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: „Ein bisschen wie eine Insel“

: „Ein bisschen wie eine Insel“

Man nehme eine spannende Idee, wilde Entschlossenheit, handwerkliches Geschick und einen alten Bunker und schon hat man – nach sieben Jahren Bauzeit – einen Kunstbunker. Das Künstlerpaar Bernhard Petz und Zdzislawa Worozanska-Sacher ist seit Herbst „Bunkier und Bunkiersfrau“, denn es wohnt und arbeitet auch dort. Am Rand von Güdderath haben die Wahlmönchengladbacher ein Gesamtkunstwerk geschaffen, in das man ab und an auch rein darf.

Dass dort „irgendwas mit Kunst“ ist, haben die Spaziergänger, die rund um den alten Bunker in Güdderath ihren Hund ausführen, sich schon gedacht: Riesige weiße Skulpturen – eine sogar in einem Baum – lassen erahnen, dass hinter den zwei Meter dicken Mauern noch mehr Besonderes ist. Doch wo ist der Eingang? Ein schmaler Plattenweg führt zu einer rostigen Eisentür. Eine Klingel gibt es nicht. Dahinter wohnen, arbeiten, musizieren, planen und führen durch ihre Ausstellung: Bernhard Petz und Zdzislawa Worozanska-Sacher.

„Der Bunker ist wie für uns geschaffen“, sagt die Künstlerin. In 15 Räumen, auf rund 700 Quadratmetern Ausstellungsfläche bieten sie dort ab und an ganz spezielle Führungen durch ihre Werke – Skulpturen, textile Kunst und Installationen aus gebrauchten Gegenständen – an. „Führungen sind für uns Begegnungen. Die Leute sollen uns auch widersprechen“, sagt Bernhard Petz. „Wir möchten, dass die Menschen etwas mit raus nehmen und wir auch etwas zurück bekommen“. Sie hätten beide viele dekorative Dinge geschaffen und plötzlich gemerkt, wieviel davon auch politisch sei.

Gekonnt beleuchtet wirken die Bunkerräume magisch. Etwa eine Installation aus rund 700 tönernen Abdrücken von Händedrucken. „Wir haben uns bei Menschen in Danzig mit einem Händedruck für den Kriegsanfang entschuldigt“, so Petz. Viele der Handdruck-Abdrucke sind auch beim 20. Jahrestag des Falls der Mauer in Berlin entstanden.

Zdzislawa Worozanska-Sacher arbeitet viel mit Stoff, macht unter anderem Skulpturen aus Krawatten. „Ich arbeite damit, wie andere Künstler mit Farben“, sagt sie.

Das Künstlerpaar, das hauptberuflich zum festen Ensemble der Niederrheinischen Sinfoniker gehört, hat den Hochbunker der Stadt abgekauft. „Es ist toll, dass die Stadt da so mitgezogen hat“, sagt Bernhard Petz. Dass es Teil des Bebauungsplans war, auf dem Dach des Bunkers Wohnraum zu schaffen, kam den beiden gerade recht. Gemeinsam mit einem früheren Klassenkameraden, dem Architekten Sebastian Krehn, hat Bernhard Petz ein energetisch hochmodernes Haus aus Glas und Holz aus der Tiroler Heimat entworfen und zum großen Teil selbst geschreinert. Mit einem gigantischen Ausblick über niederrheinische Landschaft, selbst angebautem Gemüse und Obst auf den Terrassen des Bunkers und einem kleinen hauseigenen Konzertsaal, indem sie ungestört üben und auch kleine Konzerte veranstalten können, leben die beiden Künstler am Rand von Güdderath ihren Traum. „Ein bisschen wie eine Insel“, sagt Zdzislawa Worozanska-Sacher.