Kinder aus Weißrussland sollen sich vier Wochen in unverstrahlter Umgebung erholen können: Gasteltern dringend gesucht

Kinder aus Weißrussland sollen sich vier Wochen in unverstrahlter Umgebung erholen können : Gasteltern dringend gesucht

Das Reaktorunglück in Tschernobyl im April 1986 ist heute bei uns nicht mehr in den Köpfen der Deutschen verankert. Dabei leiden die Menschen in der nahen Umgebung des Unglücksortes immer noch stark unter den Folgen der atomaren Verseuchung ihrer Heimat.

tadt Willich (stz).

Peter Küppers und Kerstin Heisters von der Tschernobyl-Kinderhilfe-Willich suchen Eltern, die bereit sind, vier Wochen ein Kind aus Weißrussland in ihrer Familie aufzunehmen. Für die Familien entstehen keine weiteren Kosten.
Peter Küppers und Kerstin Heisters von der Tschernobyl-Kinderhilfe-Willich suchen Eltern, die bereit sind, vier Wochen ein Kind aus Weißrussland in ihrer Familie aufzunehmen. Für die Familien entstehen keine weiteren Kosten. Foto: Schütz

Deshalb sucht der Verein Tschernobyl-Kinderhilfe-Willich auch in diesem Jahr dringend Gasteltern, die bereit sind, ein Kind - acht bis 16 Jahre alt – aus der Stadt Kalinkowitschi in Weißrussland (80 Kilometer von Tscherobyl entfernt) bei sich aufzunehmen. „Außerdem suchen wir in diesem Jahr auch Unterkünfte für die beiden begleitenden Lehrerinnen, die beide gut Deutsch sprechen“, sagt Peter Küppers, Vorsitzender der Kinderhilfe. Vier Wochen in unverstrahlter Umgebung sind für die Kinder aus Weißrussland von enormer Bedeutung, ebenso wie die Tatsache, dass sie bei ihrem Aufenthalt am Niederrhein völlig unbelastete Lebensmittel essen können. Denn im Durchschnitt ist die Strahlenbelastung in ihrer Heimat zwischen 50 bis 100 mal höher als die, der wir jeden Tag ausgesetzt sind.

Langfristig kann dies Zellen schädigen und zu Krebserkrankungen – vor allem an der Schilddrüse – und zu Leukämie führen, besonders bei Kindern. Viele radioaktive Stoffe, die die Zone verseucht haben (vor allem das Isotop 137Cs, ein Produkt der Kernspaltung), haben lange Halbwertzeiten.

Erschwerend kommt hinzu, dass die ärztliche Versorgung in Weißrussland sehr schlecht ist und dass die Meschen – aufgrund der problematischen wirtschaftlichen Situation – vielfach dazu gezwungen sind, von Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten zu leben. Pflanzen, die auf kontaminierten Böden wachsen und radioaktive Teilchen geradezu speichern.

„Den Gasteltern entstehen keine weiteren Kosten“, betont Küppers. Der Verein finanziert die Hin- und Rückfahrt und übernimmt auch die Kosten für Visa und Ausflüge, die zum Programm gehören. Zudem sind die Kinder für die Dauer ihres Aufenthaltes in Deutschland kranken- und haftpflichtversichert. Auch die verschiedenen Sprachen bereiten keine Probleme. Notfalls übernehmen die Lehrerinnen die Dolmetscher-Rolle. „Ich besuche jeden Interessenten persönlich, informiere ausführlich und beantworte alle Fragen“, verspricht der Vorsitzende der Tschernobyl-Kinderhilfe. Er hat noch heute Kontakt zu Iwan, seinem ersten Gastkind. Heute steht der junge Weißrusse kurz vor Abschluss seines Studiums in Minsk. „Aber wir skypen regelmäßig und gratulieren uns gegenseitig zum Geburtstag“, meint Küppers. Auch einen Gegenbesuch bei der Familie von Iwan hat er schon gemacht. Und das ist keine Ausnahme, sondern eher die Regel. „Die meisten Gasteltern schließen die Kinder aus Weißrussland ganz fest in ihr Herz ein“, erzählt der Vereinsvorsitzende. Mit Blick auf den Ukraine-Konflikt fügt er hinzu: „Die Kinder können hier auch Demokratie hautnah erleben. Das prägt sie für ihr weiteres Leben.“

(Report Anzeigenblatt)