarett-Geschichte aufgeschnappt hat. Nur ein Beispiel: „Ich han et nit verjesse, ich han nur nit dran jedaach.“

Mit einem kräftigen Applaus wird Beikircher nach einer Zugabe verabschiedet. Auf ein Wiedersehen in zwei Jahren – hoffentlich!