Lüttelforst und der Kies

Im Waldhufendorf rumort es kräftig. Kann der Preis dafür, die Kirche St. Jakobus zu erhalten, weiterer Kiesabbau sein?

2,5 Hektar Land entzweien die Menschen in Lüttelforst. 2,5 Hektar am Pastorsfeld, die im Besitz der Gemeinde St. Matthias sind. Die möchte dieses Grundstück verkaufen, um aus dem Erlös notwendige Sanierungsarbeiten an der Kirche St. Jakobus in Lüttelforst durchführen zu können und um die Betriebskosten des Kirchengebäudes zu decken.

Denn St. Jakobus steht auf der „Roten Liste“. Das bedeutet, dass die Kirche nicht länger aus Mitteln des bistums unterhalten werden kann. Mehr als 200 000 euro sollen die Sanierungen am Dach und an der Heizungsanlage kosten, die in den nächsten zwei Jahren fällig sind. Die jährlichen Kosten für die Kirche belaufen sich auf 15 000 Euro.

Ein Problem, aber eigentlich kein großes, sollte man meinen. Denn die Lüttelforster stehen zu ihrer Kirche, sind engagiert, und es gibt sogar eine Bürgerstiftung, um Kultur und Tradition im Ort zu wahren.

Aber im Moment herrscht bei vielen Fassungslosigkeit. Nicht viele Lüttelforster wussten von dem Problem, denn es war Stillschweigen vereinbart worden. Diejenigen, die es wussten, waren optimistisch - die Bürgerstiftung sammelte Geld, machte den Vorschlag, das Grundstück, das einen Wert zwischen 150 000 und 200 000 Euro hat, zu kaufen, aber dann im Besitz der Kirche zu belassen und im Grundbuch nur eine Grunddienstbarkeit einzutragen, dass dort niemals Bodenschätze abgebaut werden dürfen. Denn die Fläche liegt planerisch in einem „Sondierungsgebiet für den Abbau oberflächennaher Bodenschätze“ - sprich: Kies. Und natürlich interessierte sich daher auch die Firma Sanders, die seit Jahren östlich von dort Kies abbaut, für das Grundstück.

Am 23. Mai tagte der Kirchenvorstand. Angebote von Sanders und der Bürgerstiftung lagen auf dem Tisch. Das geheime Abstimmungsergebnis: Elf Stimmen für den Verkauf an Sanders, fünf für die Bürgerstiftung, eine Enthaltung.

In dem Moment ging ein Aufschrei durch Lüttelforst, der sich in einer Bürgerversammlung vor einer Woche entlud. Die Bürgerstiftung hatte 255 000 Euro für das Grundstück geboten, und den Verbleib des Grundstücks im Kirchenbesitz sowie die Finanzierung der Betriebskosten für die kommenden zehn Jahre. Sanders hatte sein Angebot am Tag der Sitzung auf 400 000 Euro erhöht.

Nachdem in der Bürgerversammlung viele Vorwürfe laut geworden waren, etliche Anwohner mit Kirchenaustritten drohten und die Rücknahme des Beschlusses forderten, trat der Kirchenvorstand diesen Donnerstag erneut zusammen.

Hierbei wurde mitgeteilt, dass über den Beschluss vom 23. Mai nicht erneut abgestimmt wird. Nach intensiven Beratungen sei man zu dem Entschluss gekommen, das Gelände an die Firma Sanders zu verkaufen.

(Report Anzeigenblatt)