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Caritas lädt Bundestagskandidaten zum Dialog ein

Caritas-Sommertour : „Das Ende eines Auftaktes“

In dieser Form und Größenordnung war es für alle Seiten eine Premiere: Vertreter der Caritasverbände der Region Kempen-Viersen und des Bistums Aachen hatten die Bundestagskandidaten im Kreis Viersen zu einer „Sommertour“ eingeladen.

In Deutschland wird am 26. September ein neuer Bundestag gewählt. Eines der großen Themen – und eines, das nicht erst seit der Corona-Krise in den Vordergrund gerückt ist – sind die Arbeitsbedingungen in der Pflege. Doch nicht nur die Pflege, auch Themen wie die Beratung und Betreuung von Familien, Kindern und Jugendlichen stand im Fokus der Caritas-Sommertour, die im Rahmen der Aktion „Neue Normalität gestalten“ der Caritas stand. Durch diese Aktion möchte die Caritas im Vorfeld der Bundestagswahl in den Dialog mit örtlichen Bundestagskandidat*innen treten – frei nach dem Motto der aktuellen Caritas-Dachkampagne „Das machen wir gemeinsam“.

Per Rad war eine große Gruppe aus Politiker*innen und Vertreter*innen der Caritas einen ganzen Tag lang unterwegs. Man verschaffte sich am Vormittag zunächst Einblicke in den Alltag der Caritas-Tagespflege in Dülken bevor man anschließend im Paulus-Stift in Viersen mit Leitungskräften, Pflegefachkräften und Auszubildenden ins Gespräch kam.

Den Nachmittag verbrachte man dann im früheren Haus der Regionen am Hildegardisweg. Hier konzentrierten sich die Diskussionen mit Vertreter*innen des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer sowie der Caritas-Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche auf das neu eingeführte Betreuungsrecht sowie auf die Folgen der Corona-Krise für die junge Generation, aber auch für Frauen und Familien.

Welche Chancen aus der Krise erwachsen können und welchen Herausforderungen man sich aktuell gegenüber sieht wurde dabei ebenso diskutiert, wie konkrete Forderungen der Caritas an die Politik.

Peter Babinetz, Vorstand beim Caritasverband für die Region Kempen-Viersen, zeigte sich erfreut über die „offenen Ohren und Augen“ der politischen Vertreter*innen während der „Sommertour“.

Die neuen Tarifverträge in der Pflege seien laut Babinetz zwar ein Schritt in die richtige Richtung, wenn aber die Pflegereform scheitere, sähe er schwarz. Dazu zähle nicht nur ein ausreichender Personalschlüssel und adäquate Bezahlung sondern auch, die Ausbildungskosten gerecht zu verteilen.

Der Diözesancaritasdirektor des Caritasverbandes für das Bistum Aachen Stephan Jentgens fand eindringliche Worte für die Situation der Mitarbeiter*innen in der Pflege in den Katastrophengebieten: „In der einen Krise sind sie nun in eine weitere Krise geraten. Viele ambulante Kräfte sind durch die Flut obdachlos geworden – und machen trotzdem weiter ihren Job. Suchen ihre Patienten, die sie in manchem Fall ertrunken vorfinden. Was das mit einem Menschen macht, ist mit Worten nicht zu erklären.“ Doch der Zusammenhalt sei riesengroß. „Hier treten ganz klar unsere Stärken hervor.“

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Angesichts dieser laut Jentgens „Mensch gemachten“ Katastrophe, sei es um so wichtiger, dass die Caritas ihr Ziel, bis 2030 klimaneutral zu arbeiten, konsequent verfolge.

Die anwesenden Bundestagskandidat*innen – MdB Udo Schiefner (SPD), Dr. Martin Plum (CDU), René Heesen (Grüne), Britta Pietsch (Linke) und Eric Scheuerle (FDP) – bekamen von Caritas, SkF und SkM einige Hausaufgaben mit auf den Weg.

So müsse ganz klar das Augenmerk auf die Arbeitsbedingungen in der Pflege gerichtet werden, um den Beruf attraktiver zu machen. Gesetze, die den Personaleinsatz in der stationären Pflege verbessern sollen, müssten unbedingt auch auf die ambulante Pflege ausgeweitet werden.

Caritasvorstand Christian Schrödter machte außerdem darauf aufmerksam, dass bei der gesetzlich festgelegten Evaluation der im vergangenen Jahr neu eingeführten generalistischen Pflegeausbildung bisher nur die Theorie berücksichtigt werde. „Die Träger der praktischen Ausbildung sind bislang zur Beteiligung nicht vorgesehen. Aus Sicht der Caritas ist aber genau das nötig, damit nicht nur die Erfahrungen der Schulen und statistische Werte einfließen.“

Die Reaktionen der Bundestagskandidat*innen waren geprägt von großem Respekt gegenüber der Arbeit der Caritas und ihrer Partner und dem Willen, das Thema Pflege nicht aus den Augen zu verlieren.

Zum Abschluss der Caritas-Sommertour im Kreis Viersen verlieh Stephan Jentgens seinem Wunsch Nachdruck, dass er hoffe, dies sei nicht „das Ende eines Tages, sondern vielmehr das Ende eines Auftaktes“.