1. Mönchengladbach

Bildband zeigt historische Schuhkratzer in Mönchengladbach

Wo es sich lohnt, einen Blick auf die Treppen zu werfen : Kratzt heute keiner/n mehr?

„Schuhkratzer“ – schon mal gehört? Gesehen hat man sie sicher schon mal, in der Wand oder auf der Treppe von Hauseingängen... Doch wann sind die kleinen, klappbaren Eisengitter und kunstvollen Nischen im Mauerwerk da angebracht worden und wozu sind sie eigentlich gut? Gerhard Kuhl hat den Schuhkratzern in unserer Region einen ganzen Bildband gewidmet. Der Extra-Tipp ist mal mit ihm auf Schuhkratzertour gegangen.

Spaziert man mit Gerhard Kuhl durch die Gladbacher Innenstadt, sieht man sie plötzlich mit ganz anderen Augen. Den Blick sonst eher zielgerichtet, vielleicht auch mal auf eine schöne Häuserfassade gerichtet oder neugierig in ein Fenster lugend, schaut man nun nach unten, auf die ersten Treppenstufen und die Wände rechts und links davon – und ist erstaunt, wie viel(e) es da zu entdecken gibt: Schuhkratzer oder auch Schuhabkratzer, eine Erfindung, die auf die viktorianische Zeit in Großbritannien zurückgeht und die in den Städten hierzulande um 1900 ihre Blütezeit hatte. Sinn und Zweck der Schuhkratzer war die grobe Reinigung der Schuhe von Pferdeäpfeln, Matsch, Blättern und anderem Schmutz, der einem auf den noch nicht asphaltierten Straßen und Wegen an den Sohlen pappen blieb.

Gerhard Kuhl, Krankenpfleger im Ruhestand und versierter Hobbyfotograf, der „gern aufmerksam durch eine Stadt geht, um Dinge zu sehen, an denen oft achtlos vorbeigegangen wird“, hat die historischen Schuhkratzer im Sommer ’23 zunächst in seinem Wohnort Kempen für sich entdeckt und dann, ziemlich „angefixt“, seine Recherchen auf Mönchengladbach, Rheydt und weitere Städte am linken Niederrhein ausgeweitet – und war „begeistert von der Anzahl und vor allem von der Vielfalt an unterschiedlichen Schuhkratzern“, wie er beim Spaziergang durch das Gründerzeitviertel in Mönchengladbach erzählt.

In den großen Städten, Krefeld und Mönchengladbach, gebe es trotz der Zerstörungen im 2. Weltkrieg noch sehr viele alte Häuser“, erklärt er. „Diese Häuser hatten früher wohl alle Schuhkratzer, von Haus zu Haus sehr unterschiedlich und auch mit lokalen Unterschieden. So liegen die gitterförmigen Abstreifer in Mönchengladbach zum Beispiel frei auf der Treppe, während sie in Krefeld in eine Vertiefung im Stein eingelassen sind.“ Da sie heute nicht mehr benutzt werden, seien die Schuhkratzer in manchem Hauseingang auch entfernt worden. Tatsächlich erkennt man hier und da noch zurückgebliebene Vertiefungen in der Treppe oder Streifenabdrücke vom Gitter.

In seinem Buch „Die Letzten ihrer Art ... Historische Schuhkratzer am linken Niederrhein“ sind allein 85 Schuhkratzer aus Mönchengladbach und Rheydt abgebildet – mit Straße und Hausnummer. „Ich habe noch einige mehr gefunden“, sagt Kuhl. „Aber ich musste für mein Buch eine Auswahl treffen. Wichtig war mir dabei, dass jeder Leser dann selbst auch auf die Suche gehen kann und diese kleinen Schätze entdecken kann.“