1. Mönchengladbach

Mönchengladbacherin hat ein Buch geschrieben​

Mönchengladbacherin hat ein Buch geschrieben : Tiefkühlkost mit Fondor und viel Liebe

Opa Jupp lebte im Westerwald. Er ist 2019 mit 91 gestorben und hat – zum Glück – die Pandemie nicht mehr miterleben müssen. In 39 Briefen hat Enkelin Jeanette Deckers ihm geschrieben, wie das ist, mit Corona, mit der Klimakrise, mit den Absurditäten von Konsumgesellschaft und Digitalisierung zu leben. „O-PAndemie“ ist eine Art Pandemie-Tagebuch, entstanden in eineinhalb Jahren „Corona“.

Jeanette Deckers hat im Wohnzimmer auf dem Sofa gelegen und sich selbst eine E-Mail geschrieben, um ihre Gedanken festzuhalten. Das war der Anfang ihres Buches „O-PAndemie“ und es war Oktober 2020. „Ich wollte schon sehr lange ein Buch schreiben“, sagt sie. Dass es dann tatsächlich entstanden ist, war ohne Plan und Konzept, einfach so. Aus der Mail wurde der erste Brief an ihren verstorbenen Opa Jupp. In den nächsten eineinhalb Jahren folgten 38 weitere und die Idee, ein Buch draus zu machen. „Mein Opa hat nie ein Auto besessen, ist nie in Urlaub geflogen, sondern mit dem Zug gereist und hat schon gar kein Handy besessen“, sagt die Enkelin, er habe ein einfaches, bescheidenes und auch glückliches Leben geführt, mit Reisen nach Sylt und Salat aus dem Garten.

Jeanette Deckers hat sich mit den brennenden Themen unserer Zeit auseinandergesetzt und spürt in ihren Briefen der Frage nach, ob das einfache, bescheidene, analoge Leben des Opas besser war, als das heutige voller Konsum, Selbstoptimierung, Digitalisierung und Hektik, geprägt von düsteren Zukunftsaussichten. Erleichtert die Digitalisierung wirklich unseren Alltag und die Bildung unserer Kinder? Und was ist an den sozialen Medien eigentlich sozial? „Wir leben heute in einer Welt, in der mein Opa nicht mehr klar kommen würde“, sagt die 38-Jährige. Die Briefe sind eine Mischung aus Pandemie-Tagenbuch und Gesellschaftskritik geworden.

„Wir arbeiten, um zu konsumieren, wir arbeiten mehr, um mehr zu konsumieren. Um zu zeigen, wie fleißig wir sind, stellen wir uns dicke Autos vor die Tür und ziehen uns die Kleidung an, die gerade in ist“, schreibt Decker im Januar 2021 an ihren Opa. Selbst die gesunde Ernährung sei inzwischen so ein „Trend-Ding“ geworden, findet sie, wer was auf sich halte, kaufe Bio.

Bei Opa dagegen habe es Tiefkühlkost mit Fondor und viel Liebe gegeben, und Eltern hatten Zeit für ihre Kinder. Überhaupt ist das Thema Kinder eins, dass der Autorin besonders am Herzen liegt. Die zweifache Mutter ist von Beruf Studienrätin und setzt sich viel damit auseinander, wieviel Tablet und Handy für welches Alter gut ist. Die Digitalisierung der Bildung sehe ich sehr kritisch“, sagt sie, Homeschooling habe einiges angerichtet in der Coronazeit. Die Folgen: viele Kinder seien depressiv, adipös und mediensüchtig, weil sie nur noch vor ihren Geräten säßen. Auch davon schreibt Jeanette Deckers dem Uropa ihrer Kinder.