: Drohneneinsatz für die nahe Zukunft

Flugtaxis oder Notarztdrohnen mit einem Defibrillator an Bord werden es brauchen: ein stabiles Funknetz in Höhen zwischen 20 und 100 Metern. In Bovert vermisst Büdericher Simon Krüger mit seinen Kollegen den Luftraum im Rahmen eines Pilotprojektes des Bundesverkehrsministeriums.

Der Feueralarm geht ein, schon fliegt eine Drohne vorweg, um den anrückenden Kräften ein Lagebild zu zeigen. Anwohner alarmieren die Polizei über Einbrecher im Nachbarhaus, auf der Wache in Büderich fliegt sofort ein Luftauge los, um die Einbrecher vor Ort ins Visier zu nehmen – damit die herbeieilenden Streifenwagen genau über den Standort der Ganoven informiert sind. Was vor einigen Jahren noch wie Science-Fiction klang, könnte bereits in wenigen Jahren Realität sein. Oder früher. „Ende 2020 werden wir die ersten Anwendungen in der Luft sehen“, sagt Simon Krüger von der Aachener Firma umlaut. Und damit das auch Wirklichkeit werden kann, darum vermessen er und seine Kollegen aktuell in Bovert die Mobilfunknetze der unterschiedlichsten Betreiber im sehr niedrigen Luftraum. Heißt aktuell: bis 100 Meter Höhe. Das Aachener Unternehmen umlaut hat vor einiger Zeit den Zuschlag für ein Pilotprojekt des Bundesverkehrsministeriums erhalten. Erste Tests über unbebautem Land haben sie schon durchgeführt, jetzt prüfen sie ihren Einsatz über „urbanem Raum“. Bovert ist da nicht zufällig gewählt worden: Luftfahrtingenieur Simon Krüger stammt aus Büderich, hat sein Abitur am Mataré-Gymnasium gemacht. Bovert mit seinem Steigerturm sei ein idealer Standort, um von dort aus eine Drohne zu steuern. „Wir mussten einige Sondergenehmigungen einholen, aber die Stadt Meerbusch, das Ordnungsamt mit Herrn Römmler und die Feuerwache in Bovert haben uns toll unterstützt“, lobt Simon Krüger mit Kollege Markus Engelhart das Engagement der Kommune. Aber um besorgte Boverter sofort zu beruhigen: „Wir zeichnen nichts auf, weder Foto noch Video“, erklärt Krügers Kollege Markus Engelhart. Das Gebiet in Bovert, das sie vermessen, ist rund ein Quadratkilometer groß, liegt zwischen der A57, der Eisenbahnlinie und der Meerbuscher Straße. Drei Tage haben sie angesetzt, um mit ihrer rund 10.000 Euro teuren Drohne das Areal zu vermessen. „Wir messen alle Netze, alle Frequenzbänder.“ Insgesamt auf drei Stunden Flugzeit schätzen die beiden die Gesamtdauer. Dabei fliegt die Drohne auf genau berechneten Bahnen automatisch ihre Tour ab. Das „Raster“ ist am Computer erstellt und der Drohne als Befehl übermittelt worden. Markus Engelhart ist zwar der Drohnenpilot mit dem Steuergerät in der Hand, greift aber nur ein, wenn es Probleme geben könnte. Den Flug macht die 45 km/h schnelle Drohne von ganz alleine. Einmal überfliegt die Drohne Bovert mit einem 24.000 Euro teuren Netzwerkscanner, beim zweiten Mal montieren die Techniker drei gängige Handys mit den Karten der drei großen Mobilfunkanbieter an ihr. „Damit man eine aktuelle echte Nutzersicht hat.“ Dazu kommt, dass die Drohne bei jeder Ausrüstung vier Höhenlagen abfliegt: auf 40, 60, 80 und 100 Meter. Das alles hat mittlerweile seinen handfesten Grund: Im Sommer hatte die EU bereits die rechtlichen Voraussetzungen für unbemannte Luftfahrtsysteme, zu der auch die Nutzung von Drohnen zählt, geschaffen. Bis 1. Juli 2020 sollen die Bestimmungen in nationales Recht umgewandelt werden. Wer dann unbemannte Flugzeuge wie Drohnen außerhalb der Sichtweite einsetzen will, muss verlässliche Daten über das Mobilfunknetz haben, um die Sicherheit der Kommunikation zwischen Gerät und Pilot gewährleisten zu können.

Das können dann neben Feuerwehr, Polizei und Notarzt natürlich auch Flugtaxis sein. Oder Paketdienste und alles andere mehr, was sich der Mensch einfallen lassen kann. Wichtig ist dann, dass die Netzabdeckung in den Höhen stimmt. Ansonsten wäre es wie ein großes Schlagloch auf der Autobahn. Da das Projekt öffentlich gefördert wird, wird die Luft-Netz-Landkarte auch öffentlich zugänglich sein. Nach dem Einsatz in Bovert werden die gesammelten Werte ausgewertet und aufbereitet. „Wir schätzen, das wird dann im Januar oder Februar sein.“