: Das neue Adipositas-Zentrum

„Es geht nicht ums Dünnsein, wir machen hier Medizin!“, betont Prof. Dr. Frank A. Granderath, Gründer und Leiter des Adipositas- und Reflux-Zentrums Niederrhein, das zum 1. September nach elf Jahren einen eigenen Standort neben dem Krankenhaus Neuwerk bezogen hat. Was das für Vorteile hat, erklärt Granderath im Interview.

Herr Prof. Granderath, was ist neu am neuen Standort?

In diesem Jahr hat sich mit unserer Fachkoordinatorin Tanja Siekmann und unserem Geschäftsführer vom Krankenhaus Neuwerk, Sebastian Baum, fast alles verändert. Allem voran unsere Räumlichkeiten.

Die Adipositas-Patienten sind hier unter sich, richtig?

Genau. Der große Vorteil daran ist, dass alles an einem Ort ist. Wir, das heißt alle zuständigen Ärzte, Assistenten, Ernährungsberater, Bewegungstherapeuten usw., sind näher am Patienten. Das bedeutet viel kürzere Wege und weniger Stress.

In dem Gebäude war früher die Krankenpflegeschule – was ist verändert worden?

Für die ambulante Behandlung gibt es einen großen Wartebereich, viele Behandlungsräume, Schwerlast-Stühle und -Toiletten. Das empfinden die Patienten als sehr komfortabel. Für die stationären Patienten, die z.B. einen Schlauchmagen oder einen Magenbypass bekommen, gibt es Komfort-Zimmer im Krankenhaus, die speziell ausgestattet sind. Es gibt sogar ein Hilfsmittel, um schwere Patienten im Bett zu drehen.

Hat sich auch etwas an der Art der Therapie geändert?

Medizinisch-inhaltlich nicht, da richten wir uns nach den Leitlinien derDeutschen Adipositas-Gesellschaft. Aber wir haben schon nach der ersten Woche gemerkt, dass in den neuen Räumlichkeiten alles viel schneller, einfacher und strukturierter abläuft. Dadurch bleibt jetzt viel mehr Zeit für die Patienten.

Wie lange dauert eine Therapie und was passiert da?

Eine Therapie dauert je nach Patienten drei oder auch sechs Monate. Bei einem BMI von über 50 geht es nicht ohne eine OP. Ambulant wird nach einem Multimodalen Konzept therapiert, das sich aus Ernährungsberatung, Bewegung, Verhaltenstherapie und Motivationstraining zusammensetzt. Jeder Patient bekommt sein individuelles Therapieprogramm. Man muss sich aber klarmachen, dass man mit Adipositas nicht einfach operiert wird und dann lebenslang dünn ist. Auch nach der OP muss man auf die Ernährung achten, sich bewegen, Nahrungsergänzungsmittel nehmen usw. Ganz wichtig sind auch Nachsorgetreffen und Selbsthilfegruppen.

Wie lange wartet man auf eine Therapiestelle?

Mit einer Überweisung vom Arzt gibt’s innerhalb von ein bis zwei Wochen ein Erstgespräch.