: Keine Chance dem Stottern

Etwa 800.000 Menschen in Deutschland stottern. Die Schwalmtalerin Kerstin Rappe ist einer davon. Doch sie hat einen Weg gefunden, damit umzugehen. Ihr Erlebnisse und persönlichen Gedanken hat sie in ihrem Buch „Blockaden“ festgehalten.

Wenn Kerstin Rappe spricht, spricht sie fast flüssig. Nur selten gerät sie ins Stolpern, der Wortfluss hakt nur gering. Doch das war nicht immer so. Die 55-Jährige stottert seit frühester Kindheit. Die Sprechstörung stand ihr immer im Weg und hemmte sie im Alltag. Klassische Alltagssituationen wurden für sie zur Hölle. Die Konsequenz: „Ich habe die meiste Zeit einfach gar nicht gesprochen“, erinnert sich die Schwalmtalerin. „Wenn ich vor der Schulklasse ein Gedicht vortragen sollte, habe ich mich häufig einfach geweigert.“

Auch als erwachsene Frau geriet Kerstin Rappe immer wieder an ihre Grenzen: Je kürzer die Warteschlange beim Metzger oder beim Bäcker wurde, desto nervöser wurde sie. „Mehr als ein paar Stotterlaute habe ich dann nicht herausbekommen.“

Eine Wunderpille oder ein Heilkraut gibt es gegen das Stottern leider nicht – viel mehr müssen Betroffene hart arbeiten, um gegen das Handicap anzukommen. Regelmäßig besuchte sie Logopäden und versuchte an ihrer Sprechstörung zu arbeiten – vergeblich. „Ich fühlte mich stets total eingeschränkt“, so Rappe.

Vor etwa zwanzig Jahren dann machte die Schwalmtalerin eine Stottertherapie in einer Klinik in Bonn, die ihr Leben verändern sollte. Nach über zwei Jahren harten Trainings veränderte sich Kerstin Rappes Sprachverhalten deutlich. Sie lernte bestimmte Techniken gezielt einzusetzen und „langsam und weich ins Wort zu gehen, so lange, bis die Blockade weg ist.“

Aktuell steht ihr das Stottern nur selten im Weg. „Ab und an passiert es, wenn ich telefonieren muss und jemand, den ich nicht besonders mag, befindet sich auch im Raum“, erklärt sie.

Vor etwa 15 Jahren begann Kerstin Rappe damit, ihre persönlichen Erfahrungen zu Papier zu bringen – viele Tränen seien dabei geflossen, viel wurde verarbeitet. Vor einem Jahr ist ihr Buch „Blockaden“ erschienen und bislang nur über Amazon erhältlich. „Das würde ich natürlich gerne ändern. Am liebsten würde ich auch noch Lesungen hier in der Gegend geben“, betont sie.

Aber nicht nur die persönliche Verarbeitung mit ihrer Sprechstörung habe sie dazu gebracht, das Buch zu schreiben. „Ich möchte eine Brücke zwischen stotternden und nicht stotternden Menschen bauen“, erklärt Kerstin Rappe. „Oft wissen nicht Stotternde nicht, wie sie auf das Stottern reagieren sollen. Mein Buch kann dabei helfen.“