: Auszubildender in Angst

Es passiert nicht oft, aber es passiert. Gleich nebenan. Ein junger Mensch hat sein Abitur gemacht und freut sich auf seinen Einstieg ins Berufsleben. Er bewirbt sich, wird zur Probewoche eingeladen. Dann zeigt der Arbeitgeber sein wahres Gesicht. Abwertung, Grenzüberschreitung, Drohungen – Dominik S. hat sich gewehrt, seine Ausbildungsstelle abgelehnt und Anzeige bei der Polizei erstattet.

„Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ sagt der Volksmund mit einem zwinkernden Auge. Doch was der junge Auszubildende Dominik S. erlebt hat, ist nicht zum Lachen. Zum Glück ist er eine Ausnahme; die meisten Betriebe in Mönchengladbach bilden vorbildlich aus, Konflikte gibt es selten, und wenn doch, sind sie lösbar.

Zurück zu Dominik S.: Der 21-Jährige Willicher Abiturient hat Mitte September eine Probewoche bei einem Versicherungsmakler absolviert - mit Aussicht auf eine Ausbildung. Seine Ansprechpartner vor Ort: der Firmenchef Karl S.* und sein Vater Heinz S.*, welcher dem jungen Azubi nach dessen Aussage „gleich in den ersten Tagen verraten hat, dass er mal fast eine Frau umgebracht hätte und von seinem besten Freund daran gehindert wurde.“ Einschüchterungstaktik oder „ein Gespräch unter Männern“? Dominik S. jedenfalls ist schockiert, bekommt, auch aufgrund der Arbeitsweise und frauenfeindlicher Sprüche gegenüber einer weiblichen Auszubildenden, ein mulmiges Gefühl und entscheidet sich, seine Ausbildung nicht in dieser Firma zu machen. Am letzten Tag teilt er das per Mail mit und bietet an, den Schlüssel vorbeizubringen. „Da wurde ich das erste Mal von dem Vater bedroht“, erzählt er. „Er sagte, wir müssten auf jeden Fall noch ein Gespräch führen und er würde zu mir nach Hause kommen, wenn ich den Schlüssel in den Briefkasten schmeiße.“

Dominik S. ist eingeschüchtert. „Das ist ein Mensch, der kein Nein akzeptiert“, beschreibt er den offensichtlich stark Einfluss nehmenden Heinz S.. Trotz oder gerade wegen der Drohung beschließt der Azubi, den Schlüssel am nächsten Tag, begleitet von seinem Freund Oliver B.*, in den Briefkasten zu werfen. Sein Freund beschreibt die Situation: „Dominik hat den Schlüssel in den Briefkasten geworfen und ist sofort wieder ins Auto gestiegen und losgefahren. Wir mussten noch im Wendehammer wenden, und da stand dieser Mann auch schon auf dem Bordstein, die Hände wild überm Kopf schwenkend und laut schreiend. Das war echt ein Schockmoment. Wir sind dann weitergefahren und hatten ziemlich Panik, dass der Mann uns etwas antut oder uns hinterherfährt.“

Die beiden jungen Männer fahren davon. Nach fünf Minuten klingelt Dominik S.’ Handy. „Ich bin nicht drangegangen“, erzählt er, „ich hatte nicht mehr die Nerven, mich anschreien zu lassen.“ Noch einmal 15 Minuten später halten die jungen Männer an und sehen, dass eine Sprachnachricht hinterlassen wurde. „Er hatte auf meine Mailbox geschrien, dass er dafür sorgen würde, dass ich nie wieder eine Ausbildungsstelle bekomme, dass er mich verschwinden lassen würde und ich kein Recht auf Leben hätte...“

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Dominik S. zittert. Und macht dann das Richtige. Er geht mit der Nachricht zur Polizei und zeigt den Mann an, der um ein Haar seine Ausbildung mit verantwortet hätte. Der 21-Jährige ist erleichtert. Eine Sorge bleibt: „Da ist ja noch die Auszubildende dort, die gleichzeitig mit mir anfangen wollte. Wenn er mir schon so gegenübergetreten ist, wie wird er sich dann ihr gegenüber verhalten?“

Wie es nun weitergeht, wird man sehen. Die Polizei, so Sprecher Wolfgang Roethgens, werde den Fall nun bewerten. Der Beschuldigte bekommt Gehör, das heißt er wird entweder ins Präsidium eingeladen oder erhält einen Anhörungsbogen. Ob er eine Aussage macht, bleibt ihm überlassen. Anschließend übernimmt die Staatsanwaltschaft und erhebt möglicherweise Anklage. Und Dominik S.? Er hat sich für ein Studium entschieden.

* Namen v. der Redaktion geändert