1. Mönchengladbach

Anwohner möchten Bäume gestutzt haben für Solaranlage

Streit mit der mags: Solaranlage versus Bäume : Ohne Licht geht nichts

Solarthermie und Photovoltaik auf dem Dach? An der Heppendorfstraße war man jahrzehntelang seiner Zeit voraus. Die mags hat mitgespielt und regelmäßig für den Lichteinfall öffentliches Baum- und Buschwerk gekappt. Doch jetzt gibt es einen Konflikt. Die Anwohner sind sauer.

Die Extra-Tipp-Leser*innen kennen Detlef Poullie als Ratgeber in Sachen Energiesparen und Heizungsfragen, doch jetzt ist er selber ratlos. Was jahrzehntelang einwandfrei funktionierte, soll plötzlich nicht mehr möglich sein: Die mags will die Bäume und Büsche, die zum Spielplatz hinter seinem Grundstück gehören, nicht weiter stutzen. Und das ist notwendig, damit die Solaranlage auf seinem Dach genug Licht bekommt. Lediglich zwei Bäume sind gekappt worden, bilden jetzt eine komische Lücke, flankiert von zwei großen Bäumen, die die Hauptschattenspender sind. „Jetzt geht die Anlage immer an und aus, je nachdem, wie die Sonne steht“, sagt Detlef Poullie.

„Ich war der erste in Mönchengladbach, der Solarthermie hatte“, sagt der Dozent für Versorgungstechnik, der schon länger als 25 Jahre Heizung und Warmwasser darüber betreibt und für den Strom seit zehn Jahren auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach hat. Dafür hat er sogar eine Auszeichnung erhalten. „Die mags hat bislang alle fünf bis sechs Jahre die Bäume, die im übrigen durch einen Fehler der Verwaltung zu nah am Zaun stehen, auf einer Länge gekappt“, sagt Detlef Poullie. Doch jetzt gehe das angeblich nicht mehr. Begründung? Fehlanzeige!

Hakan Filiz wohnt mit seiner Familie zwei Häuser weiter und würde es ihm gerne gleich tun. Schließlich sei die Nutzung von regenerativer Energie das Gebot der Stunde, sagt er. Doch bei ihm geht gar nichts. Monatelang hatte er vergeblich zu erwirken versucht, dass von der mags jemand zum Baumschnitt raus komt. „Mal war Brutzeit, mal war es der Sturm, dann fehlte das Gerät“, sagt er. Einmal habe man ihm sogar geschrieben, da sei schon gestutzt worden, obwohl niemand etwas gesehen habe. „Wir haben uns mit mehreren Nachbarn zusammen getan und dann ist endlich jemand gekommen“, sagt der junge Familienvater, der sich zudem auch um seine einjährige Tochter sorgt, weil nicht selten morsches Geäst aus dem städtischen Baumbestand in seinen Garten fällt. Doch gebracht hat es nichts. Angeblich würden die Bäume sterben, wenn man sie in der Krone stutze, hat man ihm gesagt. „Seltsam, dass hier jahrelang durch die Stutzaktionen kein einziger Baum gestorben ist“, findet Nachbar Poullie.

„Ich hab zuerst gar nicht verstanden, was los ist“, sagt Poullie. Seine Anlage habe statt der üblichen zwölf Kilowattstunden Strom am Tag nur noch drei gebracht. Logisch, sie lag ja auch im Schatten. Auf seinen ersten Anruf beim Bürgerservice im August passierte nichts, auf seinen zweiten im Oktober auch nicht. Vergeblich versuchte er, den Oberbürgermeister persönlich ans Telefon zu bekommen. „Vielleicht hat der Bürgerservice den letzten Platz im Ranking doch verdient“, ärgert er sich. Schließlich beschwerte er sich bei der mags. Am Ende kam jemand raus und stutzte besagte zwei Bäume.

  • Bildmotiv mit Humor gestellt: Detlef Poullie
    Gladbacher Fachmann setzt jetzt auf Wasserstoff : Ende einer Solaranlage
  • Morgen starten die Maßnahmen zur Umsetzung
    Aufwertung der Bettrather Straße und Am Wasserturm : Quartier-Maßnahmen starten Montag
  • Für jedes neue Mitglied spendet die
    Volksbank Mönchengladbach spendet für jedes neue Mitglied einen Baum : Tief mit der Region verwurzelt

Extra-Tipp hat beim Baumsachverständigen Hanno Müller, seit zwölf Jahren Teamleiter Bäume bei der mags, nachgefragt. Bei den betroffenen Bäumen handle es sich um robuste Hainbuchen und empfindlichen Ahorn, sagt der. Die zwei gekappten Bäume seien Hainbuchen, die könnten einiges ab. Flankiert seien sie von einer Hainbuche, die 2020 im unteren Bereich entastet worden sei. Würde man die jetzt oben auch noch kappen, stände da nur noch ein kahler Stamm. Auf der anderen Seite der Ahorn, sei ebenfalls im letzten Jahr unten auf Wunsch der Anwohner von Ästen befreit worden. Dieser Baum sei so empfindlich, dass er tatsächlich Schaden nehmen würde, wenn er nun auch noch oben beschnitten würde. Das selbe gelte für die Bäume hinter dem Grundstück von Hakan Filiz. „Wir haben auch früher regelmäßig gestutzt,“ sagt Müller, aber nicht alle fünf Jahre, das sei nicht korrekt. Zudem habe es, ebenfalls aus der Heppendorfstraße, auch schon gegenteilige Beschwerden gegeben, über zuviel Baumschnitt. Den Konflikt Bäume versus Solartechnik werde es wohl in Zukunft im Stadtgebiet noch öfter geben, befürchtet er. Aber: „Ich will keinen Streit mit den Leuten“, so Müller. Er will sich die Sache in Kürze noch einmal ansehen.