Leben im Zeichen der Musik

Günther Bongartz’ Leben ist geprägt von der Musik. Der 88-Jährige wird am Sonntag für seine Mitgliedschaft im Chor der Pfarre St. Joseph geehrt. Das Besondere: Günter Bongartz ist schon seit 80 Jahren Teil des Chors.

Die musikalische Lebensreise von Günther Bongartz begann in einer Zeit, die die meisten nur noch aus Erzählungen von ihren Großeltern kennen. 1934, Hitler hatte ein Jahr zuvor die Macht übernommen, da machte sich ein kleiner Junge erstmals auf den Weg zu einer Chorprobe. Günther Bongartz, damals acht Jahre alt, trat dem Knabenchor der Viersener Pfarre St. Joseph bei, den sein vier Jahre älterer Bruder mitbegründet hatte. Der Weg zur Gemeinde war für den gebürtigen Viersener ein Katzensprung, stand sein Elternhaus doch an der Gereonstraße, direkt gegenüber dem ehemaligen Gereonklosters. Im Knabenchor lernte Bongartz das Notenlesen und entdecke schon früh seine Liebe zur Musik. Nun, im Jahr 2014, feiert er ein ganz besonderes Jubiläum. Im Rahmen eines Festgottesdienstes in der Pfarrkirche St. Notburga, wird er für seine 80-jährige Gesangstätigkeit in den Chören der Kirchengemeinde St. Joseph geehrt. Bongartz besuchte in seiner Jugend die Körnerschule und begann später eine Ausbildung im väterlichen Malerbetrieb. „Damit war es allerdings recht schnell vorbei“, erinnert er sich. In den Kriegsjahren wurden die Angestellten des Betriebes zur Behebung von Glasschäden in Viersen, Mönchengladbach und dem Umland abkommandiert. Ein Jahr vor dem Ende des 2. Weltkrieges wurde Bongartz zum Kriegsdienst eingezogen. Zunächst war er in Viersen mit der Verbreitung des Fliegeralarms betraut. „In den letzten Kriegsmonaten lag ich unweit von Berlin, an der Oder in den Gräben“, berichtet Bongartz nachdenklich. Nach einer zweimonatigen Kriegsgefangenschaft in den Händen der Amerikaner und einem einjährigen Pflichtdienst in der Zeche Übach-Palenberg kehrte er schließlich zurück in seine Heimatstadt und übernahm später, gemeinsam mit seinem Bruder, den Familienbetrieb. Unmittelbar nach seiner Rückkehr flammte seine Liebe für den Gesang erneut auf, der er bis heute die Treue gehalten hat. Peter Gotzen, Vorsitzender des Kirchenchores St. Joseph und ein langer Wegbegleiter von Günther Bongartz, stellt klar: „Günther verfügt über enorme musikalische Fähigkeiten und er ist die Zuverlässigkeit in Person. Wenn man ihn nachts weckt und sagt „sing!“, dann singt er auch“.

Bei einem Tanzkurs lernte Günther Bongartz im Jahr 1946 seine Marianne kennen, mit der er nun schon 63 Jahre lang verheiratet ist. Aus der Ehe gingen eine Tochter und später ein Enkelsohn hervor. „Was das angeht, waren wir recht bescheiden“, schmunzelt Bongartz. Gemeinsam mit seiner Frau geht er mit Feuereifer seiner zweiten Leidenschaft, der Gartenarbeit nach. Nach einem prägenden Erlebnis aus seiner Musikerzeit gefragt, berichtet Bongartz von einem Auftritt in der Pariser Kirche La Madeleine: „Das war schon etwas ganz Besonderes!“. Nun kommt mit der Ehrung am nächsten Sonntag ein weiterer Meilenstein hinzu. Ebenfalls werden dann für langjährige Mitgliedschaften Ursula Nisters (60 Jahre), Wolfgang Brochsitter (50), Franz Josef Hansen (25) und Karl Stricker (25) geehrt.

(StadtSpiegel)