Auf Spurensuche in Wickrath

Auf Spurensuche in Wickrath

Bei der Aufarbeitung seiner Familiengeschichte stieß Rolf Spier Donati aus Paris auf den Ort Wickrath, wo sein Urgroßvater Levy Spier im 19. Jahrhundert ein Textilunternehmen betrieben hatte. Mit Ehefrau Monique machte er sich auf den Weg, um vor Ort Lücken in seiner Ahnentafel zu schließen.

Ulrike und Klaus Krüner vom Wickrather Geschichtskreis halfen ihm dabei.

Rolf und Monique Spier Donati am Grabstein seines Urgroßvaters Levy Spier (1832 — 1863) auf dem jüdischen Friedhof in Wickrath.
Rolf und Monique Spier Donati am Grabstein seines Urgroßvaters Levy Spier (1832 — 1863) auf dem jüdischen Friedhof in Wickrath. Foto: hgwö

"Zacharias Spier, der Gründer der Wickrather Lederfabrik, ist hier gut bekannt, doch seinen älteren Bruder Levy Spier, der mit einem Kompagnon das Textilunternehmen 'L. Spier & Cohnen' betrieb, kennt hier kaum jemand", erzählt Klaus Krüner und fügt hinzu, dass Levy Spier 1863 im jungen Alter von nur 31 Jahren verstorben sei und eine Witwe mit drei kleinen Kindern hinterlassen habe. "Sein Bruder Zacharias hatte eine zahlreiche Nachkommenschaft, denen große Häuser in Wickrath — auf Spiersfelde und der Trompeterallee — zur Verfügung standen. Fast alle Mitglieder der jüdischen Familien Spier in Wickrath verloren ihr Leben im Dritten Reich", ergänzt Ulrike Krüner. Levy Spiers' Urenkel Rolf Spier Donati (83) ist immer wieder überrascht, wie intensiv sich Klaus und Ulrike Krüner mit seiner Familiengeschichte befasst haben. Die Geschichtsfreunde hatten sich spontan bereit erklärt zu helfen, nachdem Spier Donatis' schriftliche Anfrage an den "Bürgermeister von Wickrath" auf dem Schreibtisch des Oberbürgermeisters gelandet war. Drei Tage lang begleiteten sie die Gäste aus Paris durch ihren Heimatort und zeigten ihnen die Spuren der ehemals in Wickrath beheimateten Familien Spier. Die ehemaligen Kontor-Räume der Lederfabrik im Gebäude an der Beckrather Straße, die Jahrhunderthalle, in der 1955 das 100-jährige Jubiläum der Fabrik gefeiert wurde — das heutige "Kunstwerk" -, das Gut Spiersfelde und die 1954 erbaute Spiersiedlung an der Kreuzhütte standen auf ihrem selbst zusammengestellten Besuchsprogramm, ebenso der jüdische Friedhof an der Rossweide — wo auch der Grabstein von Rolfs Urgroßvaters Levy Spier steht — und die "Stolpersteine" für im Nazi-Deutschland ermordete Angehörige der Familie Spier an der Trompeterallee. Im Stadtarchiv hatten die Gäste aus Paris ausreichend Gelegenheit, gemeinsam mit den Krüners' Schrift- und Foto-Dokumente zu sichten und alte Standesamtsunterlagen einzusehen. Mit einem Empfang beim Oberbürgermeister im Rathaus Abtei am 2. September endete die Reise der Spier Donatis' von der Seine an die Niers. Die Herzlichkeit, mit der die Menschen in Wickrath ihnen begegnet wären, sei bemerkenswert, äußert sich Rolf Spier Donati begeistert und verspricht, dass er mit seiner Gattin im nächsten Jahr wiederkommen werde, um die Spier-Ausstellung des Wickrather Geschichtskreises anzusehen.

(StadtSpiegel)