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: „Möchten Kontakte knüpfen“

: „Möchten Kontakte knüpfen“

Gastfreundschaft wird bei Familie Salehi groß geschrieben, dazu gehört bei einem Besuch auch der traditionelle afghanische Tee und selbst gebackener Kuchen. Gerne hätten sie mehr Besuch, um mehr Deutsch zu sprechen und Kontakte zu knüpfen, in dem Land, in das sie vor vier Jahren flüchteten.

. Abdul Ghafar Salehi hat die Grundschule und das Gymnasium besucht, hat ein Studium der Journalistik abgeschlossen und war 20 Jahre lang als Journalist beim Hörfunk und Fernsehen tätig. Sein Leben hat der 48-Jährige in Afghanistan, in seinem Heimatland, aufgebaut. Bis es in diesem Land einfach zu gefährlich wurde, Leib und Leben bedroht wurden. „Es war eine schlimme Situation in unserem Land und es tat sehr weh, dass wir unsere Heimat verlassen mussten“, erinnert er sich. Mit vier Kindern und seiner Frau flüchtet er vor vier Jahren vor Krieg, Terror und Bedrohung nach Deutschland. „Hier müssen wir keine Angst um unser Leben und das unserer Kinder haben, ob sie unversehrt aus der Schule kommen“, erzählt seine Frau S. Salehi. „Es gibt hier Sicherheit, Meinungsfreiheit, geltende Grundgesetze.“

Aber hier fängt die junge Familie mit leeren Händen an, mit nichts, quasi bei Null. Erst geht es in eine Unterkunft im Ruhrgebiet, dann in eine andere Flüchtlingsunterkunft, bevor die sechsköpfige Familie in Dülken ankommt. Beide hatten früher gute angesehene Berufe, er als Journalist, sie als Englisch-Lehrerin. Doch das ist Geschichte – hier in einem fremden Land mit fremder Sprache.

Auf den ersten Blick klappt die Integration sehr gut. Seit zweieinhalb Jahren fühlt sich die sechsköpfige Familie in Dülken wohl. Zwei Jungen besuchen die Realschule, ein Mädchen die Grundschule, die Kleinste den Kindergarten. Auch in der Fußballmannschaft fühlen sich die beiden Jungs wohl, haben Freunde in der Klasse gefunden.

„Wir möchten uns integrieren, was bewegen, nicht nur rumsitzen, sondern Geld verdienen, eine Existenz aufbauen“, sagen beide Salehis. S. Salehi besucht vormittags Sprachkurse an der VHS, spricht sehr gut Deutsch. Doch sie sagt: „Es ist sehr schwer, Kontakte zu knüpfen, viele Menschen haben keine Zeit, oder auch noch kein Vertrauen.“ Sie würde sich eine Rentnerin oder auch eine andere junge Mutter wünschen, die nachmittags, wenn sie ihre Kinder betreut, etwas Zeit hätte, mit ihr Deutsch zu sprechen. „Mir ist die Sprache sehr wichtig, es ist eine Grundvoraussetzung, wenn ich in einem anderen Land lebe“, sagt die ehemalige Englischlehrerin.

„Ich habe schon Praktika bei einer Bäckerei und bei einer Gartenbaufirma gemacht, möchte auch mehr machen“, sagt Abdul Ghafar Salehi, der in Afghanistan bis zu 17 Stunden täglich arbeitete und elf Jahre keinen Urlaub hatte. Ehrenamtlich und tatkräftig engagiert sich der 48-Jährige im Kesselsgarten des DülkenBüros. „Eine traurige Situation für uns, weil wir gerne arbeiten möchten und auch müssen“, ergänzt S. Salehi.