Der Silberschatz der St. Schützenbruderschaft

Nach 15 Jahren im Tresor war der Silberschatz der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft in den vergangen Wochen und noch bis morgen in der Sparkasse Neuss an der Hauptstraße ausgestellt.

Traditionell hat jeder Schützenkönig eine Plakette aus Silber zu stiften, wobei längst nicht alle erhalten geblieben sind. In Notzeiten wurden einzelne eingeschmolzen, andere sind auf unbekannte Weise verschwunden und wieder einige sollen unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges als Souvenirs von Alliierten Soldaten aus dem Panzerschrank der alten Amtssparkasse entwendet worden sein. Aber es bleibt eine eindrucksvolle Sammlung aus rund 100 Stücken aus immerhin über 450 Jahren. Das Älteste erhaltene Stück ist ein silberner Vogel aus dem Jahre 1538 – ein traditionelles Symbol der Schützenbruderschaften, die seit jeher per Vogelschuss ihren König ermitteln. Ein seltenes Artefakt ist eine silberne Armbrust mit Schilden, die das kurkölnische Landeswappen zeigen und an denen zwei Plaketten aus dem Jahre 1624 hängen. Die hatte der Kaiserswerther Kanoniker und Lanker Pfarrer Johannes Curles damals gestiftet. In die eine Plakette sind die Namen des Königspaares Derich und Dreutgen Kremer (Dietrich und Gertrud Kremer) eingraviert. Dieses Stück ist Beleg einer Zeit, deren Rechtskonstrukte uns heute völlig fremd sind. So galt das Stift Kaiserswerth als „wahrer Pfarrer“ (pastor verus) von Lank. Stets wurde einem Kanoniker das Pfarramt als Vikar (vicarius perpetuus) übertragen. Da dieser aber in jener Zeit meist wenig mit geistlichen Aufgaben zu schaffen und noch längst nicht immer die Priesterweihe empfangen hatte, beauftragte er einen anderen Geistlichen als Stellvertreter (vicarius/pastor per tempore) vor Ort, der die Gemeinde dann tatsächlich – gleichsam als „Subunternehmer“ – betreute. Letzterer lebte aus den Einkünften der sogenannten Pastorat (Haus und Ländereien, Gebühren), während dem Kanoniker und Stift in Kaiserswerth die Pfarreinkünfte (z.B. Zehnt) zustanden. Der eher weltliche Lebenswandel der Kaiserswerther Stiftsherren in jener Zeit lässt auch die Ferne zur Seelsorge und die Nähe zum eher weltlichen Spaß des Vogelschießens erklärlicher erscheinen.

Einige Schilde weisen auch darauf hin, dass im Bruderschaftsschatz auch Relikte anderer Gemeinschaften aufgegangen sind. So finden sich Plaketten, die auf eine Junggesellenbruderschaft mit eigenen Königen hinweisen, oder Stücke, die auf bürgerliche Schützenvereine in Lank und Latum des 19. Jahrhunderts hinweisen, nachdem die Bruderschaft nach 1794 untergegangen war. Andere stehen vermutlich mehr im Zusammenhang mit der Kevelaerwallfahrt des 18. Jahrhunderts.

Die meisten Plaketten weisen auch auf Beruf und Lebensumfeld der Könige hin, die meist Bauern aber auch Handwerker, Wirtsleute und Lehrer waren. Heute werden gerne die Embleme der einzelnen Schützenkompanien, die es ursprünglich so nicht gab, verarbeitet.

Da die bisherigen Forschungen trotz verschiedener Bemühungen aus verschiedenen Jahrzehnten immer noch eher oberflächlich sind, werden noch einige Geheimnisse zu lösen sein, die der Lanker Silberschatz birgt.

(StadtSpiegel)