1. Mönchengladbach

Vorplanung für Rathausneubau Rheydt vorgestellt

SOP-Architekten stellen fertige Vorplanung vor : Rathausneubau auf gutem Weg

Nachhaltig bauen, moderne Arbeitswelten schaffen und den baulichen Rahmen für eine transparente, bürgerfreundliche und moderne Verwaltung setzen – all diese Zielsetzungen sind im Rathaus der Zukunft mg+ miteinander vereint. Das geht aus der inzwischen fertiggestellten Vorplanung für das Projekt hervor, die die SOP-Architekten gemeinsam mit der städtischen, eigenbetriebsähnlichen Einrichtung „Rathaus der Zukunft mg+“ jetzt im Ausschuss für Betriebe und Vergabe vorgestellt haben.

Mit der aktuellen Vorentwurfsplanung befindet sich das Projekt auf einem guten Weg zum Bau- und Investitionsbeschluss, der für Mitte 2023 vorgesehen ist. Zeitgleich treibt die Stadt die Planungen weiter voran: Rund elf von aktuell ca. 16 Fachplaner-Leistungen sind inzwischen vergeben - von Externer Projektsteuerung, Technischer Ausrüstung über Brandschutzplanung bis hin zu Tragwerk und Fassadenplanung.

Ein absolutes Highlight der Fassade wird die sogenannte Magistrale, ein gläserner Verbindungsriegel, der sich über die gesamte Breite des zukünftigen Komplexes zum Marktplatz hin erstreckt und dabei bewusst ein Stück hinter die historische Kommandantur und das alte Rathaus zurücktritt, um diese denkmalgeschützten und historischen Gebäudeteilen hervorzuheben. Mit rund 7 000 Quadratmetern Dachbegrünung und 500 laufenden Metern Fassadenbegrünung ist die Magistrale „Grüne Lunge“ des gesamten Gebäudekomplexes, gleichzeitig aber auch eine Art „Fenster zur Stadt“, das für die offene, transparente und bürgernahe Verwaltung stehen soll.

Konkret wird in diesem gläsernen Verbindungsriegel die Bürgerschaft mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung in direkten Kontakt treten. Die Magistrale bietet Platz für Bürgerservices und weitere öffentliche Angebote in lichter Atmosphäre und moderner Umgebung.

Prägend für das zukünftige Rathaus sind neben seiner Ökologie und Bürgerfreundlichkeit auch die modernen Arbeitswelten, die neben offenen Bürostrukturen auch Raum für Multifunktionsflächen, Kommunikationszonen, Think Tanks oder unterschiedliche Besprechungsbereiche bieten. Der bereits angestoßene Wandel hin zu neuen Arbeitsformen und zur digitalen Verwaltung trifft dann auf bauliche Gegebenheiten, in denen er sich optimal umsetzen lässt. Zugleich werden Flächen- und somit Kosten eingespart. Denn das „Desk Sharing“ – also das Teilen von Arbeitsplätzen – ist im Rathaus der Zukunft mg+ fest eingeplant. Rund 1 400 Arbeitsplätze sollen im Neubau entstehen, die von ca. 1 700 Beschäftigten genutzt werden.

Immer deutlicher zeichnen sich mit fortschreitender Planung auch die unterschiedlichen Nachhaltigkeitsaspekte des geplanten Neubaus ab. Mithilfe von Photovoltaik wird die Verwaltung nach aktuellem Planungsstand künftig rund 40 Prozent des Eigenbedarfs an Strom decken können. Und unter der heutigen Stadtsparkasse wird über Tiefengeothermie Erdwärme genutzt werden, um rund 1 Megawatt Heizleistung und 0,8 Megawatt Kühlleistung pro Jahr umweltfreundlich und autark erzeugen zu können. Ein geringer Energieverbrauch, aber auch ein gesundes Raumklima ergeben sich durch die natürliche Belüftung im Rathaus der Zukunft mg+. Frische Luft wird zum Beispiel über Erdkanäle ins Gebäude transportiert und dort über Frischluftbrunnen in die Magistrale eingebracht. Eine vertikale Bepflanzung in der Magistrale trägt ebenfalls dazu bei, dass in der „Grünen Lunge“ des Gebäudes, die Luft gereinigt und Sauerstoff produziert wird. Auch Windenergie soll genutzt werden, um frische Luft über dafür vorgesehene Korridore auf jeder Etage gleichmäßig im Gebäude zu verteilen.

