1. Mönchengladbach

Interview mit dem Integrationsbeauftragten Uzair Fazl-E-Umer​

Interview mit Uzair Fazl-E-Umer : Sport braucht nicht viele Worte

Sport ist nicht einfach nur Fitness. Er fördert die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und hilft, Gewalt zu verhindern, das sagt der Stadtsportbund. Wir haben darüber mit dem Integrationsbeauftragten Uzair Fazl-E-Umer gesprochen.

Uzair Fazl-E-Umer brennt für den Sport. Seit 2020 ist er Referent für „Integration durch Sport“ beim Stadtsportbund Mönchengladbach. Der 35-Jährige mit pakistanischen Wurzeln ist 2014 nach Deutschland gekommen, um Sportmanagement an der Sporthochschule Köln zu studieren. Deutsch konnte er damals nicht. Das Integrationsthema ist ihm wie auf den Leib geschneidert.

Extra-Tipp: Herr Fazl-E-Umer, Sie sind beim Stadtsportbund Verantwortlicher für Integrationsangebote. Was machen Sie da genau?

Uzair Fazl-E-Umer: Ich organisiere Kooperationen mit Sportvereinen, die Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund machen. Die Vereine können für besondere Maßnahmen bei mir Fördergelder beantragen. Die Förderung läuft dann in der Regel für fünf Jahre. Dazu müssen sie im ersten Schritt aber Stützpunktverein werden.

Können Sie da ein Beispiel nennen?

Klar. Der SSV Rheydt zum Beispiel bietet jeden Samstag Schwimmunterricht nur für Frauen an. Dann werden die Fenster der Schwimmhalle verhängt und die Frauen sind ganz für sich. So müssen sie nicht darüber nachdenken, wie sie aussehen oder wer sie sieht. Es gibt viele Kulturen, in denen gemeinsames Schwimmen, wie hier in Deutschland, nicht so einfach ist – nicht nur muslimische. Wir möchten den Teilnehmerinnen quasi einen Schubs geben, mit anderen etwas zu unternehmen, aktiv zu werden.

Sie sagen, mit Sport kann auch Gewalt verhindert werden. Was für ein Beispiel haben Sie da?

Bujin Gym Mönchengladbach bietet Kickboxing mit dem Konzept der Selbstverteidigung für Frauen ab 16 Jahren, sowie Eltern mit Kindern und der Verein Faustkämpfer veranstaltet Box Camps für Jugendliche.

Das Problem von jugendlichen Geflüchteten ist oft, dass sie hier Geld, Essen und ein Dach über dem Kopf kriegen, aber zur Untätigkeit verdammt sind. Das schafft Frustration. Da ist Energie, die irgendwo hin muss. Beim Verein Faustkampf können sie alle Energie in den Kampfsport kanalisieren.

Integration heißt ja aber, dass die Menschen mit Migrationsgeschichte nicht unter sich bleiben, sondern auch in die Gesellschaft integriert werden. Dafür müssen sie Kontakt mit Deutschen haben.

Genau. Unsere Kurse sind deshalb auch nicht nur für Migranten, sondern für alle. Beim Kickboxing zum Beispiel sind da neben Thailändern, Türken, Serben, Syrern und anderen Nationalitäten auch Deutsche. Im Sport gibt es keine Sprachprobleme.

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Wie bekommen die Menschen mit, dass es diese Angebote gibt?

Wir arbeiten eng mit unseren Kooperationspartnern, den Bibliotheken, Flüchtlingsbüros, dem Paritätischen, dem SKM, Schulen, dem Integrationsrat und dem Sportamt zusammen. In den Flüchtlingseinrichtungen für Ukrainer haben wir zum Beispiel Angebote in zwei Sprachen ausgelegt. Und dann findet man die Angebote natürlich auch auf unserer Website (www.mg-sport.de).

Sind die Angebote kostenlos?

Nicht ganz. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sie nicht so regelmäßig wahrgenommen werden, wenn sie ganz kostenlos sind. Und wir haben ja Konzepte, die aufeinander aufbauen. So bezahlen die Teilnehmenden eine kleine Gebühr für die Angebote.

Wieviele Vereine machen mit?

Im Moment haben wir fünf dieser so genannten Stützpunktvereine. Es können aber ruhig noch einer oder zwei mehr werden.

Danke für das Gespräch