: Erst Wohnung, dann Neustart

Mit der Leitidee, dass eigener Wohnraum Vorrang hat, wollen Caritas und Verein Wohlfahrt Obdachlosen zum Start in ein neues Leben verhelfen. „Housing First“ heißt das Konzept aus den USA. Der Anfang ist gemacht: Zwei Wohnungen hat der Caritasverband schon gekauft.

. Im vergangenen Jahr hatte der Caritas mit einer Aufsehen erregenden Aktion auf sich aufmerksam gemacht: Um auf die Notwendigkeit bezahlbaren Wohnraums hinzuweisen, hatte er vor seiner Tür auf dem Adenauerplatz ein Wohnzimmer aufgebaut und war dort mit den Menschen ins Gespräch gekommen. Die Teilnahme am Projekt „Housing First“ sei jetzt die konsequente Fortführung, sagt Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa. Housing First ist ein bundesweites Modellprojekt, das Wohnungslosigkeit bekämpfen will, indem es Obdachlosen Wohnungen vermietet, damit sie von dort mit entsprechender Betreuung in ein neues Leben starten können. In Mönchengladbach kooperieren im Rahmen dieses Projektes der Verein Wohlfahrt und der Caritas. Letzterer übernimmt dabei die Rolle des Vermieters und die Sozialarbeiter des Vereins Wohlfahrt helfen, wenn es gilt, begleitend Probleme, wie Schulden, Sucht, Arbeitslosigkeit und Krankheit in den Griff zu kriegen.

„Wir arbeiten seit Jahrzehnten mit Wohnungslosen“, sagt Martin Dalz, Geschäftsführer des Vereins Wohlfahrt, die hätten meistens auf dem Wohnungsmarkt keine Chance – erst recht nicht, seitdem der Wohnungsmarkt so angespannt sei.

Zwei Wohnungen hat der Caritasverband bereits gekauft, rund 150000 Euro haben sie zusammen gekostet. Die Nebenkosten, sowie 20 Prozent der Finanzierung übernimmt das Projekt Housing First. Damit das Jobcenter später die Mietkosten übernimmt, dürfen sie 50 Quadratmeter für eine Einzelperson nicht überschreiten. Bei 775 registrierten Obdachlosen derzeit in Mönchengladbach (573 Männer, 202 Frauen), ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber der Anfang ist gemacht...

„Wir möchten weitere Wohnungen kaufen, aber das ist gar nicht so einfach“, sagt Frank Polixa. Die Obdachlosen, beziehungsweise das Jobcenter, sollen die Wohnungen für nicht mehr als 300 Euro Kaltmiete anmieten können.

„Wichtig ist, dass keine Bedingungen daran geknüpft sind, eine solche Wohnung zu bekommen“, so Martin Dalz. Bisher sei die Praxis so, dass Obdachlose erst eine Reihe von Anforderungen erfüllen müssten, um in den Genuss von Wohnraum zu kommen.

Housing First, sähe das grundsätzlich anders herum. „Wir wollen ausdrücklich niemandem ein Lebenskonzept aufzwingen, das er nicht will“, so Dalz, es gehe dabei auch um Selbstbestimmung.

Ob das Housing First-Projekt tatsächlich zu einer Verbesserung der Lebenssituation führt, wird zur Zeit in einer wissenschaftlichen Studie der Uni Bremen untersucht.