Das schönste Geschenk

Einen Tag nach dem dritten Geburtstag kam die erlösende Nachricht: Bei Henry aus Lobberich ist der Krebs nicht mehr nachweisbar.

Kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr war in Lobberich eine riesige Spendenaktion angelaufen. „Henry will leben“ hieß es auf Plakaten. Der damals Zweijährige litt an JMML, einer besonders aggressiven Form der Leukämie. Familie und Freunde riefen eine Hilfsaktion ins Leben, bei der sich am Ende 3.700 Menschen typisieren ließen und 115.000 Euro an Geldspenden zusammenkamen.

Bei der Typisierung geht es darum, einen passenden Stammzellspender zu finden. Bestimmte Merkmale im Blut müssen mit denen des Erkrankten übereinstimmen, damit eine Spende möglich ist. Die Krankenkassen zahlen zwar eine Therapie, nicht aber die Typisierung.

Deshalb mussten sowohl Menschen gefunden werden, die bereit sind, mit ihren Stammzellen zu helfen, als auch diejenigen, die das Geld geben, um die Typisierungen zu bezahlen. Die Typisierung einer Blutprobe kostet etwa 50 Euro.

Die Menschen, die sich typisieren ließen, wussten: Es könnte sein, dass sie nicht für Henry, vielleicht aber für einen anderen Kranken irgendwo auf der Welt als Spender in Frage kommen. Die Spenderin, die schließlich zu Henry passte, wurde im Januar in einer Datenbank gefunden. Sie hatte sich in einer ganz anderen Aktion einmal typisieren lassen. Und unter denjenigen, die für Henry zum Test gingen, waren sieben Menschen, die anderen Kranken helfen konnten.

Weil die JMML so weit fortgeschritten war, mussten die Ärzte am 1. April mit der Chemotherapie für Henry beginnen. Am 15. April erfolgte die Transplantation. Es bildeten sich zwar neue Zellen, aber nicht genug, so dass zwei Monate später eine zweite Übertragung von derselben Spenderin erfolgen musste. Zwischendurch war der kleine Lobbericher absolut isoliert. Nach mehr als neun Wochen durfte er mit Mundschutz Ende Mai einmal ganz kurz das Zimmer verlassen.

Die zweite Transplantation ist erfolgreich. Nach 14 Wochen auf der Düsseldorfer Krebsstation darf Henry zu seinen Eltern und Schwestern nach Hause, es geht ihm täglich besser. Am 10. September gilt sein Immunsystem als wiederhergestellt. Bis zur wirklich erlösenden Botschaft dauert es aber noch bis zum Tag nach seinem dritten Geburtstag am 6. Oktober. Dann kommt die Nachricht, dass JMML bei ihm nicht mehr nachweisbar ist.

Ab Januar kann er in den Kindergarten gehen. Seine Eltern und Schwestern sind sehr dankbar für die viele Unterstützung, die sie erfahren haben: „Ohne Euch hätten wir diesen Weg nicht geschafft.“

(Report Anzeigenblatt)