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Nicht alle diese Aspekte des neuen Gebäudekomplexes können in die wirtschaftliche Betrachtung einfließen – zum Beispiel, weil sie nicht messbar sind, noch nicht genau bewertet werden können oder sich nur mittelbar finanziell auswirken. In der Ausschusssitzung hat die eigenbetriebsähnliche Einrichtung „Rathaus der Zukunft mg+“ deshalb jetzt erstmals auch einen Bericht zu den „nicht-monetären Faktoren“ des Projekts vorgelegt. Darin werden ganz unterschiedliche Auswirkungen eines „Rathausneubaus“ im Vergleich zur Alternative „Sanierung des Gebäudebestands“ ausgeführt. So können die modernen und multifunktionalen Arbeitsräume mit gesundem Raumklima nicht nur den Flächenverbrauch reduzieren, sondern auch die Gesundheit und Zufriedenheit der Beschäftigten steigern, die Bewerberquote bei der Suche nach Fachkräften erhöhen und Krankenstände verringern. In Venlo, dessen Rathaus-Neubau als Vorzeigeobjekt in Sachen „modernes, nachhaltiges und digitales Rathaus“ gilt, konnte der Krankenstand um mehr als ein Prozent gesenkt werden. Rund 460 000 Euro können in der niederländischen Stadt dadurch pro Jahr eingespart werden.

Insbesondere die zahlreichen Nachhaltigkeitsaspekte, die beim Mönchengladbacher Rathausneubau beachtet werden, wirken sich in vielfacher Hinsicht aus. So lässt die Nutzung von Geothermie und Photovoltaik die Betriebskosten nahezu gen Null tendieren. Das macht die Stadt unabhängig von den Preisschwankungen der Energiemärkte und erhöht die Planungssicherheit für den städtischen Haushalt. Auch der Umwelt kommt der Verzicht auf fossile Energieträger unmittelbar zugute. Für die Finanzierung des Projekts ist die Nachhaltigkeit ebenfalls relevant. Immer mehr Banken und Versicherungen betrachten neben ökonomischen Aspekten auch Nachhaltigkeitsfaktoren bei der Kreditvergabe.

Stadtkämmerer Michael Heck beschreibt die aktuelle Situation wie folgt: „Die hohe Inflation sowie damit einhergehende Kostensteigerungen, in großen Teilen durch die Energiekrise als Folge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine getrieben, werden auch den städtischen Haushalt in den nächsten Jahren erheblich belasten. Zielsetzung muss daher die Minimierung der Betriebs- und Unterhaltungskosten für die städtischen Verwaltungsgebäude sein. Dieses Ziel ist durch einen möglichst wirtschaftlichen, nachhaltigen und die Umwelt durch seinen „Nullenergie-Ansatz“ deutlich entlastenden Rathausneubau am Standort Rheydt zu erreichen. In den nächsten Monaten gilt es nunmehr zu prüfen, mit welchen Instrumenten das hierzu notwendige Investitionsvolumen generiert werden kann. Ob und wie unter anderem die hierbei entstehenden Geldbeschaffungskosten in Zeiten steigender Kreditzinsen im städtischen Haushalt abgebildet werden können, wird zum Bau- und Investitionsbeschluss zu beantworten sein.“

Was Häuslebauer schon immer wussten – dass Immobilien eine gute Wertanlage sind – gilt für das Rathaus der Zukunft mg+ gleich in doppelter Hinsicht. Denn das Gebäude wird nach dem sogenannten Cradle-to-Cradle-Prinzip geplant. Dabei werden im Sinne der Kreislaufwirtschaft möglichst ausschließlich Baustoffe verwendet, die nicht fest verklebt sind, wiederverwertet werden können und somit wieder in den Materialkreislauf einfließen, wenn das Gebäude einmal am Ende seines Lebenszyklus angekommen ist. Wann das sein wird und was die Rohstoffe dann wert sind, kann nur die Zukunft zeigen. Daher taucht auch dieser Aspekt als rein qualitatives Argument im Bericht auf. Genauso wie die belebende Wirkung des Rathausneubaus für den Standort Rheydt, durch die sich die positiven Effekte von Fördermaßnahmen wie der Sozialen Stadt oder des Sofortprogramms verstetigen lassen.

Stadtdirektor und Technischer Beigeordneter Dr. Gregor Bonin fasst es so zusammen: „Das Fundament des Rathausneubaus ist und bleibt die Wirtschaftlichkeit, die wir nach gutachterlich bestätigten Kriterien berechnen. Wenn wir dazu noch die nicht-monetären Faktoren betrachten, runden wir den Blick auf das Rathaus-Projekt ab. Stand heute lässt sich sagen: Das Rathaus der Zukunft mg+ hat als nachhaltiges Projekt einen Mehrwert für die Menschen in Mönchengladbach und auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung.“