Unser Lieblingsort

Unser Lieblingsort

"Die Gartenarbeit und das Bonsai-Schneiden ist wie eine Art ungewollter Meditation. Man kommt runter." Woran das liegt? Die Antwort gibt Ralf Bohnen zusammen mit seiner Frau Maureen am nächsten Wochenende, wenn sie ihre Gartenpforte für alle öffnen.

Seit seiner Jugend hat sich Ralf Bohnen für die asiatische Kultur interessiert. Erst ging er zum Karate, dann stolperte er über seinen ersten Bonsai - "und heute ist es eine Sucht." Im letzten Jahr fuhren die Bohnens nach Japan zur World Bonsai Convention, wurden von einem Fernsehsender interviewt, brachten viele Eindrücke aus dem Fernen Osten mit zurück in die Heimat und beschlossen, ein Kiesbett anzulegen und ihrem kleinen Paradies einen asiatischen Touch zu geben. "Wir haben alle zwei Jahre spontane Ideen, die wir dann auch schnell umsetzen." Die Parzelle ist nicht sehr groß, etwa 300 Quadratmeter, in einer ruhigen Gegend gelegen.

 Ralf Bohnen (r.) erklärt Besuchern in seinem Garten, wie er Bonsais schneidet.
Ralf Bohnen (r.) erklärt Besuchern in seinem Garten, wie er Bonsais schneidet. Foto: Bohnen

Bei der Aktion "Offene Gartenpforte", bei der Bürger ihre Art des Gärtnerns für ein paar Stunden der Öffentlichkeit zeigen, machen sie zum vierten Mal mit. "Natürlich muss an den Terminen das Wetter mitspielen - aber eigentlich hatten wir immer tolle Gespräche." Und das, obwohl ihr Ruhepol schon immer etwas anders war. "Unser Garten ist absolut nicht geleckt", sagt Ralf Bohnen. Der Rasen ist nicht unkrautfrei, wo Moos wächst, wird es nicht sofort herausgestochen. Dennoch ist für das Ehepaar die "Gartenpforte" immer ein Ansporn, ihre Ideen zu zeigen.

So spontan das Ehepaar Bohnen mit seinen Gartenideen umgeht, so vorausschauend pflegen sie ihre Bäume - denn es handelt sich um kleine Kunstwerke, im wahrsten Wortsinn. "Bei den Bonsais braucht man schon einen 3-, 5- oder 10-Jahresplan." Man stellt sich vor, wie die Idealversion am Ende aussehen soll und arbeitet dann jeden Tag darauf hin. "Obwohl, es gibt auch Bäume, da weiß man nicht, wo's hingeht." Immer wird aber ein Abbild der Natur in Miniaturform angestrebt. In der Bonsai-Szene ist vor allem der Wacholder beliebt. "Bei mir nicht", grenzt sich der Gärtner ab. Er mag vor allem Linden. "Die sind sehr geschichtsträchtig und haben im früheren Alltagsleben eine große Rolle gespielt." Als Dorf- oder Gerichtslinde etwa. Das Problem bei den Linden als Bonsais sind die großen Blätter, "der Stamm braucht also eine gewisse Dimension, damit die Proportionen auch stimmen."

Überraschend: Der Linden-Bonsai ist keine Extra-Züchtung. "Wenn man den wachsen lassen würde, entwickelte sich daraus eine ganz normale Linde." Deshalb kann man auch in die Natur stapfen, einen Winzling von Linde entdecken und dann den Eigentümer des Bodens fragen, ob man ihn ausgraben dürfe. Was für einen Anfänger auch tröstlich sein dürfte, die Linde verzeiht beim Kunstschnitt viele Fehler. Überhaupt kommt es bei dieser Art des Naturumgangs nicht allein auf das Ziel an, sondern ebenso auf den Weg dorthin.

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Die Versenkung in die Arbeit und die Verantwortung ("man muss in einem Garten jeden Tag gießen") sind ein Ansatz für nachhaltige Entspannung. Die Erkenntnis wollen die Bohnens anderen Gartenliebhabern vermitteln. Und nehmen dafür auch einen Nachteil in Kauf: "Wir können uns an diesem Tag leider andere Gärten nicht ansehen."

(StadtSpiegel)