: Auf jüdischen Spuren

2020 ist für das Maria-Lenssen-Berufskolleg ein besonderes Jubiläumsjahr – die Schule feiert ihr 150 jähriges Bestehen. Im Zuge dieses Ereignisses wirft sie einen intensiven Blick darauf, wie ihre Entstehung und ihre Entwicklung war, was sie heute ausmacht und was ihre Besonderheiten sind, und welche Visionen für die Zukunft gesponnen werden.

Bei einem rückwärtsgerichteten Blick ergeben sich zwangsläufig ebenfalls Fragen zum Zeitraum des Nationalsozialismus. Eine Recherche im Stadtarchiv Mönchengladbach mit Schülern des Beruflichen Gymnasiums des Maria-Lenssen-Berufskollegs, die die damaligen Schülerakten der Schule in den Blick nahm, ergab leider kaum erkenntnisreiche Funde. Allerdings steht die Turnhalle, die für den Sportunterricht des Berufskollegs genutzt wird, auf dem Platz, wo bis 1938 die in der Reichspogromnacht niedergebrannte Rheydter Synagoge stand. Anlässlich des Holocaustgedenktages erarbeiteten deshalb angehende Erzieher der Unterstufe der Fachschule für Sozialpädagogik im Politikunterricht eine alternative Stadtbegehung auf jüdischen Spuren.

Unmittelbarer Zugang
durch biografischen Ansatz

Ilona Gerhards, Diplom-Archivarin des Stadtarchivs Mönchengladbach, unterstützte auch dieses Projekt und konnte die angehenden Erzieher vielfältige Schriften sowie zahlreiche Bilder einsehen lassen. Die erarbeitete Stadtbegehung sucht Orte in Mönchengladbach auf wie den jüdischen Friedhof auf der Eifelstraße, Stolpersteine, das Geburtshaus von Goebbels, das damalige Polizeipräsidium, die ehemalige Schule sowie die Synagoge in Mönchengladbach und nicht zuletzt den bereits erwähnten Standort der Rheydter-Synagoge. Es ist eine alternative Begehung der eigenen Stadt, die mittels eines biografischen Ansatzes, einen unmittelbaren Zugang zu den damaligen Ereignissen ermöglicht und somit nicht nur Erinnerung bewahrt, sondern auch den Blick für die Gegenwart im zugehörigen Umfeld sensibilisiert.

Im Dialog zwischen Martina Kupka, Lehrerin und Kulturbeauftragte am Maria-Lenssen-Berufskolleg, und Ingrid Beschorner, Vorstandmitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Mönchengladbach, ist die Idee entstanden, die erarbeitete alternative Stadtbegehung an die Gesellschaft zu übergeben. Sie wird diese in Zukunft auch interessierten Bürgern anbieten.