Lebensgefahr auf dem Rad?

Ist Viersen eine fahrradfreundliche Stadt? Dieser Frage widmete sich ein Team der SPD-AG 60 plus (der Extra-Tipp berichtete). Der fünfköpfige Arbeitskreis wollte mit einer eigenen Untersuchung feststellen, ob das Urteil des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), das der Stadt eine sehr mäßige Note vier attestiert, gerechtfertigt ist.

Um das Projektziel, die Erstellung eines Mängelkataloges zur Vorlage bei den zuständigen Ämtern, zu erreichen, hatten Hans Geisthardt, Herbert Grefkes, der ehemalige stellvertretende Bürgermeister Jochen Häntsch, Johannes Veerman und Manfred Woters die Bevölkerung um ihre Mithilfe gebeten. Bis Anfang August hatten sich 105 Personen bei der AG gemeldet und dabei insgesamt 66 Schwachstellen im Radwegenetz der Stadt genannt. Einige Stellen wurden aufgrund der fehlenden Brisanz früh aussortiert, die übrig gebliebenen 54 Problemstellen bei insgesamt sechs Besichtigungstouren einer genaueren Prüfung unterzogen. Zusätzlich wurde die Unfallstatistik 2014 der Kreispolizeibehörde herangezogen und weitere 19 potenzielle Gefahrenstellen untersucht. Als Ergebnis hält der Arbeitskreis fest: „Das Radfahren in Viersen ist teilweise grenzwertig und manchmal sogar lebensgefährlich.“

Das sich nicht alles von heute auf morgen ändern kann, ist dem Quintett durchaus bewusst. „Wir wissen um die angespannte Haushaltslage und sind weit davon entfernt, überzogene Forderungen zu stellen“, so Manfred Woters. Dennoch sei es an zahlreichen Stellen möglich, die Sicherheit mit relativ geringen finanziellen Mitteln deutlich zu erhöhen. Auf stark befahrenen Straßen wie der Viersener Straße in Dülken oder der Süchtelner Straße in Viersen könnten Fahrbahnmarkierungen, so genannte Fahrrad-Schutzstreifen, eine erhebliche Verbesserung bewirken. In anderen Fällen sei das bloße Aufstellen von Verkehrsschildern die Lösung.

Ende des Monats sollen die Ergebnisse an Bürgermeisterin Sabine Anemüller und die zuständigen Dezernenten und Ämter übergeben werden. „Wir erwarten nicht, dass sich sofort alles ändert, möchten die Politik aber für die Problematik sensibilisieren und den Entscheidungsträgern Denkanstöße bieten“, so Häntsch, der wie seine Mitstreiter von einem geschlossenen Radwegesystem nach niederländischem Vorbild träumt. Denn, so stellt er fest: „Je attraktiver das Radfahren ist, desto mehr Menschen lassen das Auto stehen. Das ist nicht nur gesünder, sondern entspannt auch den Innenstadtverkehr und löst die Parkplatzproblematik.“

(Report Anzeigenblatt)