: Wo es summt und krabbelt

Alte Kräuter-, Obst- und Gemüsesorten, Wildblumen aus der Heimat, Lebensräume für Insekten und Kleintiere: Seit sie in Rente sind, bewirtschaften Ulrike Will und Joachim Wals ihren Schrebergarten nach den Regeln der Permakultur. Dafür wurden sie jetzt beim Wettbewerb „Wir tun was für Bienen“ der Initiative Deutschland summt mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

. Stundenlang liegt Ulrike Will mit der Kamera im Kleingarten auf der Lauer, beobachtet, wie sich Wildbienen, Käfer und Schmetterlinge in ihrem Garten einrichten, Löcher bohren, Eier legen, die Brut versorgen. „Das gucke ich mir dann nochmal ganz genau zu Hause an“, sagt sie. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Joachim Wals beackert sie seit 2017 im Kleingartenverein Spielkaulenweg 406 Quadratmeter Garten. Dabei ist Permakultur, die Nachahmung natürlicher Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur, ihr Leitwort.

Bergflockenblume, Blutwurz und Wiesensalbei geben sie dabei den Vorzug vor Geranie und Petunie. Längst vergessene Möhren- , Bohnen- und Paprikasorten sind wichtiger als üppige Erträge. Gedüngt wird mit Blättern und ein bisschen Algenkalk, der Boden mit Stroh gewärmt, Hecken und Beete so bepflanzt, dass Holzwespe, Löcherbiene, Rosenkäfer und Großstirnschwebfliege genug Nahrung und Verstecke finden. Seltene Schmetterlingsarten wie der Blutbär oder geschützte Insekten wie die Mauerwespe haben sich in ihrem Garten wieder eingefunden. Ihr Auftauchen ist der Lohn der engagierten Hobbygärtner. Nützlinge wie die Märzfliege helfen beim Bestäuben der Pflanzen und bei der Humusbildung. Wildbienen finden einen reich gedeckten Tisch mit Nektar aus den Blüten.

„Viele Pflanzen kann man nicht kaufen, die müssen wir selber anzüchten“, sagt Ulrike Will. Mit Gleichgesinnten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum werden Sämereien und online Tipps ausgetauscht..Um am Wettbewerb „Wir tun was für Bienen“ teilzunehmen, mussten ein paar Grundvoraussetzungen wie Steinhaufen, Trockenmauer, Sandbeet, Totholz und Insektentränken vorhanden sein – „sonst braucht man sich gar nicht erst anmelden“, sagt Joachim Wals, der eine Menge Körperkraft eingesetzt hat, um aus der ehemals schnurgraden Rasenfläche ein Insektenparadies zu schaffen. „Nicht jedem gefällt, was wir hier machen“, sagt Ulrike Will. Deshalb wollen die zwei aufklären, klar machen, dass von der Rückkehr der Insekten alle profitieren. Permakultur sieht dann für manch ein Auge eher wie ein großes Durcheinander aus. Doch dahinter steckt viel Wissen um die Gewohnheiten von Pinselkäfer und Co. „Wir mussten uns eine Menge anlesen“, sagt Hobbygärtner Wals. Und viel Hilfe gab es auch vom Hortus-Netzwerk für biodiverses Gärtnern und dem Experten Markus Gastl. Der erste Platz im Wettbewerb ist für die beiden eine tolle Anerkennung.