1. Mönchengladbach

Polizei Mönchengladbach stellt Kriminalstatistik 2023 vor​

Zahl nicht-deutscher Tatverdächtiger auffallend gestiegen : In Gladbach geht der Trend zur Kriminalität

Nachdem Innenminister Herbert Reul am Mittwoch die Kriminalstatistik für NRW vorgestellt hat, folgte die Polizei Mönchengladbach mit ihren Zahlen für 2023. Neben wenigen positiven Entwicklungen zeichnen sich beunruhigende Trends ab: Es gibt mehr Fälle von Laden- und Autodiebstahl, Raubüberfällen und gefährlicher Körperverletzung. Und: Die Zahl nicht-deutscher Tatverdächtiger ist auffallend gestiegen.

Insgesamt 27 034 Straftaten hat die Polizei Mönchengladbach 2023 registriert – innerhalb der letzten fünf Jahre ein „Rekord“. 2019 waren es 19 542, 2020 21 552, 2021 22 422 und 2022 24 951 Straftaten. Ein beunruhigender „Aufwärtstrend“, von dem die 2023 im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Aufklärungsquote von 57,08 Prozent (2022: 53,88 Prozent) ebenso wenig abzulenken vermag wie die Tatsache, dass die Entwicklung in Gladbach zum NRW-weiten Trend zu mehr Kriminalität „passt“.

Gerade im Bereich „Gewaltkriminalität“, der unter anderem gefährliche Körperverletzung und Raub (hierzu zählt auch die zunehmende Zahl von Kindern und Jugendlichen, die Altersgenossen ihr Handy „abzocken“) umfasst, sieht Kriminaldirektor Guido Henn „erschreckende Zahlen“ und spricht von einer „Verrohung der Geselllschaft“.

1 174 Fälle von Gewaltkriminalität registrierte die Polizei Mönchengladbach im letzten Jahr – auch dies ein Rekord im Zeitraum der letzten fünf Jahre (2019: 732, 2020: 806, 2021: 777, 2022: 1 092 Fälle).

Bemerkenswert ist dabei die Zunahme an Straftaten im öffentlichen Raum. Die Fallzahl im Bereich Straßenkriminalität lag 2023 mit 5 546 Straftaten um mehr als zehn Prozent höher als noch 2022 mit 5 012 Fällen, was der öffentlichen Wahrnehmung respektive Verunsicherung entsprechen dürfte. Die Zahl der Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung im öffentlichen Raum ist innerhalb eines Jahres sogar um mehr als 30 Prozent gestiegen (2022 312, 2023 408 Straftaten).

Auch dies eine Steigerung, die „dem Landestrend entspricht“, wie Polizeidirektor Jörg Schalk, stellvertretender Behördenleiter der Polizei Mönchengladbach, erklärt – und dennoch oder gerade deshalb zu den „Bigpoints“ gehöre, auf die die Polizei Mönchengladbach den Blick richten und reagieren werde.

In dem Zusammenhang rückt auch ein weiterer sich in Mönchengladbach wie NRW-weit abzeichnender Trend in den Fokus: Der Anteil nicht-deutscher Straftäter wächst. Von den in 2023 in Mönchengladbach ermittelten 10 207 Tatverdächtigen haben 3 825 keinen deutschen Pass. Das sind 37,5 Prozent! Im Vergleich: 2019 waren es 31,4 Prozent, NRW-weit waren es 2023 34,92 Prozent.

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Bei manchen Straftatbeständen beträgt der Anteil nicht-deutscher Tatverdächtiger sogar über 50 Prozent. Bei der Tatverdächtigenstruktur liegen 2023 an der Spitze der „Top-7“: türkische Tatverdächtige mit 8,7 Prozent, polnische mit 7,9 Prozent, syrische mit 8,4 Prozent, rumänische mit 6,4 Prozent, algerische mit 5,3 Prozent, marokkanische mit 5,1 Prozent und bulgarische mit 4,1 Prozent.

Wie schon Innenminister Herbert Reul in Anbetracht dieser Entwicklung in NRW gefordert hat – „Wir müssen über Ausländerkriminalität sprechen“ – betont auch Jörg Schalk, dass die Polizei sich dem Problem stellen müsse. Es sei eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, so der Polizeidirektor.

Auch Ladendiebstahl (2023 2 181 Straftaten, 2022 1 506), Diebstahl von/aus Autos (2023 1 789 Fälle, 2022 1 291), Computerkriminalität (2023 631 Straftaten, 2022 533), Betrugsdelikte (2023 3 796 Straftaten, 2022 3 718), sowie Rauschgift- und Sexualstraftaten gehören zahlenmäßig zu den „Aufsteigern“ in Mönchengladbach. Bei den Rauschgiftdelikten (2023 1 471 Straftaten, 2022 1 242) kann die gestiegene Zahl von registrierten Fällen zum Teil durch die vermehrte polizeiliche Kontrolle erklärt werden.

Bei den Sexualdelikten (Kinderpornographie 2023 201 Straftaten, 2022 141; Vergewaltigung 2023 60 Straftaten, 2022 51, Verletzung sexueller Selbstbestimmung 2023 527 Straftaten, 2022 423) haben bessere Methoden bei der polizeilichen Ermittlung (u.a. NCMEC-Verfahren), die stärkere Bereitschaft von Opfern zur Anzeige sowie das häufige Vorliegen von „modernen Beweismitteln“ wie Bild- und Videoaufnahmen zu einer Steigerung der Fallzahlen beigetragen.

Tötungsdelikte hat es 2023 15 in Mönchengladbach gegeben, bei 13 blieb es beim Versuch, bei den zwei vollendeten ging einer ins Jahr 2021 zurück, der andere war ein angezeigter „Ärztefehler“, der zum Tod eines Menschen geführt hatte, was aber nicht bestätigt werden konnte.

Die positiven Entwicklungen in der Mönchengladbacher Kriminalstatistik gehen fast ein wenig unter, doch es gibt sie. Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist zurückgegangen – von 927 in 2022 auf 830 im vergangenen Jahr.

Auch hat die Polizei Mönchengladbach weniger Wohnungseinbrüche registriert: 433 in 2023, 2022 waren es noch 491. Ebenfalls leicht zurückgegangen ist die Zahl der Fälle von Widerstand oder tätlichen Angriffen gegen Polizisten. 205 waren es 2023, im Jahr davor 217.