Zehn Jahre „oss Moodersprook“

Die „Moodersprook“ zeichne sich durch Ehrlichkeit aus. Stimmt, wird manch einer sagen. Es sei denn, man kennt die „Vertällekes“. Und da wird „Moodersprook“ zur Wanderung zwischen Wahrheit und Fiktion.

Aber gerade das ist genial. Und niemand beherrscht es in Meerbusch so gut wie Johannes Toups.

Johannes Toups bekam von Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage eine Urkunde überreicht. Kein Wunder: Der „Mundart-Papst“ ist genial und begeistert seit zehn Jahren sein Publikum.
Johannes Toups bekam von Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage eine Urkunde überreicht. Kein Wunder: Der „Mundart-Papst“ ist genial und begeistert seit zehn Jahren sein Publikum. Foto: Heimatkreis Lank

„Platt ist ein Stück Heimat“ stellte Johannes Toups gleich zu Beginn seines zehnjährigen Jubiläums als Moderator des Lanker Mundart-Stammtisches fest. Es sei nun einmal „oss Moodersprook“, die sich durch besondere Ehrlichkeit auszeichne, in der man nicht lügen könne. Sie gehöre zum Rheinland wie Kirche, Schule und Schützenfest. So schienen das auch die 98 oft frenetisch applaudierenden Gäste zu sehen. Sogar Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage und der ehemalige NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans waren herbeigeeilt – beide gebürtige Lanker. Vor rund 40 Jahren hatte der 2010 verstorbene Karl Münks den Stammtisch gegründet. Kaum zehn Personen nahmen anfangs daran teil. Sie hatten wirklich an einem Tisch platz, an dem sie über „die aktuelle Lage“ diskutierten. Aber: Die Veranstaltungen wurden zum Selbstläufer, die Teilnehmerzahl stieg kontinuierlich. Toups favorisiert heute eher eine kabarettistische Prägung – und das inzwischen zum vierzigsten Mal innerhalb von zehn Jahren. Zum Jubiläum hatte er vierfache Interpreten-Verstärkung eingeladen: Tochter Ursula Peters, Franz-Josef Radmacher, Jürgen Fallack und Enkel Sebastian Platen. „Besonders Ursula Peters glänzte“, sagt Regina Spoerle vom Heimatkrei Lank. Ursula Peters berichtete zwar mancherlei Details aus dem familiären „Nähkästchen“, so über Urlaube, Vaters Ungeschicklichkeit im Haushalt während Mutters Abwesenheit, vom Marktbesuch und dergleichen mehr, jedoch frei „von der Leber“ und ohne abzulesen. Viel Applaus war ihr sicher. Manch einer spekulierte bereits: Eine mögliche Nachfolgerin, wenn der Vater einmal abgeben möchte? Ansonsten prägten teils skurrile Geschichten den Abend, unter anderem wie ein Schmied den Bischof begrüßte: in Arbeitskleidung, Amboss auf der Straße und laut tönender Ambosspolka im Hintergrund. Von übereifrigen Pizzabäckern war zu erfahren, geradezu zur Unehrlichkeit erzogenen Schneiderlehrlingen, von Lintermanns Ziegenhaltung und Anweisungen zur österlichen Gestaltung bunter Eierbäume. Aber auch mundartliche Lieder sowie Erklärungen von Wörtern hatte Toups im Programm. „De Häng över de Kopp tesameschlaje“ brauchte fürwahr niemand. „Zum Schluss ließ es sich Bürgermeisterin Mielke Westerlage nicht nehmen, ihre persönliche Freude über den gelungenen Abend kundzutun, Toups herzlich zu gratulieren und ihm im Namen aller Bürger der Stadt Meerbusch eine anerkennende Urkunde zu verleihen“, so Regina Spoerle. Zum Abschluss erklingt üblicherweise das Lank-Latumer Heimatlied. Aber dieses Mal folgte 98-kehlig noch: „So ein Tag, so wunderschön wie heute.“

(Report Anzeigenblatt)