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Mönchengladbach plant und baut Brücke modern und nachhaltig

Mönchengladbach plant modern und nachhaltig : Bettrather Brücke entsteht erst virtuell

Beim Projekt „Bettrather Brücke“ kommen moderne Planungsmethoden und eine nachhaltige Bauweise zum Einsatz. Die Rad- und Fußwegebrücke an der Bettrather Straße ist aktuell noch in der Planungsphase – in der virtuellen Welt aber steht das Bauwerk in seinen Grundzügen schon.

Es ist das erste Infrastruktur-Straßenbauprojekt der Stadt, bei dem alle Planungsleistungen in eine zentrale digitale Plattform einfließen. So entsteht bereits vor dem ersten Spatenstich ein realitätsgetreues virtuelles Abbild des künftigen Bauwerks. Den aktuellen Sachstand des Projekts hat die Verwaltung jetzt in der Bezirksvertretung und den zuständigen Fachausschüssen vorgestellt.

„Wir bauen die Brücke an der Bettrather Straße zuerst virtuell und dann real“, erklärt Stadtdirektor und Technischer Beigeordneter Dr. Gregor Bonin das technische Verfahren. Diese virtuelle Modellierung von Bauwerksdaten, im Fachjargon Building Information Modeling (BIM) genannt, kommt bislang vor allem im Hochbau zum Einsatz. Mittlerweile hat BIM aber auch in anderen Bereichen Einzug gehalten. Bei der Methode arbeiten alle am Bau Beteiligten nicht in Einzelplänen, sondern zusammen am selben virtuellen Modell, das laufend synchronisiert wird. BIM hat viele Vorteile: So lassen sich etwa Planungsfehler frühzeitig erkennen oder benötigte Materialien punktgenau ermitteln. Auch bei späteren Wartungsarbeiten reicht ein Blick ins System, um sich ein genaues Bild über die Bauteile und ihr Inneres zu verschaffen. Der „digitale Zwilling“ erleichtert auch die Abstimmung rund um ein Projekt. Sowohl unter den Beteiligten, als auch mit der Öffentlichkeit oder – wie jetzt in den Gremiensitzungen – gegenüber den politischen Entscheidungsträgern. Die konnten sich ein erstes Bild von der Grundkonstruktion machen – auch wenn die konkrete Ausführungsplanung noch bevorsteht.

Doch nicht nur der Planungsprozess der Brücke verläuft nach neuesten Standards, auch bei der Materialauswahl will die Stadtverwaltung zukunftsweisend handeln und wichtige Nachhaltigkeitsaspekte beachten. Die Brückenkonstruktion wird aus Stahl bestehen, dessen Herstellung zunächst einmal viel Energie verbraucht. Im Zuge der bisherigen Planungen konnte die Konstruktion allerdings bereits so angepasst werden, dass 150 Tonnen weniger Stahl benötigt werden. Zudem soll geprüft werden, inwiefern Stahl verwendet werden kann, der nach modernsten, klimaschonenderen Verfahren hergestellt wird.

In der Lebenszyklusbetrachtung schneidet Stahl als Baustoff für die tragende Konstruktion grundsätzlich besser ab als etwa bewehrter Beton, da er vergleichsweise einfach und in hoher Qualität wiederverwendet werden kann. Recycelten Stahl wollen die Stadtplaner auch bei der Bettrather Brücke selbst einsetzen, etwa um die Geländer mit einem engmaschigen Stahlnetz zu versehen. Und auch bei den verwendeten Holzbaustoffen für die Sitzbänke und Geländerhandläufe will die Stadt neue Werkstoffe oder Verfahren einsetzen.  So kann etwa heimisches Bauholz durch die „Acetylierung“, also die Behandlung mit einer umweltschonenden Substanz, dauerhaft witterungsbeständiger gemacht werden. Dadurch müssen keine robusten Tropenhölzer oder ökologisch bedenkliche Holzschutzmittel verwendet werden. Auch eine Wiederverwendung des Holzes ist später grundsätzlich möglich.

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Der Bau der neuen Brücke wird zentrale städtebauliche Projekte miteinander vernetzen. So ist die Maßnahme etwa ein wichtiger Baustein des geplanten überregionalen Radschnellweges von Krefeld nach Mönchengladbach und wird eine optimale Anbindung des Fuß- und Radverkehrs von der Altstadt an die geplante Radvorrangroute entlang der Bettrather Straße und der Peter-Nonnenmühlen-Allee schaffen. Der Brückenneubau wird vom Bundesamt für Güterverkehr gefördert, weshalb die Entwurfsplanung derzeit der Oberfinanzdirektion NRW zur Prüfung vorliegt. Eine Rückmeldung wird für Anfang 2023 erwartet. Danach kann die mit der Ausführungsplanung begonnen werden, die der letzte Planungsschritt vor der Bauphase sein wird. Diese kann voraussichtlich im dritten oder vierten Quartal 2023 beginnen. Die Kosten werden aktuell auf knapp fünfeinhalb Millionen Euro geschätzt. Weder die exakten Kosten noch der konkrete Baubeginn lassen sich angesichts der aktuellen Preisentwicklung und Lieferschwierigkeiten allerdings sicher vorhersagen.