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Ein neues Bett für den Kranenbach

Ein neues Bett für den Kranenbach

9,5 Kilometer lang ist der Kranenbach zwischen Ungerath und Amern. Und irgendwann früher hat er sich auch einmal malerisch durch die Wiesen geschlängelt. Das ist lange her.

Schon seit Jahrhunderten dient er dazu, das Regenwasser in diesem Bereich einfach nur wegzutransportieren. Begradigt, ausgebaggert, tiefer gelegt. Eben damit er nicht bei Hochwasser die angrenzenden Wiesen überschwemmt oder sogar in die Gärten steigt.

Für den Artenreichtum ist das ein KO-Kriterium. Thomas Schulz, Geschäftsführer des Schwalmverbandes, findet, dass sich Tiere und Pflanzen da tatsächlich mit Menschen vergleichen lassen. „Wenn man sich eine Heimat sucht und es sich aussuchen kann, dann schaut man auch darauf, dass alles möglichst komfortabel ist“, sagt er.

Und in diesen Zustand sollen alle Gewässer Europas gebracht werden. Theoretisch bis Ende dieses Jahres. So sieht es zumindest die EU-Wasserrahmenrichtlinie vor. Weil das nicht realisierbar ist, gibt es Ausnahmeregelungen bis zum Jahr 2027.

Auf einer Strecke von 700 Metern wird der Kranenbach jetzt bis Ende Mai 2016 in einen möglichst naturnahen Zustand gebracht.

Der Schwalmverband – und damit die Natur – hat Glück gehabt, auf verständnisvolle Grundstückseigentümer zu treffen. Denn es gibt einen besonders neuralgischen Punkt: Die etwa 80 Meter lange schmale Röhre, durch die der Bach unter dem Kranenbachcenter hindurchfließt. Der ökologische Wert hier ist gleich Null. Kein Ufer, sondern steile Spundwände, kein Licht – das ist eine ökologische Barriere, die kein Leben durchlässt.

Deshalb bekommt der Kranenbach hier ein ganz neues Bett. Die beiden Eigentümer, über deren Grundstücke er in Zukunft fließt, haben zugestimmt.

Das alte Bett mit dem Rohr dient dann nur noch als Hochwasserflutgerinne. Das bedeutet, dass ein kleines Stauwehr das Wasser ins neue Bett lenken wird. Wenn der Wasserstand normal ist, ragt das Wehr heraus und leitet das Wasser um. Bei mächtigem Hochwasser ist der Wasserstand so hoch, dass ein Teil auch über das Wehr in die Röhre fließen wird.

Da, wo der Bagger jetzt arbeitet, entsteht auch vor dieser Stelle ein neues Bett. Das Wasser wird sich selbst den besten Weg suchen, aufgehalten und abgelenkt auch von Totholz. Die Wurzelstöcke von Erlen, die gefällt werden mussten, werden mit eingearbeitet. Einige werden erneut ausschlagen und so wieder landschaftstypisch wachsen. In den Höhlen können Fische und Larven Verstecke finden. So sollen auch Stein- und Köcherfliege und verschiedene Libellenarten hier wieder heimisch werden.

(StadtSpiegel)