„Außer Reden nichts gewesen“

„Außer Reden nichts gewesen“

Beim unbefristeten Streik im Kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst ist vor allem immer von den städtischen Angestellten der Kitas die Rede. In einem Pressegespräch machten jetzt Sozialarbeiter und Sozialpädagogen auf ihre Arbeit aufmerksam.

Charlotte Görlich, Sozialarbeiterin beim Sozialen Dienst in Odenkirchen, und Claudia Mazini, Mitarbeiterin des Jugendamtes und beim Sozialprojekt HOME (Hilfe und Orientierung für Mönchengladbacher Eltern) lieben ihre Arbeit, aber sie wünschen sich mehr Anerkennung für einen Job, mit unregelmäßigen Arbeitszeiten, schwer kalkulierbaren Risiken und einem hohen Maß an Verantwortlichkeit. „Manchmal sind wir in Situationen auf uns allein gestellt, da würde die Polizei nicht ohne Mannschaftswagen anrücken“, sagt Sozialarbeiterin Mazini. Nicht selten sind die Arbeitssituationen heikel – etwa, wenn Kinder aus schwierigen Familien genommen werden müssen. Dann müssen sich die Sozialarbeiterinnen allein auf ihre Erfahrung und Ausbildung verlassen. In ihrem Arbeitsalltag sind Missbrauch, Gewalt und Vernachlässigung Standard. Zu ihrer Arbeit gehören Vertrauen bildende Maßnahmen, Beratung und Einsätze dort, wo andere bereits gescheitert sind.

Domink Kofent, stellvertretender ver.di-Geschäftsführer Linker Niederrhein (Mitte) mit überwiegend weiblichen Streikenden am Mittwochmittag.
Domink Kofent, stellvertretender ver.di-Geschäftsführer Linker Niederrhein (Mitte) mit überwiegend weiblichen Streikenden am Mittwochmittag. Foto: Andreas Baum

Rund 150 solcher städtischen Angestellten gibt es in Mönchengladbach, und wie die Angestellten der Kitas sind sie im unbefristeten Streik. Bisher ohne Ergebnis. „Lediglich so genannte Gesprächsangebote für einen Bruchteil der Beschäftigten hat es von Seiten der Arbeitgeber gegeben“, sagt Dominik Kofent, stellvertretender Geschäftsführer der Gewerkschaft ver.di Linker Niederrhein, doch ein bindendes Angebot sähe anders aus. „Außer Reden ist bisher nichts gewesen“, sagt er.

Dabei geht es den Sozialarbeitern gar nicht in erster Linie ums Geld, wenn sie je nach Jobbeschreibung durchschnittlich rund 10 Prozent mehr Lohn fordern. Sie wollen mehr Wertschätzung für eine schwere gesellschaftliche Aufgabe und die Gleichbehandlung mit anderen städtischen Angestellten, die ebenfalls einen Hochschulabschluss haben.

„Hier geht es auch um Maßstabsgerechtigkeit“, sagt Kollege Klaus Claßen, Mitarbeiter der städtischen Jugendberatung. Im Vergleich mit anderen Berufsgruppen im öffentlichen Dienst wollen die Sozialarbeiter nicht länger den Kürzeren ziehen. Mit einem Einstiegsgehalt von 3 062 Euro brutto (Besoldungsgruppe S11) liegen sie zur Zeit gut 300 Euro unter dem, was ein städtischer Diplom-Ingenieur bekommt (Besoldungsgruppe S15). „In den Köpfen ist immer noch, dass soziale Aufgaben von ’höheren Töchtern’ gut situierter Familien ehrenamtlich erledigt werden, so wie es früher mal war“, ärgert sich Charlotte Görlich. Dass sich die Arbeitszeit oft in Bereiche ausdehne, wo andere längst Feierabend haben, sei wenig anerkannt - ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Sozialarbeiter für ihre Entscheidungen persönlich gerade stehen müssten. „Wir gelten oft als ’die Bösen’, die Kinder wegnehmen“, sagt sie und egal, welche Entscheidung sie träfen, sie sei eigentlich immer in der öffentlichen Meinung nicht richtig.

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„Wenn es ein verhandlungsfähiges Angebot gibt, hört der Streik sofort auf“, sagt Dominik Kofent. Er hofft, dass eine Verbesserung der Situation von kommunalen Angestellten mittelfristig auch eine Verbesserung der Angestellten anderer Arbeitgeber nach sich ziehen wird.

(Report Anzeigenblatt)