Leute, bringt Krempel vorbei!

Leute, bringt Krempel vorbei!

Dinge, Zeug, Stehrumchen, Krempel, Sperrmüll: Das Künstlerteam „Änderungen Aller Art“ lädt die Mönchengladbacher ein, Sachen vorbei zu bringen, die sie nicht mehr brauchen – damit Neues draus wird.

Sie haben das Hotel Oberstadt zur Änderungswerkstatt gemacht – noch bis zum 5. August.

Im alten Hotel Oberstadt sieht es ein bisschen wie in einem Mix aus Trödelladen und schräg-lustiger Lampenausstellung aus. Gerade ist eine Babybadewanne voller bunter Lampenschirme abgegeben worden. Die beiden Künstlerinnen Verena Issel und Julia Gruner haben schon ein bisschen rumexperimentiert mit einem abgegebenen Garderobenständer, einer etwas kitschigen Herzvase, alten Glasbehältern und Blumentischchen. Herauskommen könnten am Ende zum Beispiel Installationen oder auch Designobjekte, je nach Eingebung der Künstlerinnen. Fertig ist noch nichts und noch findet auch nichts Gnade vor den Augen der beiden Kreativen.

Mit dem Pressefoto wird’s dann auch zunächst ein bisschen schwierig. „Ich möchte nicht neben etwas abgelichtet sein, was ich noch zum Schämen finde“, sagt die Hamburger Objekt- und Installationskünstlerin Verena Issel. „Wir machen uns sonst jahrelang Gedanken und jetzt müssen wir spontan mit dem arbeiten, was die Leute uns bringen“, erklärt Julia Gruner, „eine Herausforderung und ein Wagnis“. Die Kölnerin lässt normalerweise Objekte aus Farbe entstehen.

Änderungen Aller Art ist ein Upcycling-Projekt in dem alten ausrangierten Gegenständen neues Leben eingehaucht wird. Die Mönchengladbacher können daran mitwirken, indem sie mit ihren abgegeben Gegenständen den kreativen Prozess steuern. „Das Ergebnis kann überraschend toll, aber auch überraschend blöd sein“, sagt Verena Issel.

Das Projekt hat überhaupt viele Überraschungsmomente, nicht nur bei dem, was an Habseligkeiten und Kellerfunden abgegeben wird. „Auch die Künstler, die jeweils zu zweit eine Woche zusammen arbeiten, kennen sich meistens nicht“, sagt Foto-Künstler Vesko Gösel, der das Projekt organisiert hat. „Das Ganze ist ein bisschen wie Restekochen“, sagt Verena Issel, nur dass das Ergebnis Gourmetqualitäten haben soll.

„Wir befinden uns an der Schnittstelle zwischen Kunst und der Bevölkerung. Und das funktioniert sehr gut“, sagt Vesko Gösel, damit schaffe man eine Öffnung zur Bevölkerung, die dem Museum Abteiberg nicht immer gelinge.

Aus dem nur wenige Meter entfernten „Gourmettempel“ für moderne Kunst hat sich übrigens schon der eine oder andere Mitarbeiter in der Werkstatt für Veränderungen blicken lassen. Ob Direktorin Susanne Titz auch mal vorbei kommt? Die Künstler würden sich freuen.

(Report Anzeigenblatt)