1. Mönchengladbach

Senior*innen werden oft am Telefon betrogen

Neue Serie: Betrug an Senior*innen : Rat mal, wer hier spricht...!

Der Betrug per Telefon an Senioren ist auch bei der Gladbacher Polizei immer wieder Thema. In den letzten Jahren ist die Zahl gemeldeter Fälle gestiegen. Viele Fälle können nicht aufgeklärt werden. Und die Dunkelziffer ist vermutlich hoch. Da hilft nur Prävention, weiß Harald Werthmann, Leiter des Kriminalkommissariates Kriminalprävention/Opferschutz des Polizeipräsidiums Mönchengladbach.

So etwas könnte mir nie passieren“, denkt man vielleicht, wenn man in der Zeitung liest, wenn wieder mal jemand auf den Enkeltrick oder eine andere Betrugsmasche hereingefallen ist. Dabei macht man schon den ersten Fehler – man unterschätzt die Betrüger! Die haben nämlich immer wieder andere Tricks drauf, verstehen es, einen im falschen Moment zu erwischen und so unter Druck zu setzen, dass einem ein Fehler unterläuft. Über den kann man sich übrigens ärgern, aber man sollte sich nicht schämen und schon gar nicht aus falscher Scham auf eine Anzeige verzichten. Das betont auch Kriminalhauptkommissar Harald Werthmann. „Die Geschädigten erleben ein Wechselbad der Gefühle, bestehend aus Scham, Selbstvorwürfen und Ärger über die eigene Leichtgläubigkeit. Vielen fällt es schwer, sich zu einer Anzeigenerstattung durchzuringen.“ Eine „Dunkelziffer“ lasse sich bislang kaum schätzen, aber eine aktuell laufende bundesweite Studie soll demnächst Licht ins Dunkel bringen.

Doch warum fallen ältere Menschen häufiger auf Telefonbetrüger rein als junge? Neben demographischen Gründen – es gibt einfach viele Senioren in unserer Gesellschaft – führt Werthmann eine oftmals verringerte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit sowie eine Unkenntnis moderner Technik an. „Viele wissen zum Beispiel nicht, dass Täter mit einem Trick die Telefonnummer 110 auf dem Display des Angerufenen erscheinen lassen können“, sagt er. „Und, das muss man wissen: Wenn auf dem Telefondisplay als anrufende Nummer die 110 zu sehen ist, ist garantiert keine Polizei dran!“

Wie die Betrüger an die Telefonnummern älterer Menschen kommen, ist bekannt: Sie suchen sich „altmodische“ Vornamen aus dem Telefonbuch heraus: Gertrud zum Beispiel, Alfred oder – wie kürzlich in Mönchengladbach geschehen – Hannelore. „Dem kann man vorbeugen, indem man nur den Anfangsbuchstaben des Vornamens im Telefonbuch eintragen oder den Eintrag komplett löschen lässt“, rät Werthmann.

Aber was tun, wenn man dennoch einen Anruf erhält? Skepsis sei immer geboten, wenn unbekannte Nummern anrufen, betont Werthmann. Grundsätzlich solle man am Telefon nie über persönliche und finanzielle Verhältnisse sprechen und im Zweifelsfall direkt die Polizei unter 110 anrufen. Ausdrücklich warnt er auch vor dem Enkeltrick. „Der beginnt oft mit der Aufforderung: Rat mal, wer hier spricht!“, erklärt er.   „Wer jetzt spontan den Namen einer Bezugsperson, zum Beispiel des Enkels ‚rät‘, liefert dem Täter den Namen, unter dem er jetzt auftreten wird.“ Werthmanns Tipp: „Nennen Sie einen Vornamen, zu dem Sie niemanden kennen! Sagt der Täter dann ‚Ja, ich bin’s‘, wissen Sie, dass etwas nicht stimmt und legen sofort auf!“

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Und wie kann man Telefonbetrüger noch austricksen? „Zunächst mal Ruhe bewahren!“, rät Werthmann. Und wissen: Die Nachricht, dass ein Angehöriger schwer verunfallt ist, teilt die Polizei nie am Telefon mit! Ein Anruf bei der Person, um die es geht, bringt meist schon Klärung. Also:  Auflegen und die Telefonnummer anrufen, die man aus der Vergangenheit kennt.  

Werthmann hat auch noch einen SOS-Tipp, wenn man mit einem Anruf überfordert ist: „Auflegen!!! Sohn, Tochter oder eine andere Vertrauensperson anrufen!“