Gladbach will Bäume!

Gladbach will Bäume!

Gesunde Bäume absägen, um den Blick auf Gebäude freizumachen? Bei solchen städteplanerischen Konzepten sehen nicht nur Grüne und Umweltaktivisten rot, sondern ganz viele Gladbacher. Eine Unterschriftenaktion soll die Verantwortlichen zum Umdenken bewegen.

Der Stadt Spiegel versucht, die Stimmung in der Stadt einzufangen.

"Im Sommer bittet die Stadt die Bürger, die Straßenbäume zu gießen, und im Herbst gibt sie bekannt, dass etliche gesunde Bäume wegen Sichtachsen gefällt werden!" Antje Wüstenberg ärgert sich maßlos, wenn Sie von den Plänen der Stadt hört. Bäume auf dem Edmund-Erlemann-Platz, dem Martin-Luther-Platz in Odenkirchen und möglicherweise auch auf der oberen Hindenburgstraße sollen demnach gefällt werden — um Räume neu zu gestalten und einen uneingeschränkten Blick auf die Architektur zu ermöglichen.

Für die Gladbacher Grünen erneut Anlass für eine Protestaktion. Nach den erfolgreichen Oktober-Demos auf der Hindenburgstraße und in Odenkirchen sammeln sie jetzt Unterschriften gegen das Bäumefällen: Hajo Siemes, Fraktionssprecher der Grünen in der Bezirksvertretung Ost, hat zum Auftakt gute Nachrichten: "Die Zahl der gefällten Bäume ist schon eingeschränkt worden", sagt er. "Proteste scheinen heute tatsächlich ein Umdenken bewirken zu können."

Ob von einem "Zurückrudern" der Stadt die Rede sein kann, bleibt abzuwarten. Denn laut der Pressestelle ist es auf dem Edmund-Erlemann-Platz so, dass von den vier Bäumen, die neben dem St. Vith stehen, ursprünglich drei gefällt werden sollten. Jetzt seien es "nur" noch zwei Ginkgos. Zwei Baumhaseln blieben erhalten. Auf dem Martin-Luher-Platz bleibe es bei den Plänen. Das heißt: Zwölf Bäume auf dem Kirchengrundstück und zehn Bäume auf dem Martin-Luther-Platz müssen "dran glauben", eine Eibe bleibt stehen.

Und was die Hindenburgstraße angeht, so bestehe bislang nur ein erster Entwurf für eine Umgestaltung zur Promenade. Und der berücksichtige — wie die anderen Pläne übrigens auch — Ersatzpflanzungen. Es gehe darum, die Stadt besser zu machen und es gebe immer Gründe, wenn Bäume gefällt werden...

Aber sind es überzeugende Gründe? Die Gladbacher sind skeptisch. "In Odenkirchen hat es einen Vorstoß aus der Bevölkerung gegeben", weiß Hajo Siemes. Die haben den Pfarrer angeschrieben." Das hat auch Susanne Schneider. In Ihrem Brief an Pfarrerin Angelika Raff schreibt sie: "Die Kirche sollte sich durch ehrliches christliches Engagement sichtbar machen und nicht ein Opfer der scheinbaren Äußerlichkeiten werden (Sichtachsen?). Dann stimmen sie ein in das "Credo” dieser Stadt, wo ja bekanntlich Baurecht vor Baumrecht gilt. Bäume sind meist nur noch Dekoartikel, hineingesetzt in versiegelte Flächen."
Auch bei Facebook wird das Thema heiß diskutiert: "Finger weg von der Natur!", schreibt Albert Obels. Und es geht um mehr als einen oder zwei Bäume. "Wer stoppt die Verantwortlichen?", fragt sich Barbara Koch. "Wo bleibt der Aufschrei der Bevölkerung? Wo sind die anderen Politiker? Man sieht nur noch abgeholzte Bäume! Wir haben ein Insektensterben und schaffen Sichtachsen!"
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"Wir haben den Klimawandel hier vor Ort!"
Auf nacktem Asphalt sei die Hitze nicht auszuhalten. Bäume dagegen sorgten für ein angenehmes Mikroklima in der Stadt. Was die Grünen daher wollten, sei erstens, dass keine gesunden Bäume gefällt werden, und zweitens, dass wenn 800 Bäume gefällt werden, weil sie krank oder gefährlich sind, tatsächlich 800 neue gepflanzt werden.
Konrad Multmeier, Umweltschutzberater und stellvertretender Vorsitzender beim BUND, sagt sogar: "Wenn ein Baum eingepflanzt wird, muss der noch 20 bis 30 Jahre wachsen. Für jeden 100-jährigen Baum, der gefällt wird, müssten zehn neue gepflanzt werden!" Die Unterschriftenaktion der Grünen geht weiter. Die ersten 100 Unterschriften haben sie. "Ein guter Anfang", findet Hajo Siemes.

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Am 30. November, von 16 bis 17 Uhr, und am 8. Dezember, von 13 bis 14 Uhr, werden auf dem Edmund-Erlemann-Platz wieder Unterschriften gesammelt. Alternativ kann man bei den Grünen in der Brandenberger Straße 36 seine Pro-Bäume-Unterschrift abgeben.

(StadtSpiegel)