1. Mönchengladbach

100 Jahre Museum Schloss Rheydt

Das Städtische Museum Schloss Rheydt feiert sein 100-jähriges Bestehen : Ein ganz besonderes Jubiläum

Mitten im Grünen, vor den Toren der Stadt, thront ein ganz besonderes Geburtstagskind: das Museum Schloss Rheydt. Zum 100-jährigen Bestehen lädt eine neue Ausstellung dazu ein, die wechselvolle Geschichte des Hauses zu entdecken.

Erste Objekte einer heimatkundlichen Sammlung wurden in einer Vitrine im Rathaus der Stadt Rheydt gezeigt, wanderten von dort in die Maria Lenssen Schule an der Mühlenstraße 15 und zogen dann aus Platzgründen 1922 ins Schloss um. Durchaus bemerkenswert, hatten die Städte Mönchengladbach und Rheydt das Schloss 1917 doch zunächst gekauft, um dort Kriegsheimkehrer unterzubringen. Dass diese Pläne nicht verwirklicht wurden, ist Oberstleutnant Otto Kempff zu verdanken, der sich für die Einrichtung eines Museums in Schloss Rheydt stark gemacht hatte. Er wurde dort auch der erste Leiter, „ein historisch sehr versierter Mann“, wie der heutige Direktor Dr. Karlheinz Wiegmann betont.

Die Anfänge waren schwierig, weil hochpolitisch, „man stand mit einem Museum auch im Kontext der Zeit, alle haben auf die nationale Karte gesetzt“, berichtet Wiegmann. Das passte zwar nicht zum Museum mit seinem Sammlungsbestand griechischer und ägyptischer Antiken und keltischer Funde, doch man hatte sich dem Zeitgeist zu unterwerfen.

Nachfolger Kempffs wurde der Schuldirektor Johannes Heck, bekannt als begnadeter niederrheinischer Mundartdichter. Über diese Zeit unter den Vorzeichen des Nationalsozialismus (1928 - 1940) war bislang wenig bekannt, bis der stellvertretende Direktor Nils Loscheider etwas Licht ins Dunkel bringen konnte.

Eine bedeutende Zäsur stellten dann die 40er Jahre dar, als der Museumsbestand größtenteils eingemottet oder ausgelagert wurde und Schloss Rheydt zum Gästehaus für Joseph Goebbels umgebaut wurde. Viele Dinge gingen verloren, so wie etwa 6 000 bis 7 000 Münzen der Sammlung Seuwen bei einem Luftangriff auf die Rheydter Hauptkirche.

1945, nach dem Krieg, stellte sich dann die große Frage: „Was machen wir mit dem Schloss?“ – zum Beispiel die Ausstellung „Römisches Rheinland“ aus dem Kölner Wallraf-Richartz-Museum nach Rheydt holen. „Das war sensationell“, betont Nils Loscheider, „der Hunger nach Kultur frei von nationalsozialistischer Propaganda war groß, fast 150 000 bis 200 000 Besucher wollten diese Ausstellung sehen.“

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Das Amt des Direktors bekleidete damals Franz Jansen, der eine weitreichende Entscheidung für die künftige Ausrichtung des Museums traf: „Als Renaissance-Schloss zeigen wir Renaissance und Barock“. „Das Museum Schloss Rheydt auf dem Weg zum Idealtyp des Museums von morgen“, titelten damals die Zeitungen. Jansen fing also an, eine passende Sammlung zusammenzutragen: „Das ist unser Glück, dass man vor allem Kunstgewerbe gesammelt hat. So konnten damals Stücke von höchstem Niveau gekauft werden“, berichtet Dr. Wiegmann. Diese einmal eingeschlagene Richtung wurde auch von Jansens Nachfolgerinnen und Nachfolgern fortgeführt.

Unter Eva Brües (1966 - 1987/88) zog nicht nur die Sammlung zur Stadtgeschichte in die Vorburg ein, sie holte auch die textile Geschichte der Stadt ins Museum Schloss Rheydt. Damals ein absolutes Novum: Sie stellte Maschinen sowohl für die Handweberei wie auch für die industrielle Weberei aus. Aus dieser Idee ging das heutige Textil-Technikum hervor. Aber auch nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen (ab 1988) wurde das Verhältnis von stadthistorischem Museum und renaissancezeitlichem Schloss immer wieder neu ausgehandelt, beispielsweise unter Museumsdirektor Wilhelm Stratmann.

Die Jubiläumsausstellung lädt anhand bekannter Highlights und fast vergessener Objekte zu einer Zeitreise durch 100 Jahre ein – bis zum heutigen Ist-Zustand des Museums Schloss Rheydt als eine moderne Einrichtung, die der Digitalisierung Rechnung trägt, aber trotzdem seine renaissancezeitliche Herkunft nicht verleugnet.

Die Ausstellung „100 Jahre! Ein Museum fürs Schloss – Ein Schloss fürs Museum“ wird am heutigen Sonntag, 25. September, um 11.30 Uhr eröffnet.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 11 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 18 Uhr; Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro