Mönchengladbach: Wirtschaft zwischen Tradition und Strukturwandel​

Regionale Wirtschaft : Wirtschaftsstandort Mönchengladbach: Zwischen Tradition und Strukturwandel

Mönchengladbach als Zentrum der Region Niederrhein ist zu einem bedeutenden Wirtschaftsstandort in Deutschland avanciert. Die größte Stadt zwischen Maas und Rhein hat sowohl als Forschungs- und Entwicklungsstandort als auch als Bildungsstandort und Arbeitgeber an Bedeutung gewonnen. Vorteile birgt dabei vor allem die günstige Lage im Herzen Europas und in direkter Nähe zu den wirtschaftlich interessanten Großstädten Köln und Düsseldorf, dem industriestarken Ruhrgebiet und den Beneluxländern als wichtigen Handelspartnern.

Ein starker Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg der Region ist auch die gut ausgebaute Infrastruktur, in die Mönchengladbach eingebunden ist. Gleich vier wichtige Bundesautobahnen verbinden die Stadt und ihr Umland mit den Verkehrsnetzen der Region. Außerdem verfügt Mönchengladbach selbst über zwei Hauptbahnhöfe und einen eigenen Flughafen mit regionaler Anbindung. Die Nähe zu den internationalen Airports Düsseldorf (DUS), Weeze (NRN) und Köln (CGN) sowie zu wirtschaftlich bedeutenden Binnenhäfen im Ruhrgebiet macht es möglich, dass Mönchengladbach und die Region auch auf internationalen Märkten agieren kann.

Mehr als Textil- und Bekleidungswirtschaft

Die Vitusstadt Mönchengladbach ist in ihrer Geschichte wirtschaftlich vor allem mit der Textil- und Bekleidungsbranche verknüpft. Auch wenn der Wirtschaftssektor durch exportstarke regionale Traditionsmarken bis heute ein starkes Standbein bleibt, ist der Strukturwandel in der Region inzwischen gelungen. Insbesondere die Investition in repräsentative und wirtschaftsstarke Gewerbegebiete hat dazu beigetragen, dass der Standort für vielfältige Branchen und internationale Unternehmen attraktiv geworden ist.

Insbesondere der Regiopark hat seit seiner Entstehung viele internationale Player angelockt. Auf rund 120 Quadratmetern haben sich Unternehmen wie Zalando, Esprit, Adidas, Coca-Cola und L’Oréal angesiedelt. Damit ist nicht nur das Branchenspektrum des Wirtschaftsstandortes vielfältiger geworden, im Regiopark sind auch 5.000 neue Jobs in Mönchengladbach und Umgebung entstanden, die einen wertvollen Beitrag dazu leisten können, dass seit einigen Monaten eine rückläufige Arbeitslosenquote in der lokalen Wirtschaft zu verzeichnen ist.

Ein ähnlich starker Arbeitgeber ist inzwischen das Gewerbegebiet Nordpark. Nach dem umfangreichen Ausbau sind dort vor allem Unternehmen aus dem Sport- und Freizeitsektor zu finden. Neben dem Sparkassen Park und dem Borussia Park wurden auch mit dem Hockeystadion, das 2006 anlässlich der WM errichtet wurde, zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen. Im Nordpark finden inzwischen rund 5.000 Menschen aus der Region einen sicheren Arbeitsplatz. Zu den wichtigsten Arbeitgebern im Nordpark abseits der Sport- und Freizeitbranche gehört die Santander Consumer Bank AG

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Mit der Ansiedlung des großen Amazon Logistikzentrums in Rheindahlen hat sich Mönchengladbach außerdem als wichtiger Wirtschaftsstandort für die Logistikbranche durchgesetzt. Den Grundstein dafür hatte bereits Zalando gelegt, das mit einem großen Logistikzentrum den Regiopark bereichert hatte.

Durch die Ausbildung qualifizierter Fachkräfte in die Zukunft investieren

Wie zukunftsstark der Wirtschaftsstandort Mönchengladbach ist, zeigt sich auch an dem breiten Ausbildungs- und Qualifikationsangebot, das sich in der Region etabliert hat. Das Flaggschiff in diesem Bereich ist die Hochschule Niederrhein. Dort werden rund 10.000 Studierende in renommierten Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen ausgebildet und für einen anspruchsvollen und zukunftsweisenden Arbeitsmarkt qualifiziert. Zu den wichtigsten Studienbereichen gehören Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsinformatik, Textil- und Bekleidungswesen, Maschinenbau und Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen. In diesen und anderen Fachrichtungen bringt die Hochschule Niederrhein in jedem Jahrgang eine Vielzahl an hoch qualifizierten Fachkräften auf den Arbeitsmarkt. 2018 bereicherte die Textilakademie NRW mit der Ausbildung sieben gewerblich-technischer Berufsbilder und branchenspezifischen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten das breite Ausbildungsspektrum in der Region.

