1. Mönchengladbach

Verbot neuer Gas- und Ölheizungen ab 2024 ist Thema

Videokonferenz zum geplanten Gebäudeenergiegesetz : Die Verunsicherung ist groß

Das geplante Gebäudeenergiegesetz mit dem Verbot neuer Gas- und Ölheizungen ab 2024 verursacht auch bei den Gladbachern große Sorgen. Gefordert wird ein verbindlicher Umstieg auf Heizungen, die zu 65 Prozent aus erneuerbarer Energie gespeist werden müssen. Zur Videokonferenz des Landtagsabgeordneten Jochen Klenner mit Georg Haaß vom Vorstand der Innung Heizung, Sanitär und Klima der Kreishandwerkerschaft MG haben sich rund 90 Leute zugeschaltet, darunter viele Extra-Tipp-Leser.

Georg Haaß berichtete von unzähligen Anrufen in den Innungsbetrieben: „Viele Menschen sind verunsichert. Wir reden über viel Geld – über große Investitionen. Viele ältere Menschen haben ihr Haus abbezahlt und sehen sich jetzt mit unabsehbaren neuen Kosten konfrontiert“, schilderte Georg Haaß. Das Grundproblem liege dabei gar nicht unbedingt in der Heizungsanlage selbst: „Deutschlandweit sind rund 70 Prozent der Häuser in einem energetisch schlechten Zustand – sie wurden vor über 50 Jahren gebaut und es fehlt ausreichende Isolation und Dämmung“, so Haaß. Diese energetische Sanierung sei aber eine wichtige Grundvoraussetzung für den Einsatz von Wärmepumpen, die am häufigsten als Alternative zu Gas- und Öl-Heizungen genannt wird. Zusammengerechnet kommen so hohe fünfstellige wenn nicht Summen über 100 000 Euro als Investition zusammen. Welche Förderprogramme einen Teil davon auffangen könnten, ist bisher unklar.

In der Konferenz hatten viele Teilnehmer aber vor allem technische Fragen zur Umsetzung. Hier machte Haaß deutlich: „Wärmepumpen sind keine neue Technik, sondern haben in den Achtziger Jahren schon einmal einen Boom erlebt und sind in Neubauten durchaus seit vielen Jahren eingebaut. Bei älteren Häusern sind Wärmepumpen möglich – aber hier geht keine Ferndiagnose, sondern nur eine fachmännische Beratung konkret vor Ort“, macht der Handwerksmeister deutlich. Das gilt auch für sogenannte hybride Lösungen – zum Beispiel unterschiedliche Techniken für Heizwärme und Warmwasseraufbereitung um so insgesamt auf den geforderten Energiemix zu kommen. Sorgen machten sich vor allem Bewohner von Mehrfamilienhäusern. Hier gibt es nicht nur viele technische Fragen zu klären, sondern natürlich auch entsprechend hohen Abstimmungsbedarf. Experten rechnen außerdem damit, dass viele Händler die Lieferung von Ersatzteilen einschränken werden, weil es sich für die Auslaufmodelle nicht mehr lohnt. Das gelte es zu bedenken, wenn jetzt manche noch schnell vor der Gesetzesänderung eine neue Gasheizung installieren, um das neue Gesetz zu umgehen. „Insgesamt ist richtig, dass in den vergangenen Jahren manche Investition verschlafen wurde – der Druck und die Geschwindigkeit, die jetzt aufgebaut werden, überfordern jedoch sowohl die Verbraucher als auch die Fachfirmen, die ja Material und Fachkräfte für die Umrüstung benötigen“, so Georg Haaß. Hinterfragt wurde von den Konferenzteilnehmern auch, ob die Stromnetze ausreichen würden. Schließlich werden die Wärmepumpen mit Strom betrieben. Viele Wärmepumpen-Besitzer setzen daher auf die Kombination von einer solchen Anlage mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage – aber auch das sei natürlich nicht überall und zu jederzeit zuverlässig möglich.

Jochen Klenner, der die Konferenz organisiert hatte, fasste zusammen: „Wenn ein Gesetz für so viel Unsicherheit und Fragen sorgt, ist etwas nicht in Ordnung. Wir wollen Energie, Strom, Wärme die verlässlich, bezahlbar und nachhaltig ist. Nur wenn diese drei Säulen gleichermaßen stark sind, ist eine zukunftsfähige Strategie für die Energienutzung in Gebäuden tragfähig. Krisen die uns aktuell parallel treffen, erhöhen den Handlungsdruck – gleichzeitig gilt es aber, niemanden zu überfordern oder durch überhastete Symbolpolitik die Akzeptanz der breiten Mitte der Gesellschaft zu verlieren.“