Kiefer als Verlängerung der Wirbelsäule

Kiefer als Verlängerung der Wirbelsäule

Rückenschmerzen können auch von anderer Stelle kommen als der Wirbelsäule.

Fast jeder Deutsche leidet mindestens einmal in seinem Leben unter Rückenschmerzen. Häufig führt der Gang der Betroffenen dann zum Hausarzt oder zum Orthopäden. Das Problem hierbei: In manchen Fällen stellen nicht Wirbelsäulenleiden die Ursache der Beschwerden dar. Vielmehr kann auch eine Craniomandibuläre Dysfunktion, besser bekannt als CMD, die Schmerzen auslösen. Das hat zur Folge, dass therapeutische Maßnahmen zur Linderung der Rückenschmerzen zwar die Symptome, aber nicht die Ursache beseitigen. „Von absteigender CMD sprechen Fachärzte, wenn Patienten unter einer Funktionsstörung des Kausystems leiden, die aufgrund einer Fehlstellung von Schädel und Unterkiefer entsteht“, erklärt Expertin Dr. Heidrun Hofmann.

Patienten mit CMD leiden unter Symptomen wie Rücken- und Nackenverspannungen oder sogar Schulterschmerzen sowie Taubheitsgefühl in Armen oder Fingern. Der Grund hierfür: Die Verspannungen in der Kiefermuskulatur wandern über den Nacken- und Schulterbereich bis in den unteren Bereich des Rückens und verursachen dort Beschwerden. Fachärzte sprechen deshalb in diesem Fall von einer absteigenden Symptomatik. „Doch auch Symptome wie Kopf- und Gesichtsschmerzen, Schwindel oder Tinnitus können auf eine CMD-Erkrankung hinweisen, deswegen erhalten viele Betroffene nicht sofort die richtige Diagnose. Dabei lassen sich in Deutschland etwa 20 Prozent dieser Beschwerden auf CMD zurückführen“, berichtet Dr. Heidrun Hofmann.

Den Ursachen auf der Spur

Als eine der Hauptursachen von absteigender CMD gelten Zahnfehlstellungen, sogenannte Malokklusionen aufgrund von genetischer Veranlagung oder Zahnlücken und schadhaftem Zahnersatz. „In diesen Fällen versucht der menschliche Körper die Kieferfehlstellung auszugleichen beziehungsweise sich an diese anzupassen. Die Anpassungsversuche verursachen dann Verspannungen der beteiligten Kau-, Kopf- und Gesichtsmuskulatur. Wird diese Anspannung chronisch, entsteht eine Craniomandibuläre Dysfunktion“, so Dr. Heidrun Hofmann. Zu den weiteren Gründen für die Entstehung von absteigender CMD zählt psychischer Stress. Viele Menschen reagieren auf Stress mit Zähneknirschen, dem sogenannten Bruxismus. Zähneknirschen wiederum verursacht starke Verspannungen, die sich zu CMD entwickeln können. Bei einem ersten Verdacht auf CMD sollte gegebenenfalls nach einem ausführlichen Anamnesegespräch zunächst eine instrumentelle Funktionsanalyse stattfinden. Anschließend sollte unter Umständen die Aufnahme von MRT-Bildern der Kiefergelenke erfolgen.

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Sobald die Diagnose absteigende CMD feststeht, erfolgt eine individuelle Therapie, damit eine Bekämpfung nicht nur der Beschwerden, sondern auch der Ursache erfolgt. „Das Tragen einer Zahnschiene im Oberkiefer während der Nacht kann Beschwerden wie Knirschen, Kiefergelenkknacken und Kiefergelenkschmerz lindern. Die adjustierten Aufbissschienen aus Kunststoff positionieren bereits nach circa sieben bis zehn Wochen den Unterkiefer in seine physiologische Stellung und beheben damit die falsche Unterkieferlage“, erklärt Dr. Heidrun Hofmann. Darüber hinaus kann in einer engen Zusammenarbeit zwischen behandelndem Zahnarzt und Physiotherapeuten eine spezielle Behandlung erfolgen. Exakt auf CMD abgestimmte physiotherapeutische Maßnahmen wie Entspannungs- und Dehnübungen helfen Verspannungen zu lindern und so Schmerzen zu reduzieren.

(Report Anzeigenblatt)