In den vergangenen Jahren nehmen auch international anerkannte Qualifikationen und global ausgerichtete Erfahrungshorizonte einen immer größeren Stellenwert im regionalen Bildungsbereich ein. Gestärkt wird diese Ausrichtung durch die regionale Nähe zu den Beneluxländern, insbesondere zu Belgien und den Niederlanden.

Neuer Reviervertrag bringt Impulse für Wasserstofftechnologie

Interessante Impulse für den Wirtschaftsstandort könnte auch der neue Reviervertrag mit sich bringen. Am 30. Mai unterzeichneten Vertreter der Landesregierung und der Region in Mönchengladbach den „Reviervertrag 2.0“, mit dem der geplante Kohleausstieg für die Region auf 2030 vorgezogen wurde. Der Vertrag ersetzt das 2021 geschlossene Abkommen, in dem ein vollständiger Ausstieg aus der Kohlewirtschaft für 2038 festgelegt worden war.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), der als einer der Unterzeichnenden zu den stärksten Befürwortern eines frühen Kohleausstieges gehört, betonte im Zusammenhang mit dem Reviervertrag 2.0, dass die Region eine Vorreiterrolle im Hinblick auf sinnvolle Alternativen zur Kohle innehabe. Insbesondere im Wasserstoff sieht der Politiker Chancen für eine wachstumsstarke Zukunft in der Region und in ganz Deutschland. „Das Rheinische Revier ist nicht nur interessiert wie alle anderen, sondern schon auf dem Weg zur Spitze", ließ Wüst im Rahmen der Vertragsunterzeichnung vernehmen. „Viele wollen noch werden, was hier schon entsteht: Die starke Wasserstoffregion in Deutschland."

Als wichtiges Zentrum für eine starke regionale Wirtschaft durch Wasserstoff bezeichnete er das Forschungszentrum Jülich. Als Teil der Helmholtz-Gemeinschaft leistet das Kompetenzzentrum einen wichtigen Beitrag zur Forschung rund um wasserstoffgestützte Technologien. Dabei geht es um die nachhaltige und kostengünstige Herstellung von Wasserstoff, die Entwicklung vielfältiger Nutzungsmöglichkeiten für eine effiziente und nachhaltige Energiewende sowie Technologien zur Lagerung und zum Transport von Wasserstoff, um hoch entwickelte Technologien nicht nur innerhalb Deutschlands nutzen zu können, sondern den Wasserstoff zu einem Wirtschaftszweig zu machen, der Deutschland auf dem globalen Markt zu einem führenden Exportland macht. Um diesem zukunftsweisenden Ziel näherzukommen, fördert der Bund die Forschungsprojekte im Forschungszentrum Jülich derzeit mit 860 Millionen Euro.

Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der per Videoschaltung an der Vertragsunterzeichnung teilnahm, betonte die Chancen und das große Potenzial, das moderne Wasserstofftechnologien für die deutsche Wirtschaft und die Energiewende berge. „Es kann auch eine Chance darin liegen, sich schneller von dem zu lösen, von dem wir uns sowieso hätten lösen müssen", kommentierte er die Vereinbarung zum vorgezogenen Kohleausstieg in der Region. „Strukturwandel heißt auch, dass etwas Neues aufgebaut wird." Gleichzeitig gemahnte er aber auch zu einer fokussierten Umsetzung. So müsse es beispielsweise gelingen, das erforderliche Wasserstoffnetz und leistungsfähige Kraftwerke bis zum geplanten Ausstieg im Jahr 2030 belastbar in Betrieb zu nehmen.

Damit Mönchengladbach und die Region Niederrhein mit dem vorgezogenen Kohleausstieg ihre Vorreiterrolle in Deutschland und auf dem internationalen Markt ausbauen kann, hat die Bundesregierung dem Rheinischen Revier für die kommenden zwanzig Jahre insgesamt 14,8 Milliarden Euro zusätzlich zugesichert. Das Budget soll aber nicht nur die Wasserstoffforschung unterstützen, sondern für die Finanzierung vielfältiger Projekte eingesetzt werden, die wirtschaftliche Perspektiven für eine Zeit nach dem erfolgreichen Kohleausstieg entwickeln.