Über den Dächern von Süchteln

Über den Dächern von Süchteln

Sie prägt die Silhouette von Süchteln und ihr Turm mit 73 Metern ist weithin sichtbar. Gemeinsam mit dem Süchtelner „Nachtwächter“ Friedhelm Rath kletterte Redakteurin Claudia Ohmer hinauf in den Turm von St. Clemens.

Auch wenn es nur rund 125 Stufen sind, sollte man beim Aufstieg in den Turm der katholischen Pfarrkirche St. Clemens den Blick auf die Treppe richten. Denn rund 25 Zentimeter misst eine Steinstufe und eng und ein wenig muffig ist es auch im schmalen Treppenaufgang des alten Gemäuers. „1856 wurde die Pfarrkirche erbaut, aber der Turm, 1481 errichtet, ist der älteste Teil von St. Clemens“, erklärt mir Friedhelm Rath vom Süchtelner Heimat- und Verschönerungsverein. In der Gestalt des Nachtwächters macht er auch Führungen durch Süchteln, seit rund vier Jahren steigt der Süchtelner aber auch mit Interessierten in den Turm hinauf. Meistens an drei Terminen im Jahr. „Jetzt bald wieder zum Irmgardisfest am 10. September“, sagt der 67-Jährige.

Nun öffnet sich die Tür zum Turm, der aus Tuffstein und Basalt gebaut wurde. „Früher war der Turm Eigentum der Bürger und die Kirche hatte nur Nutzungsrecht“, berichtet Rath und erklimmt die ersten Stufen. Ja, der Aufgang ist sehr rustikal gestaltet. Ein wenig Staub und Spinnweben muss ich da schon abkönnen. Vorsicht Kopf, da hängt ein Holzbalken tiefer. Und dann stehe ich auch schon über dem alten Deckengewölbe auf Holzstegen und altem Gebälk. Schon beeindruckend, die Konstruktion. Wieder im Turm - wo auch einige Zeit früher das Stadtarchiv untergebracht war - fällt der Blick auf die Gewichte des historischen Uhrwerks. Rath erklärt: „Seit den 70er-Jahren ist die nicht mehr in Betrieb, jetzt läuft alles per Funk.“ Ich erfahre auch, dass der Bereich früher, als Süchteln auch von herumziehenden Gruppen belagert wurde, als Wehrturm diente. Die Kundschafter hier oben meldeten den unliebsamen Besuch, auf den man sich dann einstellen konnte.

Auf der nächsten Ebene sind oftmals Untermieter zu Gast. „Hier gibt es Nistkästen für Fledermäuse“, so Rath. Auch Schleiereule und Turmfalke waren hier bereits zu Gast.

Wieder im Treppenaufgang, der die drei Geschosse miteinander verbindet, und wir stehen im Glockenstuhl. Sechs Glocken mit einer Masse von 5,2 Tonnen hängen hier an den Balken. „Die schwerste ist ,Clemens’ mit 2 160 Kilo, die schlägt zur vollen Stunde“, weiß Rath. Dann wären da auch noch „Maria“, „Josef“ und „Irmgard“ sowie die „Christ König-Glocke“, die mit einigen hundert Kilo ins Gewicht fallen. Die erst genannten drei wurden im zweiten Weltkrieg durch die Nationalsozialisten abgelassen und zur Einschmelzung und Herstellung von Munition nach Hamburg gebracht. Mit Glück wurden sie jedoch wieder gefunden und fanden ihren Weg zurück nach Süchteln.

Luftig ist es hier oben, man hört den Feierabendverkehr von unten rauschen und „Klong!“ eine Glocke schlägt. Ich zucke zusammen, ist schon recht laut. Und zum Glück schlägt’s keine Zwölfe. Also nichts wie runter vom Turm.

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Höher geht es auch nur noch ein Stück auf der Feuerwehrleiter in die Spitze. „Die wurde auch mal Anfang des 17 Jahrhunderts komplett abgeweht“, erzählt Rath.

Und wenn Sie au

ch noch die Geschichte vom Zuckerhütchen, der kleinsten Glocke, erfahren möchten, dann müssen Sie wohl selbst einmal hoch hinauf in den Turm.

(StadtSpiegel)