Ein Abend, der begeistert

Das waren noch Zeiten in Lank-Latum, als beim Gasthof „Zum Rosskamp“ (später Kauertz, danach Breuers-Schierkes) Spediteurs-Pferde gepflegt wurden, platt Umgangssprache war und hochdeutsch sozusagen als Fremdsprache galt. Johannes Toups ließ beim letzten Mundartstammtisch eine Reihe Anekdoten und Episoden aus jener Zeit Revue passieren, an die sich einige Gäste sogar noch erinnern konnten. Zum Beispiel an Kauertz Eu (1898 – 1988), von eigenen Gnaden Kriegsheld, Konstrukteur einzigartiger Motoren und Fluggeräte, weltweit anerkannter grandioser Erfinder, Duzfreund politischer Größen des In- und Auslandes und dergleichen mehr. Glauben brauchte man das schon zu dessen Lebzeiten nicht. Höchst erfinderisch schienen besagtem Eu zumindest seine finanziellen Nöte zu machen. So meldete er zum Beispiel 1918 den eigenen „Heldentod“ während eines Aufstandes in Hamburg nach Hause und gab dazu sein Konto für notwendige „Abwicklungskosten“ an. (Schneider Wibbel ließ grüßen). Für die Eltern war die Geschichte damals ein Drama, noch fast 100 Jahre später für die Meerbuscher eine Humoreske.

Mundart ist Heimat, so empfanden es auch viele Neubürger unter Toups‘ großer Gästeschar. Einige strengten sich sichtbar an, machten sich gar Notizen, um alles zu verstehen. Bei den vielen Dönekes und Vertällekes, beim gemeinsamen Gesang und bei Erklärungen diverser Begriffe, herrschte Begeisterung. Allesamt kamen voll auf ihre Kosten. Die Lacher auf seiner Seite hatte darüber hinaus Hans-Josef Dahmen, als er sehr gekonnt und sehr ironisch vom Kirchgang in seiner frühen Kindheit berichtete. Familie Lintermann, imaginäre Stammgäste, hätten ebenso ihr Vergnügen gehabt, als zwischendurch unter instrumentaler Mitwirkung von Wolfgang Beeck und Alfons Hansen vielkehlig plattdeutsche Lieder geschmettert wurden. Wie immer, Karl Schmalbach hatte ein Lank-Latumer Heimatlied geschrieben.

Es bildete den lautstarken Abschluss. Der nächste Mundartstammtisch ist am 29. August.