: Tolle Ensemble-Leistung

Schauspielerei ist nicht nur eine Frage des Könnens, sondern auch des Wollens! Das hat das Ensemble des Stücks „Monsieur Claude und seine Töchter“ am Samstagabend bei der Premiere eindrucksvoll bewiesen. Obwohl es zeitweise heftigst regnete, agierten die Schauspieler auf der Freilichtbühne, als ob es schönstes Wetter wäre.

Ein großes Lob haben aber auch die Zuschauer verdient, die bis zum Schluss blieben, um dem Ensemble für seine tolle Leistung zu applaudieren. Alle, die im Vorverkauf Karten für das Stück erworben haben, können sich auf einen unterhaltsamen Theaterabend freuen, der aber – aufgrund der Thematik des Stücks – auch zum Nachdenken anregt. Denn bei allen Späßen, die man aus dem Film kennt, der Pate für das Stück stand, und die auch auf der Bühne stattfinden (ich nenne nur ein Stichwort: Vorhaut), geht es um ein sehr aktuelles Thema: um Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, die sich als Traditionsbewusstsein und Nationalstolz tarnen.

Zum Glück malt Regisseur Matthias Freihof (inzwischen Stammgast bei den Neersener Festspielen) aber nicht schwarz-weiß. Die menschlichen Schwächen, tradierten Vorbehalte und persönliche Ticks werden vielmehr gleichmäßig auf alle Figuren verteilt, egal, welchen kulturellen oder religiösen Hintergrund sie haben. Wobei die Männer deutlich schlechter wegkommen als die Frauen.

Rasant geht die Geschichte mit der Darstellung von drei Hochzeiten im Blitztempo los. Und diese Tempo behält das Stück bei. Das abstrakt gestaltete und minimalistisch gestalte Bühnenbild (Christian Baumgärtel) erlaubt schnelle Ortswechsel und die Kostüme (Nuschin Rabet) – vor allem der Töchter – bringen etwas Pariser Chic nach Neersen. Für Einzelkritiken des Ensembles ist hier zu wenig Platz, aber es ragt ohnehin keiner so heraus, das man ihn extra erwähnen müsste. Die Gesamtleistung ist aber großartig.

Besonderen Szenenapplaus erhielt allerdings Noelle Fleckenstein (Tochter Michelle) als sie bei der Weihnachtsfeier der Familie an den Bühnenrand stürmt, die Arme ausbreitet und mit verklärter Stimme ruft: „Habt ihr gesehen, es schneit!“ Das galt allerdings weniger ihrer Darstellung als der Tatsache, dass es in diesem Moment heftig regnete und das Publikum Galgenhumor bewies.

Bleibt nur noch dem Ensemble und allen Zuschauern der weiteren Vorstellungen (sind alle bis auf den letzten Platz ausverkauft) zu wünschen, dass ihnen der Dauerregen der Premiere erspart bleibt.