: Kaum aus der Ruhe zu bringen

Heute bezieht Felix Heinrichs das Büro des Oberbürgermeisters im Rathaus Abtei als jüngster OB in Nordrhein-Westfalen. Am letzten Montag hatte der Niederrheinische Presseverein zum traditionellen Medien Montag im Café Restaurant van Dooren geladen, um „dem Neuen“ auf den Zahn zu fühlen.

. Er kennt sich aus in der Politik, sieht gut aus, ist gebildet und wortgewandt, selten um eine Antwort verlegen, hochmotiviert und man nimmt Felix Heinrichs die „ehrliche Haut“ ab. Am letzten Montag stellte er sich beim traditionellen Medien Montag zum Kennenlernen „des Neuen“, den Fragen der örtlichen Presse. Ab heute ist Felix Heinrichs der neue Oberbürgermeister von Mönchengladbach – und will es besser machen.

50421 Mönchengladbacher haben bei der Stichwahl ihr Kreuzchen für den SPD-Kandidaten gemacht, fast 75 Prozent. So viel Zustimmung hatte vor ihm keiner, und das obwohl der 31-jährige manchmal die leise Befürchtung hatte, er könne möglicherweise am Jungsein scheitern. Felix Heinrichs hat „gehörigen Respekt“ vor seinem neuen Amt. Denn wenn er was macht, will er es richtig gut machen, da beschreibt er sich als ziemlich detailverliebt.

„Mönchengladbach ist nicht perfekt“, sagt Felix Heinrichs, „und auch nicht fertig“. Vieles sei nicht einfach und auch nicht schön, aber hier sei vieles möglich, was in Metropolen wie etwa seiner Studienstadt Düsseldorf nicht gehen würde. Dabei denkt er an unorthodoxe Bürgerprojekte wie den Margarethengarten oder die Alte Tanke in Eicken. Man könne was ändern, findet der 31-jährige und hofft, neben den üblichen 100 Engagierten auch mehr junge Menschen mit ins Boot holen zu können.

In den letzten Wochen hat Heinrichs viel mit der Abwicklung seines bisherigen Jobs als Geschäftsführer des Mönchengladbacher Seniorenwohn- und Pflegeheims Vitusheim zu tun gehabt. Gleichzeitig ist er schon seit Wochen im Rathaus unterwegs, hat sich mit Vorgänger Hans Wilhelm Reiners getroffen und sich über die Abläufe schlau gemacht. „Ich stolper’ da nicht irgendwie rein“, sagt er. Das begeistert viele Mitarbeiter jetzt schon: „Diese Form der Offenheit hat es hier noch nicht gegeben“, sagt zum Beispiel Wolfgang Speen, Leiter des Presseamts.

Heinrichs will die Verwaltung kundenfreundlicher machen, eine neue Fehlerkultur einführen. „Wenn der Kunde König ist, soll der Mitarbeiter aber kein Sklave sein“. Heinrichs will „anfassbar“ und „ansprechbar“ sein, für Mitarbeiter und Bürger, aber als Verwaltungschef auch durchsetzungsfähig. Und der neue OB findet, es falle ihm „kein Zacken aus der Krone“, wenn er nicht in jedem Aufsichtsrat säße. Es gäbe sicher einige, wie den der NEW, in denen traditionell die Anwesenheit des Oberbürgermeisters vonnöten sei, aber in anderen würde der Fachdezernent absolut ausreichen.

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Felix Heinrichs ist Mitglied in einigen Schützen- und Karnevalsvereinen, aber er sieht sich nicht als Vereinsmensch. Lesen, Leute treffen und ab und zu mal laufen stehen auf der Hobbyliste des Ur-Mönchengladbachers. Wobei die Politik schon immer das größte Steckenpferd des studierten Politikwissenschaftlers und Historikers war. „Ich bin mit 14 in die SPD eingetreten“.

Der jüngste OB Nordrhein-Westfalens freut sich, dass viele ehemalige Weggefährten aus Schule und Studium, die Mönchengladbach den Rücken gekehrt hatten, inzwischen wieder da sind. Heinrichs selber war nie weg. „Was größere Reisen angeht, habe ich auch Nachholbedarf“, sagt der Italienfan. Sein größter privater Fehler? Die Chance eines Auslandssemesters nicht genutzt zu haben. Seine größte Stärke: „Ich bin kaum aus der Ruhe zu bringen“. Und seine Freunde würden ihn sicher als „treue Seele“ beschreiben. Sein Lebensgefährte wird bei seinen öffentlichen Auftritten wohl eher selten dabei sein, weil er nicht so gerne im Rampenlicht steht. Wenn Borussia spielt, dann allerdings ganz bestimmt.

Felix Heinrichs wird den Amtseid mit Glaubensbeteuerung ablegen, „weil man so anerkennt, dass da auf jeden Fall was über einem ist“. Denn eins ist ihm auch ganz wichtig: die Bodenhaftung nicht zu verlieren.