Kasper besucht die Dorenburg

Kasper besucht die Dorenburg

„Tri-Tra-Trullala“ – allein dieser Ausruf lässt Kinderherzen höher schlagen. Jeder weiß: Mit dieser Melodie betritt Kasper die Bühne. In den kommenden Wochen sind der Kasper, seine Freunde und Feinde zu Gast im Niederrheinischen Freilichtmuseum.

Kreis Viersen. Am heutigen Sonntag, 25. Juni, öffnet die Sonderausstellung „‘Tri-Tra-Trullala‘ – Kasper in der Dorenburg“. Besucher haben bis zum 24. September die Gelegenheit, sich Kasper, Seppel, Grete und Co. anzuschauen. Der Besuch der Ausstellung ist kostenlos. Gäste bezahlen allein den regulären Museumseintritt.

„Wohl jeder kennt Kasperle aus seiner Kindheit oder stand zur Unterhaltung der Kinder selbst hinter der Puppenbühne“, sagt Kreisdirektor und Kulturdezernent Ingo Schabrich. Die rund 300 ausgestellten Puppen und Puppenbühnen stammen aus der Sammlung von Irmgard Pastors und Christa Ey aus Viersen. „Es zeigt sich immer wieder, dass in den privaten Sammlungen viele Schätze schlummern, die es lohnt auszustellen“, so Schabrich.

„Als Unterhaltung für Kinder gelten die Kasperlefiguren aber erst seit rund 100 Jahren“, sagt Museumsleiterin Anke Wielebski, Kuratorin der Ausstellung. Ursprünglich in Persien beheimatet, gelangte das Handpuppenspiel im 12. und 13. Jahrhundert mit den Kreuzzügen auch nach Mittel- und Westeuropa – als Unterhaltung für Erwachsene. Die mobilen Puppenbühnen standen auf Marktplätzen und Jahrmärkten und zogen mit derben und zotigen Spielszenen die Menschen in ihren Bann.

Das änderte sich im frühen 20. Jahrhundert. „Besonders dem Puppenspieler Max Jacob und seiner Hohensteiner Puppenbühne ist zu verdanken, dass der Kasper eine Figur für Kinder wird“, erklärt die Museumsleiterin. Jacob machte den Kasper zu einer freundlichen Figur und schrieb Stücke, die spielerisch eine erzieherische Wirkung auf Kinder haben sollte.

Eigene Puppen hatte die Sammlerin Irmgard Pastors als Kind nicht. „Allerdings hat unser Onkel gelegentlich Kasper-Vorführungen hinter einem großen roten Treppen-Vorhang geboten“, erinnert sich die Sammlerin. „Die Puppen bestanden damals aus Holzlöffeln mit einem Taschentuch oder Handtuch.“ Ihre erste eigene Handpuppe war dann eine Dresdner Künstlerpuppe. Diese kaufte Irmgard Pastors 1990 – mit Ost-Mark in Quedlinburg im Harz. Ihre Sammelleidenschaft weckte ein Geschenk im Jahr 2010: Die alten, geschnitzten Handpuppen mit langen hölzernen Beinen bilden den Grundstock der Sammlung, die die Viersenerin auf Trödelmärkten und über das Internet ergänzt hat. Zudem besuchte sie bekannte Puppenbühnen und Produzenten in ganz Deutschland, um mehr über „ihre“ Handpuppen zu erfahren. „Jetzt soll die Öffentlichkeit teilhaben an meiner Sammelleidenschaft – und sich genauso über die schönen Puppen freuen.“

(Report Anzeigenblatt)